Mike Rockenfeller: Deutliche Audi-Kritik zum Abschied
Mike Rockenfeller
Mike Rockenfeller ist keiner, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. Der Meister von 2013 ist allerdings auch keiner, der mit Kritik unter die Gürtellinie geht. Die Gründe für seinen Abschied von Audi nach immerhin 15 Jahren verpackte er dann auch so, dass ziemlich deutlich wurde, was ihm bei den Ingolstädtern missfällt, höflich blieb er trotzdem.
Seine Entscheidung alleine ist schon ein deutliches Zeichen, denn eine Marke, mit der man 15 Jahre lang erfolgreich zusammengearbeitet hat, verlässt man nicht einfach so. Doch Rockenfeller fühlt sich bei Audi, wo sich in der jüngeren Vergangenheit eine Menge verändert hat, nicht mehr wohl. Seine Kritik an den aktuell handelnden Personen ist dann auch nicht zu überhören.
«Ich habe gewisse sportliche Ziele und Ansichten, wie man miteinander umgeht. Und die sehe ich nicht mehr bei Audi für mich. Ich brauche ein neues Umfeld. Dinge entwickeln sich und man bespricht sie, oder bespricht sie nicht. Ich war immer happy und dankbar, dass ich so eine loyale Firma wie Audi als Partner hatte und andersherum genauso. Ich habe immer versucht, mich in den Dienst der Marke zu stellen. Das wurde immer gegenseitig wertgeschätzt. Das Gefühl habe ich nicht mehr», sagte Rockenfeller.
Im Rahmen der Abschiedsverkündung von seinem Arbeitgeber bedankte sich Rockenfeller speziell bei den früheren Audi-Motorsportchefs Dr. Wolfgang Ullrich und Dieter Gass. Nach dem Ende der Ära Gass Ende November 2020 hat Julius Seebach zusätzlich zu seiner Funktion als Geschäftsführer der Audi Sport GmbH auch die Verantwortung für die internationalen Motorsportaktivitäten des Unternehmens übernommen. Seit März ist zudem Sebastian Grams zweiter Geschäftsführer.
«Ich habe zwei Namen genannt, bei denen ich mich bedankt habe und die anderen brauche ich nicht zu nennen. Ich sehe mich woanders. Man muss gemeinsame Ziele haben und der eine an den anderen glauben. Ich setze lieber auf ein anderes Pferd», so Rockenfeller, der die Art und Weise kritisierte: «Ich war es anders gewohnt.»
Ein Beispiel, das Rockenfeller nannte: «2007 hatte ich den Unfall in Le Mans, selbst verschuldet. Da habe ich persönlich lange dran zu knabbern gehabt. Weil ich wusste: Immer wenn ich zu Audi komme, hatte ich den Stempel: ‚Das ist der Neue, der uns in Le Mans ein Auto gekostet hat.‘ Das hat Jahre gedauert, bis ich das komplett ablegen konnte. Positiv ist, dass Dr. Ullrich damals hinter mir stand und keine Fragen aufkommen ließ.»
Im Gegenteil: Im Jahr danach fuhr Rockenfeller in der Le Mans Series in einem Auto mit jungen Fahrern. «Das hat gezeigt, wie viel Vertrauen er mir gegeben hat.»
Für ihn war der Samstag in Hockenheim eine gute Gelegenheit, um den Abschied zu verkünden. «Schau dir Jamie Green an – der ist auf einmal weg. Ich wollte den Moment nutzen.» Denn die Wahrscheinlichkeit ist nicht klein, dass auch seine DTM-Karriere beendet ist.
«Ich weiß schon einiges, was ich mache. Und damit bin ich sehr zufrieden», sagte er, ohne ins Detail zu gehen. Klar ist: «Ich habe im Moment nichts für die DTM nächstes Jahr. Ich bin nicht gegen die DTM, sie hat einen tollen Job gemacht. Die Gegebenheiten müssen stimmen und es gibt noch andere Hersteller, die schöne Autos bauen.»