KTM in die DTM? Hans Reiter: «Wir arbeiten daran»
Reiter setzt mit seinem Team zwei X-BOW GT4 in der DTM-Trophy ein
Steigt KTM bald in die DTM ein? Der österreichische Kleinserienhersteller hatte für die anstehende Saison 2021 noch abgelehnt, die Pläne, bei der Traditionsserie mitzumischen, ließen sich nicht rechtzeitig verwirklichen.
Vorstand Hubert Trunkenpolz hatte Ende 2020 einen Einstieg für 2022 aber nicht ausgeschlossen, denn die DTM setzt nach dem werksseitigen Ausstieg von Audi und BMW inzwischen auf ein GT3-Reglement.
Für 2021 sind zehn Teams permanent dabei, sie setzen insgesamt 17 Autos der Marken Audi, BMW, Mercedes und Ferrari ein. Hinzu kommt ein McLaren von JP Motorsport als Gaststarter.
Man wisse viel zu wenig über das neue GT2-Auto, sagte Trunkenpolz damals SPEEDWEEK.com. «Deshalb kommt die DTM bisher nicht in Frage», sagte er. Und ergänzte: «Für die Zukunft nach 2021 will ich die DTM nicht dezidiert ausschließen. Sag‘ niemals nie! Wenn das Auto ordentlich performt und wenn wir dazu eine anständige Homologation bekommen, dann ist die DTM sicher nach wie vor eine gute Plattform. Vor allem wenn wir für unser Paket einen attraktiven Sponsor als Back-up finden; die DTM ist ja nicht kostenlos. Mit Prototypen würden wir die DTM nie bestreiten. Das passt nicht zu KTM. Wir brauchen Rennfahrzeuge, die wir auch in Serie produzieren können. Was Gerhard Berger jetzt mit dem GT3-Reglement plant, würde ich für KTM nicht für alle Zeiten ausschließen», sagte Trunkenpolz.
Am vergangenen Wochenende feierte der KTM X-BOW GT2 mit einem 2,5-Liter-Fünfzylinder-Audi-Motor und rund 600 PS seine Rennpremiere im Rahmen der GT2 European Series in Monza. DTM-Legende Hans-Joachim Stuck saß dabei in einem KTM X-BOW GT2, feierte sein Comeback und kündigte bei SPEEDWEEK.com sogar weitere Einsätze in der Serie an.
Mittelfristige Perspektive
Parallel bleibt die DTM für KTM eine mittelfristige Perspektive, wie Hans Reiter erklärt. «Wir wollen gerne in der GT3-Klasse fahren, aber dafür müssen wir erst einmal die minimale Stückzahl von 300 Straßenautos bauen. Das dauert noch ein bisschen, aber wir arbeiten daran. Wir wollen ganz bewusst keine Einzelzulassung für die Straßenautos, sondern wirklich eine Serienzulassung, bei der alle Kriterien erfüllt werden, wie bei den großen Herstellern auch», sagte er DTM.com. Reiter führt mit seinem Team Reiter Engineering seit Jahren viele KTM-Einsätze durch.
«Kürzlich haben wir schon den frontalen Crashtest und den seitlichen Crashtest bestanden. So arbeiten wir uns Schritt für Schritt voran», sagte Reiter. Trunkenpolz hatte die Straßenversion des Typs X-BOW GT Street für November oder Dezember 2021 angekündigt. Die Serienversion leistet 500 PS bei 1060 kg, die Autos werden 230.000 Euro plus Mwst. kosten.
Das Traditionsunternehmen KTM aus Mattighofen in Oberösterreich verkauft ca. 265.0000 Motorräder im Jahr, hat sich zum größten Motorradhersteller in Europa gemausert und bisher 314 WM-Titel gewonnen.
Das Team Reiter setzt unter der Bewerbung von True Racing by Reiter Engineering zudem in der kommenden Saison zwei X-BOW GT4 in der DTM-Trophy ein, bewegt sich also weiter im Rahmenprogramm und damit im Dunstkreis der DTM. «Wir sind kein klassisches Werksteam, wie man das beispielsweise von Marken wie Porsche oder BMW kennt. Wir sind ein gesundes Privatteam, das nicht zuletzt durch das Engagement von Herrn Trunkenpolz als Vorstand von KTM in der Lage ist, im Motorsport aktiv zu sein. Daher auch der Name True Racing als Verweis auf Herrn Trunkenpolz, der ein sehr großes Herz für den Rennsport hat.»
Für Reiter schließt sich ein Kreis
Für Reiter schließt sich mit den Einsätzen seines Teams in der DTM Trophy auf der Plattform der DTM in gewissem Sinne ein Kreis. «Die DTM ist ein wichtiger Teil meines beruflichen Lebens», sagt er. «1990 habe ich in der DTM als Techniker bei Schnitzer mit dem M3 angefangen, danach war ich bei AMG mit Mercedes, und nach dem Neustart im Jahr 2000 war ich bei Holzer mit Opel.»
Danach gründete Reiter sein eigenes Team, war in verschiedenen Langstrecken- und GT-Serien aktiv und verschaffte sich auch einen guten Ruf im Bereich der Fahrzeugentwicklung für den Rennsport.
Für seine Aktivitäten verfügt Reiter über eine große Mannschaft: «Insgesamt haben wir fast 50 Leute am Start, nur für den Rennsport: Entwicklung, Aufbau, technische Unterstützung und Einsatz an der Strecke», zählt Reiter auf. «Wir sind bei unterschiedlichen Rennen und in unterschiedlichen Serien mit dabei, auch mit unterschiedlichen Versionen des KTM X-Bow.» In der DTM Trophy kommt in diesem Jahr die neue Evo-Version zum Einsatz.
Reiter rechnet sich mit der Fahrerpaarung von Laura Kraihamer und Reinhard Kofler und den beiden KTM X-Bow in der Evo-Version gute Chancen für sein Team aus. «Die Evo-Version passt etwas besser zur Konkurrenz. Das letztjährige Auto war extrem schnell in den Kurven, aber zu langsam auf den Geraden. Das Evo-Modell ist deutlich schwerer, hat kleinere Räder, aber dafür erheblich mehr Leistung. Damit sollten wir beim Topspeed mit den anderen mithalten können. Ich freue mich darauf, dass es bald losgeht.»