Bittere Ausstiege: Wie oft hat Abt Audi verflucht?
Abt führt in der DTM die Gesamtwertungen an
Thomas Biermaier macht keinen Hehl daraus, dass bei Abt die Enttäuschung groß war. Dass sie es teilweise immer noch ist. Zwei Ausstiege in relativ kurzem Abstand, zwei Tiefschläge inmitten der Coronakrise haben ihre Spuren hinterlassen.
Wie oft hat der Traditionsrennstall den langjährigen Partner Audi verflucht, nachdem Abt zunächst im Frühjahr den DTM-, ein halbes Jahr später dann auch den Formel-E-Werksvertrag verloren hat?
«Was heißt verflucht? Das ist wie in einer Ehe: Da gibt es auch immer große und kleine Krisen und man geht sich gegenseitig auf den Sack. Man kann auch die Gegenfrage stellen: Wie oft hat Audi den Abt verflucht?», sagte Abt-Teamchef Biermaier SPEEDWEEK.com.
«Sieht konfus aus»
Er gibt zu: «Natürlich waren wir über manche Entscheidungen enttäuscht, das sind wir teilweise auch weiterhin, denn wir können sie nicht nachvollziehen.» Das DTM-Aus zugunsten der E-Mobilität, gefolgt vom dem Ausstieg aus der Formel E sieht auch für Abt «konfus aus, ich verstehe es selbst auch nicht. Sie konzentrieren sich voll auf E-Mobilität und steigen aus der einzigen, namhaften Elektroserie aus. Die Strategie muss man akzeptieren, aber nicht verstehen.»
Es bringe aber nicht viel, darüber groß zu streiten und das nach außen zu tragen, so Biermaier: «Wir müssen uns selbst gut aufstellen. Und man muss dazu sagen: Wir fühlen uns in einer privaten Rolle auch ganz wohl.»
Deshalb würde Abt in der Formel E wieder zurückschlüpfen, wie Biermaier bestätigte. Das Problem: Als Privatteam benötigt Abt ein Budget von 15 bis 16 Millionen, um wirklich eine Rolle zu spielen. «Es gibt ein, zwei Möglichkeiten. Wir führen Gespräche mit bestehenden Partnern, mit Investoren. Die Gespräche ziehen sich noch ein wenig», sagte Biermaier, der bis Ende August Klarheit haben möchte.
In der DTM sorgte Abt in der Privatteam-Rolle zum Restart der Serie 2000 für Furore, Abt holte 2002 mit Laurent Aiello sensationell den Titel. Nach vier privaten Jahren stieg Audi 2004 werksseitig in die DTM ein, Abt wurde Werksteam. Nun kehrte man 2021 in der neuen DTM mit GT3-Reglement und mit Kunden- statt Werkssport gewissermaßen zu den Wurzeln zurück.
«Es war eine große Umstellung, wenn du 17 Jahre Werksteam warst. Man muss sich anpassen, man nimmt Teile öfter in die Hand und man geht effizienter mit dem Budget um», so Biermaier.
Abt bekommt für die Saison in der neuen GT3-DTM, in der der Einsatz eines Autos rund eine Million Euro kostet, finanzielle Unterstützung durch Audi. Dazu gehört dann zum Beispiel auch Mike Rockenfeller als Audi-Werksfahrer.
Audis Unterstützung wichtig
«Die Audi-Unterstützung ist wichtig, und die benötigen wir auch. Das Thema zu refinanzieren ist eine große Herausforderung. Wir sind aber alle in der DTM auf einem guten Weg, dass sich das Investment rentiert», so Biermaier.
Wie hat sich das Team in der Krise neu aufstellen können, ohne Schiffbruch zu erleiden? «Wir haben eine sehr große Historie, der Name hat eine Strahlkraft. Hinter dem Team stehen gute Mitarbeiter. Du kannst in ein Loch fallen, das Wichtigste sind aber die Mitarbeiter. Wir versuchen seit Jahren, die Leute zu halten. Das zeichnet uns aus, die Leute zahlen das aber auch zurück. Es ist eine perfekte Kombination. Das sieht nach außen leicht aus, aber natürlich haben wir auch mal interne Probleme und müssen auch schauen, dass wir finanziell da gut rauskommen. Am Ende sind wir ein Wirtschaftsunternehmen.»