Emotionales Ende: Abschied von richtig geilen Rennern
Die DTM-Autos starten am Wochenende ein letztes Mal
Am Wochenende wird es noch einmal emotional. Nein, die DTM wird nicht begraben, sie lebt mit einem GT3-Reglement weiter. Doch ein Stück Historie geht mit dem Finale in Hockenheim trotzdem: Es ist der letzte Einsatz der Class-1-Boliden.
Prototypen. Reinrassige Rennwagen. Für Fans waren die hochgezüchteten Autos oft ein Anlass zur Kritik. Für die Piloten Herausforderung und Spaß gleichermaßen.
Titelverteidiger René Rast, der in Hockenheim seinen dritten Titel anpeilt, wird «mit Sicherheit» die Autos am meisten vermissen.
«Die waren wirklich das Nonplusultra. Reine Prototypen, geiler Sound, schnelle Autos. In Spa waren Formel 2 oder LMP2 nur unwesentlich schneller. Man kann daran schon erkennen, dass das richtig geile Rennautos waren.» Beim Saisonauftakt in Spa hatten Philipp Eng, Fabio Scherer und Jonathan Aberdein erstmals die 300-km/h-Marke durchbrochen.
Die schnellsten DTM-Autos der Geschichte.
Rasts Titelrivale Nico Müller, der vor den letzten beiden Rennen 19 Punkte Rückstand auf Rast hat, sagt: «Wenn man die hautnah erlebt hat, wird man sie vermissen. Dass sind megatolle Rennautos, die super Rennen bieten und extrem viel Spaß machen, sie am Limit zu bewegen.»
Herzstück der Autos ist der Zweiliter-Vierzylinder-Turbomotor, der 85 Kilogramm wiegt und damit fast halb so viel wie der alte V8-Sauger, der von 2000 bis 2018 in der DTM eingesetzt wurde.
Er leistet rund 580 PS, die durch Push-to-Pass auf 640 PS erhöht werden können. Die Laufleistung beträgt rund 6000 Kilometer, das Leistungsgewicht liegt bei rund 1,7 Kilogramm pro PS. Das Drehmoment liegt bei 560 Newtonmeter. Die maximal erlaubte Drehzahl liegt bei 9.500 Umdrehungen.
Rund zweieinhalb Jahre hatte die Entwicklung gedauert, es wurde dabei auch eine Menge Geld investiert. Diversen Berichten zufolge sollen es zwischen 80 und 100 Millionen Euro gewesen sein, die zum Beispiel bei Audi für das Projekt inklusive der Entwicklung des Motors in die Hand genommen wurden.
Bei BMW dürfte es nicht viel weniger gewesen sein.
Auch wenn der BMW M4 DTM in den beiden Jahren der Class-1-Ära alles andere als ein Erfolgsmodell war, werden die Fahrer die Boliden vermissen. «Es ist das beste Rennauto, das ich jemals gefahren bin. Es leistet viel mehr, als die Leute erwarten. Das ist nicht mehr wirklich ein Tourenwagen, sondern mehr ein Formelauto», sagte Sheldon van der Linde.
«Zwar soll die DTM mit einer neuen Plattform eine Zukunft haben, aber trotzdem ist es ein komisches Gefühl», gibt Timo Glock zu. «Zudem ist es sehr schade, dass ich die letzten Rennen mit einem solchen Auto wie den BMW M4 DTM fahren werde. Es ist einer der beeindruckendsten Tourenwagen, die man fahren kann, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Daher wird es ein emotionales Wochenende.»
«Die aktuellen DTM-Boliden sind die Königsklasse im Tourenwagensport, und ich werde dieses Wochenende noch einmal genießen, denn diese Autos sind einfach wahnsinnig toll zu fahren», sagte sein Markenkollege Lucas Auer.
Auch Formel-1-Star Robert Kubica findet den Abschied «sehr schade. Ich kann verstehen, dass diese Autos wahrscheinlich sehr teuer sind und nicht so attraktiv für neue Hersteller. Die DTM war für mich immer High-Level-Racing mit Herstellern. Das sind die aufregendsten Autos mit Dach, die man fahren kann. Alle von uns Fahrer werden das Gefühl vermissen, diese Autos zu fahren. Denn das genießen alle: Das Downforce-Gefühl und die Möglichkeit, das Maximum herauszuholen. Sie sehen aus wie Tourenwagen, fühlen sich aber an wie Formel-Autos. Aber wenn der Wechsel der Autos für die DTM eine gute Zukunft garantiert, dann ist es der richtige Schritt. Ich hoffe, dass die DTM auch neuem Format und mit GT3-Autos Erfolg hat», sagte der Pole.