Alarmzeichen & Armutszeugnis: BMW nach Debakel ratlos
BMW war in Spa chancenlos
Die Tiefschläge sind bitter. Desaströs. Ein Debakel. Bei BMW herrscht nach dem DTM-Auftaktwochenende Ratlosigkeit über so viel Chancenlosigkeit. Ja, auch ein bisschen Fassungslosigkeit war dabei, denn in Spa war Audi das Maß der Dinge.
Über weite Strecken allerdings mit einer solchen Dominanz, dass sich die Frage stellt: Geht das jetzt die ganze Saison so? Feiert sich Audi in der Abschiedssaison von Sieg zu Sieg? In Spa waren es immerhin zwei Fünffacherfolge, zwei Audi-Festspiele, bei denen die BMW-Stars zu Statisten degradiert wurden und keine Rolle spielten.
«Das einzige, das ich mir noch gewünscht hätte, ist, dass BMW mehr auf Augenhöhe mit Audi wäre. Das waren sie an diesem Wochenende ganz klar nicht», sagte DTM-Chef Gerhard Berger nach einem für die DTM ansonsten gelungenen Auftakt in die Corona-Saison. Seine Ansage nach München: «Ich hoffe, dass BMW bis zum nächsten Rennen seine Hausaufgaben so macht, dass sie auch im Kampf um den Sieg eine Rolle spielen können.»
Denn klar: Bei zwei Herstellern gibt es für die Spannung nichts Tödlicheres als einen Autobauer, der das Geschehen nach Belieben dominiert.
Es ist ein Armutszeugnis, wenn der beste BMW-Fahrer am Sonntag, Sheldon van der Linde, der 24 Sekunden hinter Sieger René Rast ins Ziel kam, sagt: «Ich habe alles herausgeholt. Mehr geht nicht».
Und ein Alarmzeichen ist es, wenn er anfügt: «Wir müssen jetzt kämpfen, damit wir das bis zum Lausitzring aufholen. Keine Ahnung, wie.»
Durchhalteparolen, kombiniert mit Hilflosigkeit.
Doch woran lag die Chancenlosigkeit in Qualifying und Rennen? «Uns fehlt das Tempo», sagt der zweimalige Champion Marco Wittmann. «Wir sprechen nicht von einer oder zwei Zehntelsekunden. Am Ende haben uns sieben Zehntel bis zu einer Sekunde gefehlt. Das ist wirklich viel, das ist eine andere Welt.»
Die sich auch in Punkten ausdrückt. Bester BMW-Fahrer ist Rückkehrer Lucas Auer mit zehn Zählern, vor ihm liegen alle sechs Audi-Werksfahrer, an der Spitze hat Nico Müller bereits 46 Punkte. In der Herstellerwertung hat Audi 180 Punkte mitgenommen, BMW ganze 34. Für BMW, wo man nach der schwachen Saison 2019 kein Stein auf dem anderen ließ und das ganze Programm einmal auf links gedreht hat, ist der Auftakt ein Schlag ins Gesicht.
Es war eine Kombination aus Gründen: Audi hatte für die High-Speed-Strecke mit den langen Geraden offenbar den besseren Motor, vor allem aber hatte BMW Probleme mit dem Reifenverschleiß, den bekamen die Münchner das ganze Wochenende über nicht in den Griff. Gut möglich auch, dass das komprimierte Zweitage-Programm Audi in die Karten spielte, da das Paket der Ingolstädter bereits im vergangenen Jahr hervorragend funktionierte.
«Mit den Reifen hatten wir große Probleme, das müssen wir uns gut anschauen», sagte Wittmann. Hinzu kommt, dass Spa von der Charakteristik her eine besondere Strecke ist, auf der die DTM zum ersten Mal gefahren ist. «Deshalb ist es schwer zu sagen, ob es streckenspezifisch war oder ob ein anderes Problem ist», so Wittmann. Letzteres wäre vor allem auch für die DTM ein Desaster.
Denn klar ist auch: Zeit zum Analysieren und Aussortieren ist in der mit 100 Tagen kürzesten DTM-Saison der Geschichte nur wenig da.
So oder so: Bis zum Doppelpack auf dem Lausitzring (14.-16. und 21.-23. August) hat BMW eine Menge Hausaufgaben zu erledigen. «Wir müssen uns jetzt in die Daten stürzen, alles analysieren und Lösungen finden», weiß Auer. Das ist allerdings oft einfacher gesagt als getan.
«Das Reifenmanagement ist uns erneut sehr schwergefallen, daran müssen wir arbeiten. Zuverlässigkeit und Top-Speed haben gepasst, die Pace im ersten Stint vor allem in den Sektoren zwei und drei nicht. Das müssen wir analysieren», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Er fordert: «Bis zum Lausitzring müssen wir generell unser Paket noch verbessern, auch wenn die Reifen dort keine so große Rolle spielen sollten wie hier in Spa.»
In der Hoffnung, dass man selbst wieder eine größere Rolle spielen kann.