DTM: Der «einsame» Müller und Ratlosigkeit bei BMW
Nico Müller
Nico Müller legt sich auf sein Auto, bejubelt seinen Auftaktsieg überschwänglich. Allerdings auch alleine, inmitten der Coronavirus-Pandemie fällt die Freude im wahrsten Sinne des Wortes distanzierter aus.
Was nichts daran ändert, dass Audi zumindest beim Start der DTM-Saison in Spa das Maß der Dinge ist: Die Ingolstädter feiern, angeführt von Reifenflüsterer Müller, einen Fünffacherfolg.
Der letztjährige Vizemeister hatte im Ziel 19,5 Sekunden Vorsprung. «Es war schwer, das Rennen einzuschätzen. Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Am Ende habe ich nur gebetet, dass die Reifen halten, ich hatte Vibrationen gespürt. Spa macht viel Spaß, aber nicht mehr ganz so viel, wenn der Reifen leidet. Ich bin sehr glücklich, wie es ausgegangen ist», so Müller.
Und? Wie war es auf dem Podium? Emotional, auch ohne Fans?
«Es immer emotional, am Nationalfeiertag der Schweiz ist es noch emotionaler. Es ist aber traurig, dass man die Freude nicht mit den Fans teilen kann, aber auch, dass man nicht in die Arme der Mechaniker springen kann. Das ist nicht ganz einfach, das muss ich zugeben», sagte er.
Denn die haben ihm ein Auto in die Garage gestellt, das von Anfang an funktionierte.
«Das ist ein unglaublicher Start in die Saison, das haben wir nach den Tests nicht erwartet. Es ging vor allem um das Reifenmanagement, Nico stand heute über allen anderem im Feld», sagte Audis Motorsportchef Dieter Gass: «Das war fantastisch.»
Hinter dem Schweizer reihten sich Jamie Green, Loic Duival, Mike Rockenfeller und Meister René Rast ein. Der Champion hatte mit extremem Reifenabbau zu kämpfen und musste gleich zweimal an die Box, was ihn zwischenzeitlich bis auf Platz zehn zurückwarf.
Es entwickelte sich auf dem Traditionskurs in den Ardennen wie erwartet eine Reifenschlacht, mit starken Drops, fehlendem Grip und Balance-Problemen. Eine Herausforderung, mit der Audi besser klarkam als BMW.
Die Münchner erleben ein schwieriges Wochenende, die Hoffnungen, dass man in der Winterpause zu Audi aufschließen konnte, erfüllten sich zumindest am Samstag nicht. Bereits im Qualifying deutete sich ein komplizierter Tag an, und der wurde es im Rennen dann auch. Bester BMW-Mann war Philipp Eng auf Platz sechs.
Schadensbegrenzung. Lucas Auer wurde Siebter, Timo Glock Achter. «Es war schwierig, das war von vorneherein klar, weil wir wussten, dass die Reifen leiden. Ich habe von Runde zwei an versucht, die Reifen zu schonen, ich konnte das Tempo deshalb nicht mitgehen. Ich habe mein Rennen eher zum Ende hin ausgerichtet», sagte Glock.
«Wir haben versucht, aus unserer nicht optimalen Quali-Performance bestes Kapital zu schlagen. Was wir aber beim Test gelernt hatten, konnten wir nicht bei allen Autos umsetzen. Wir können am Sonntag sicherlich noch einiges besser machen, deshalb müssen wir den Auftritt gut analysieren. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.
Für den zweimaligen Champion Marco Wittmann war sein elfter Platz «natürlich enttäuschend. Im ersten Stint lief es noch gut, und ich konnte mich an meinen BMW Kollegen vorbeiarbeiten. Auch die Reifen haben sich gut angefühlt. Im zweiten Stint ging dann leider gar nichts. Woran das lag, kann ich mir direkt nach dem Rennen nicht erklären. Das müssen wir analysieren.»