Schnitzer-Aus beschlossen: Hoffen auf ein Wunder
Für den deutschen Motorsport ist es eine bittere Nachricht: Das Traditionsteam Schnitzer steht vor dem endgültigen Aus. «Die Betriebsschließung ist bereits beschlossene Sache», bestätigte Teamchef Herbert Schnitzer jr. bei motorsport.com. «Wir kennen unsere monatlichen Kosten. Und ab dem nächsten Jahr haben wir keine Einnahmen mehr.»
Bedingt durch die von vielen Teilen der Motorsport-Szene kritisierte Trennung durch BMW, denn ab 2021 ist Schnitzer kein Werksteam mehr.
Und natürlich durch die Coronakrise, durch die es noch einmal zusätzlich erschwert wurde, einen Partner zu finden, der eine finanzielle Unterstützung stellt.
Hinzu kam eine finanzielle Belastung nach dem Tod von Charly Lamm, denn dadurch wurden seine Firmenanteile an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Ein normaler Vorgang, der aber das Team zu einem ungünstigen Zeitpunkt traf.
Allerdings gab es durch diverse Medienberichte offenbar Missverständnisse, weshalb die Familie Lamm über einen Anwalt eine Stellungnahme veröffentlichte.
«Eine mögliche Betriebsschließung der Schnitzer Motorsport GmbH hat mit der Person Karl Lamm und seinen Hinterbliebenen nichts zu tun.
Karl Lamm hat seinen langfristig geplanten Rückzug aus der Schnitzer Motorsport GmbH durch Kündigung seiner Geschäftsanteile im Jahr 2017 mit Wirksamkeit zum 31.12.2018 eingeleitet. Der Abfindungsanspruch ging in Folge seines Todes am 24.01.2019 auf die Hinterbliebenen über.
Im ersten Halbjahr 2020 kam die Abfindung nach Feststellung der dafür erforderlichen Bilanz (13.12.2019) zur Auszahlung. Die Auszahlung erfolgte auf Wunsch des verbliebenen Gesellschafters aus Mitteln der Schnitzer Motorsport GmbH und nicht aus Mitteln des Gesellschafters. Entgegen des in der Satzung vorgesehenen und liquiditätsschonenden Auszahlungsprozesses in fünf Jahresraten hat sich der verbliebene Gesellschafter zur Sofortzahlung der Gesamtsumme entschieden.
Familie Lamm ist über die letzten Entwicklungen der Schnitzer Motorsport GmbH traurig und hofft, dass das Rennteam auch in Zukunft fortbestehen wird.»
Schnitzer Jr., der 2019 nach dem Tod von Charly Lamm als Teamchef übernommen hatte, gibt die Hoffnung dann auch noch nicht auf.
«Wenn man eine Betriebsschließung macht, muss man alles auflösen. Der letzte Strohhalm, an den ich mich noch klammere, ist, dass das jetzt durch die Medien geht», sagte er. «Und dass vielleicht doch noch ein Großsponsor in Form eines Investors auf uns aufmerksam wird, den wir vorher nicht auf dem Schirm hatten. Wenn jetzt jemand kommt, der unseren Betrieb kauft und damit die ganze Belegschaft übernimmt, dann gibt es meiner Meinung nach noch eine Chance.»
Da wäre es nach über 50 Jahren mit BMW sogar egal, wenn man noch einmal mit einem neuen Hersteller durchstartet. «Vor einem Monat hätte ich noch abgelehnt, aber wenn jetzt ein Hersteller kommt und uns engagieren würde, dann wäre ich offen für neue Partnerschaften, weil es um das Überleben des Teams und damit auch um unsere Mitarbeiter geht», sagte Schnitzer.