Rast und das Assen-Drama: «Wie auf Regenreifen»
René Rast
Alles war prima, alles war easy. René Rast hatte alles unter Kontrolle. Alles war wie immer, könnte man fast sagen. Er fuhr in Assen seinem vierten Saisonsieg entgegen, von hinten gab es keinen Druck mehr, die Konkurrenz hatte er abgeschüttelt.
In Runde 15 hatte er erstmals gestoppt, da war noch alles in Ordnung. Er zog bei seinem Pflichtstopp einen angefahrenen Satz Reifen auf.
Rund 15 Minuten waren es noch, als Rast merkte, dass etwas nicht stimmte. Aus. Vorbei. Wie es in dieser Saison schon oft passierte: Wenn der Leistungsabfall der Reifen einsetzt, setzt er plötzlich ein, von jetzt auf gleich.
«Der zweite Satz war nach zehn Runden fertig, da ging gar nichts mehr. Ich habe nichts anders gemacht als vorher auch. Das ist schwer zu erklären», sagte Rast: «Das müssen wir auf jeden Fall noch analysieren.»
Er hatte keine Chance mehr. Denn: «Das Auto fährt sich wie auf einem Regenreifen, es ist gar nicht mehr in der Balance, du hast keinen Grip mehr, es rutscht nur noch», erklärte er. Die Krux: «Es wird dann auch. noch jede Runde schlimmer.»
Er sah, dass noch rund eine Viertelstunde zu gehen war. Wusste, dass nichts mehr gehen würde. Sein Markenkollege Mike Rockenfeller hatte ihn bereits überholt, wahrscheinlich würde er komplett durchgereicht werden.
Er entschied sich deshalb, einen zweiten, ungeplanten Stopp einzulegen. Bei der Einfahrt in die Boxengasse hörte man über Funk, wie sehr so etwas frustet, das böse «F-Wort» war nicht zu überhören. Klar, dass der Ärger groß war: Die Führung war er los, fiel sogar bis auf Platz zwölf zurück.
«Ich habe jede Runde zwei, drei Sekunden verloren. Das ar der richtige Call, man weiß ja nie, was passiert, der Reifen hätte mir ja auch um die Ohren fliegen können.»
Danach pflügte er mit den frischeren Reifen durch das Feld, schaffte es bis auf Platz fünf – Schadensbegrenzung. «Ich musste volles Risiko gehen», sagte er.
Während sich Marco Wittmann (BMW) mit 46 Punkten in Assen im Titelkampf zurückmeldete, bewertete Rast sein Wochenende als «durchwachsen. Im Qualifying waren wir immer schnell, aber beide Rennen waren nicht so, wie es mich gewünscht hätte.» Er behält die Führung, liegt nach zehn von 18 Rennen bei 158 Punkten. Verfolger Nico Müller hat 136 Zähler, Wittmann 118.