DTM: Glock und Flörsch verzichten auf Space Drive
Timo Glock
Eigentlich kann einen alten Hasen ja nicht mehr viel aus der Ruhe bringen oder überraschen. Doch das Lenksystem Space Drive sorgte auch bei einem erfahrenen DTM-Fahrer wie Timo Glock für Fragezeichen. Zumindest am Anfang.
Der BMW M6 GT3 des ehemaligen Formel-1-Piloten hatte keine mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe mehr, sondern wurde stattdessen mittels Steer-by-Wire-Technologie gesteuert. Dabei werden die Lenkbefehle des Fahrers elektrisch an die Räder übertragen. Für Glock war es eine große Umstellung, «weil es dir als Fahrer ein anderes Gefühl vermittelt», sagte er.
Er gewöhnte sich aber mehr und mehr an das System, betonte nach ein paar Rennen, es funktioniere gut und habe keine riesigen Nachteile. Punkte, an denen man noch arbeiten müsse, gebe es allerdings.
«Es braucht mehr Entwicklung»
Deshalb wird er die restliche Saison ohne elektronische Lenkung bestreiten. «Wir haben festgestellt, dass es an unserem Auto mehr Entwicklung braucht. Es gab große Schritte, die wir am Ende gemacht haben. Aber es braucht deutlich mehr Testzeit und ich möchte mich ein bisschen mehr auf meine Performance konzentrieren. Deshalb haben wir uns entschieden, wieder zurückzugehen», bestätigte Glock, der bereits in Spielberg wieder mit einer normalen Lenkung unterwegs war, in Sat.1.
Das Team teilte auf Anfrage mit, dass die Entscheidung gemeinschaftlich getroffen wurde: «Als Rowe Racing streben wir immer den bestmöglichen sportlichen Erfolg an. Timo Glock ist einer der erfahrensten und erfolgreichsten DTM-Fahrer und passt daher perfekt zu den hohen Ambitionen, die wir als Team auch in unserer ersten DTM-Saison verfolgen.»
Auch bei Sophia Flörschs Abt-Audi wurde das Space-Drive-System vor Spielberg ausgebaut. «Die Entscheidung wurde nach dem Nürburgring von Schaeffler getroffen. Wir als Team haben sie anschließend umgesetzt und die Lenkung für den Red Bull Ring umgebaut», sagte Abt-Teamchef Thomas Biermaier.
Biermaier betont, dass man «nicht die geringsten Bedenken» gehabt hätte, das Space-Drive-System weiter einzusetzen. «Wir sind beeindruckt, was dieses System schon jetzt leistet. Und die Entwicklung ist ja noch gar nicht abgeschlossen. Unser Motto bei Abt lautet ‚Von der Rennstrecke auf die Straße‘. Deshalb sprechen wir mit Schaeffler und Paravan bereits über weitere gemeinsame Projekte in diesem Bereich. Wir finden das Thema extrem spannend.»
Auch bei Flörsch dürften Performance-Gründe eine Rolle gespielt haben. Je nach Strecke, der Balance des Autos und Grip können zwei bis vier Zehntelsekunden pro Runde verloren gehen.
Markus Winkelhock hatte Flörsch zuletzt am Nürburgring vertreten, er war an der Entwicklung maßgeblich beteiligt und sagte SPEEDWEEK.com: «Die Lenkung ist noch nicht perfekt. Im Regen habe ich das gemerkt: Bei schnellen Lenkbewegungen ist das Feedback nicht so, wie ich es haben will. Dann hast du nicht das 100-prozentige Vertrauen und fährst einen Tick unter dem Limit. Und dann fehlen dir ein paar Zehntelsekunden.»
Flörsch kam durch ihre Rolle als Markenbotschafterin von Schaeffler und Entwicklungsfahrerin für das Space-Drive-System von Paravan in die DTM. «Allen Beteiligten war klar, dass 2021 ein Lehrjahr für Sophia sein wird und sie viel von ihren erfahrenen Teamkollegen Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller und unserem Team lernen kann», sagte Biermaier: «Das Ziel war einfach: lernen, lernen, lernen und sich kontinuierlich steigern. Natürlich ging es für sie auch darum, Erfahrungen und Daten mit dem steer-by-wire-System zu sammeln, die Paravan und Schaeffler nun für die Weiterentwicklung des Systems nutzen können. Dieser Part ist nun erst einmal abgeschlossen.»
Wichtig zu wissen: Das dritte Space-Drive-Auto ist weiter im Einsatz, Maximilian Buhk fährt im Mücke-Mercedes weiterhin mit dem elektronischen Lenksystem.
Timo Glock wurde mit der herkömmlichen Lenkung in Spielberg übrigens in beiden Rennen Zehnter, nachdem er zuvor in nur einem Rennen punkten konnte. Flörsch wurde 17. und 15. «Rennen 2 war ein Schritt in die richtige Richtung, die Pace war besser. Wenn es so weitergeht, ist alles gut», sagte Flörsch.