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Glock: Die kümmern sich nicht, wer um die Ecke kommt

Von Gerhard Kuntschik
Timo Glock

Timo Glock

Timo Glock spricht mit SPEEDWEEK.com über das Steer by Wire-Lenksysten in seinem BMW, seine Karriereplanungen und die neue Gangart in der DTM.

Nächste Station Spielberg: Da kommen bei Timo Glock «sehr gute Erinnerungen» auf. «Ich fuhr dort schon Formel BMW und F3, dann DTM und stand da einige Male auf dem Podium.» Drei Mal genau, mit zwei dritten Plätzen 2013 und 2014 und einem Laufsieg 2016.

Auch technisch betrachtet hat der BMW-Werkpilot Grund zur Zuversicht: „Ich glaube, dass unser M6 dort besser funktionieren wird, weil die Aerodynamik wichtig ist und wir ein gutes Aeropaket haben. Auch sollte die elektronische Lenkung in den mittelschnellen und schnellen Kurven Vorteile bringen.

Der Red Bull Ring ist fast so etwas wie Nostalgie für den 39-Jährigen: «Es gibt Rennstrecken, da kommst du hin und denkst, ich komm jetzt nach Hause. Ich machte dort auch meinen ersten Formel-BMW-Lehrgang, den ich gewinnen konnte. Mit ist das immer in Erinnerung, weil damals mein Vater oben im Schönberghof saß, gemütlich Tee trank und mir zusah.»

Apropos Steer by Wire, das elektronisch geregelte Lenksystem von Schaeffler, das u. a. Glock in seinem BMW hat: «Das ist ein Entwicklungsthema und ein Zukunftsprojekt, das schwierig ist, weil es auf den verschiedenen Strecken unterschiedliches Gripniveau gibt. Du spürst mehr oder weniger, was der Vorderreifen macht beim Einlenken. Es fehlt dir als Fahrer mit der elektronischen Lenkung ein wenig das Feedback, das sonst über die Lenkung kommt. Aber wir wollen das System weiterentwickeln, dazu braucht es mehr Erfahrung, schließlich sind wir noch in der Experimentierphase. Nach anfänglicher Diskussion war ich nicht abgeneigt, da mitzumachen. Es war nicht von vornherein ein No-go, aber ich wusste, dass es für mich Nachteile bringen wird. Aber es werden sicher Strecken kommen, auf denen es Vorteile bringt, wie schon beim nächsten Mal. Schwierig ist, dass wir keine Möglichkeit zum Testen haben. Auch die Updates ziehen sich in Pandemie-Zeiten etwas in die Länge.»

Über die «neue» DTM meint Glock allgemein: «Ich sah mir die Rennen zuhause nochmals an. Es gibt Strecken, auf denen es zu interessanten Zweikämpfen kommt, und andere, wo dies weniger passiert, weil Überholen schwierig ist. Bis jetzt hatte die neue DTM einen guten Einstand mit hartem Sport, weil die Autos mehr Kontakt erlauben. Das wurde mir zwar auch schon zum Verhängnis, aber es gehört dazu.»

Und er ist nicht überrascht, «dass die erfahrenen GT3-Fahrer Vorteile haben. Umgekehrt taten sich auch GT3-Fahrer, die in die Class-1-DTM umgestiegen sind, schwer. Jeder braucht seine Zeit, bis er ein neues Auto versteht.»

Dazu gehört für ihn auch das ABS, «das verlangt eine andere Art zu bremsen. Auch die Traktionskontrolle ist für mich ein Thema. Die Unterschiede mit neuen oder alten Reifen sind bei ABS noch deutlicher. Dazu kommt das Griplevel der einzelnen Pisten. Darauf muss man sich als Fahrer rasch einstellen.»

An das Karriereende denkt der BMW-Werkfahrer nicht: «Mein Plan ist derzeit nicht, bald den Helm an den Nagel zu hängen. Ich bin noch immer fit und schnell. Meine Zukunftsplanung ist definitiv weiterhin zu fahren. Ob es in der DTM ist oder woanders, ist offen, aber ich würde gern weiter DTM-Rennen bestreiten. Langstrecke wäre auch möglich, aber ich muss abwarten, welche Programme BMW angeht. Und mein Vertrag muss erst verlängert werden.» Dazu wird es Gespräche mit M-Chef Markus Flasch und Mike Krack geben.

Zu den «jungen Wilden» in der DTM meint Timo: «Da sind schon einige dabei, die sich nicht darum kümmern, wer nebenan um die Ecke kommt. Das merkte ich auf dem Lausitzring, wo ich in der ersten Runde gleich zwei Mal ins Nirgendwo geschickt wurde. In der alten DTM wurde etwas mehr Luft gelassen. Mit einem Christian Klien zum Beispiel, der ja auch ein Kollege als TV-Kommentator in der Formel 1 ist, ist das einfacher. Als wir in Zolder nebeneinander fuhren, wusste ich, der macht keinen Blödsinn. Da ist ein gegenseitiger Respekt ein anderer, weil man sich so lange kennt – und wir quasi auf beiden Planeten unterwegs sind.»


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