Rockys Reifenschlacht: «Auf jedes Geräusch geachtet»
Mike Rockenfeller und Nico Müller
Mit fünf Audi RS 5 DTM auf den besten fünf Startplätzen hatte Audi für das erste Rennen der zweiten Saisonhälfte eine perfekte Ausgangsposition. Allerdings hatte sich schon im Freien Training am Freitag abgezeichnet, dass die Reifen in Assen auf trockener Strecke extremen Belastungen ausgesetzt sind.
«Heute ging es darum, schnell zu fahren und gleichzeitig die Reifen zu schonen», sagte Mike Rockenfeller nach seinem ersten DTM-Sieg seit Zandvoort 2017. «Es war schwierig zu fühlen, was die Reifen machen. Im zweiten Stint konnte ich sie gut managen und attackieren, aber es war alles andere als einfach. Als der Abstand nach hinten größer wurde, habe ich auf jedes Geräusch im Auto geachtet – deswegen war ich froh, als ich die Zielflagge sah. Danke an mein Team! Heute war ein perfekter Tag: Im Qualifying und im Rennen lief alles super. So kann man in der DTM gewinnen.»
Allerdings bleibt die DTM für ihn hin und wieder auch ein Buch mit sieben Siegeln. Denn am Samstag hatte Rockenfeller das gleiche Auto, hatte über Nacht nichts verändert. «Gestern sind wir mit dem gleichen Set-up noch im hinteren Mittelfeld gelandet, heute vorn», sagte er: «Verstehen kann man das nicht.».
Aber: «Der Sieg ist für alle eine große Erleichterung. Wir haben die Pace und das Auto und wir sind jetzt zurück im Spiel für die Top drei.»
Von Startplatz drei aus ins Rennen gegangen, lag Rockenfeller nach dem Start zunächst hinter dem Trainingsschnellsten René Rast auf Platz zwei. Der DTM-Spitzenreiter hatte zeitweise einen komfortablen Vorsprung, musste dann aber als Führender ein zweites Mal zum Reifenwechsel an die Box kommen.
«Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle, aber plötzlich gingen die Reifen komplett in den Keller», sagte Rast, der durch den zweiten Stopp auf Platz 13 zurückfiel. Mit einer spektakulären Aufholjagd und Rundenzeiten, die teilweise bis zu fünf Sekunden schneller waren als die seiner Gegner, kämpfte er sich in den letzten neun Runden noch auf Platz fünf nach vorn.
Nico Müller sicherte sich den dritten Platz. Der Schweizer verlor bei seinem Boxenstopp durch ein Problem am Schlagschrauber viel Zeit und musste am Ende wegen eines sich anbahnenden Reifenschadens im Kampf um Platz zwei das Tempo drosseln.
«Ein Hinterreifen verlor bereits Luft, sonst hätte ich Marco (Wittmann) noch attackieren können», sagte Müller. «Ich habe am Anfang hinter den anderen Autos meine Reifen etwas überstrapaziert. Deshalb bin ich früher an die Box gekommen und hatte einen langen zweiten Stint vor mir. Es war extrem schwierig, die Reifen am Leben zu halten. Am Ende wurde es richtig eng. Mit zwei Podiums an diesem Wochenende bin ich sehr zufrieden.»
Jonathan Aberdein gelang mit Platz vier das bisher beste DTM-Ergebnis des Kundenteams WRT Team Audi Sport. Mit Robin Frijns, Jamie Green und Pietro Fittipaldi auf den Plätzen sechs, neun und zehn kamen sieben der acht Audi RS 5 DTM in die Punkteränge. Nur Loïc Duval verpasste als Elfter knapp einen Punkt. Der Franzose wechselte wie Rast zweimal die Reifen.
«In diesem Rennen ist unglaublich viel passiert», sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. «René war sehr schnell, hat dann aber irgendwie seine Reifen überstrapaziert. Ein fünfter Platz ist bei zwei Boxenstopps trotzdem noch ein sehr gutes Ergebnis. Ich freue mich sehr für Mike und Nico, der am Ende auch noch einen Reifenschaden hatte. Es war ein fantastisches Rennen vor einer tollen Kulisse. Ich glaube, die Fans haben heute ein richtiges Spektakel gesehen. Wir kommen auf jeden Fall sehr gerne wieder zurück nach Assen – nicht nur wegen des starken Ergebnisses heute.»
Audi holte am Sonntag 68 von 88 möglichen Punkten und vergrößerte seinen Vorsprung in der Herstellerwertung auf BMW auf 170 Punkte. In der Fahrerwertung führt René Rast mit 158 Punkten vor Nico Müller (136) und Marco Wittmann (118), der am Sonntag als einziger BMW-Pilot Punkte holte. In der Teamwertung liegt das Audi Sport Team Rosberg weiter vor dem Audi Sport Team Abt Sportsline an der Tabellenspitze.