Glocks DTM-Vorgänger: Von Häkkinen bis Schumacher
Publikumsliebling in der DTM: Mika Häkkinen
Timo Glock ist nicht der Erste und wird auch nicht der Letzte sein, sein Weg ist allerdings etwas ungewöhnlich. Dass ehemalige Formel-1-Stars ihr Glück in der DTM versuchen, ist nicht neu. Haben Jean Alesi, Heinz-Harald Frentzen oder Mika Häkkinen ihre Motorsport-Karriere im Tourenwagen ausklingen lassen, sieht es bei Glock jedoch etwas anders aus. Der 30-Jährige könnte in der Formel 1 mit dem richtigen Auto immer noch vorne mitmischen. Finanzielle Schwierigkeiten führten jedoch kürzlich zur Vertragsauflösung beim chronisch klammen Marussia-Team.
Nun also BMW. Tourenwagen. Alles eine Nummer kleiner als in der Formel 1. Eine eingeschränktere Sicht, ein Dach über dem Kopf und ein völlig anderes Fahrgefühl. Trotzdem: Lange überlegen musste Glock bei dem Angebot nicht. Und von zahlreichen Kollegen vorgewarnt, stapelt er vor seinem Debüt tief. «Von Siegen will ich gar nicht reden, auch andere Formel-1-Fahrer haben sich schon schwer getan. Aber ich will für mich und BMW das Beste herausholen.»
«Fast so etwas wie Kontaktsport»
Das haben auch andere versucht. «Im Tourenwagen betreibt man ja fast so etwas wie Kontaktsport», beschrieb Mika Häkkinen einmal den Unterschied zur Formel 1. Der sei enorm, vor allem, was die Technik anginge, sagte der Finne. Der zweimalige Formel-1-Champion kam in drei Jahren DTM auf drei Siege, avancierte aber schnell zum Publikumsliebling. Genau wie Jean Alesi. Dem Franzosen gelangen in 52 DTM-Läufen zwischen 2002 und 2006 insgesamt vier Rennsiege. In 31 Rennen komplett sieglos blieben Heinz-Harald Frentzen und David Coulthard.
Der Brite machte allerdings nie einen Hehl daraus, vor allem wegen des Spaßes ins DTM-Auto gestiegen zu sein. «Ein Formel-1-Bolide ist das Höchste im Formelsport. Es gibt sehr viel mehr Feedback und es ist logischer als ein Tourenwagen, der eine ganz besondere Art von Rennauto ist», erklärte Coulthard den Unterschied zur Formel 1. Und natürlich sei es frustrierend, wenn die Ergebnisse nicht stimmten. Nach der abgelaufenen Saison erklärte das DTM-Aushängeschild nun seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport, um mehr Zeit für seine Familie zu haben und sich um seinen Job als TV-Experte kümmern zu können. So weit ist es bei Ralf Schumacher (noch) nicht. Ebenfalls sieglos, denkt er nach fünf Jahren in der DTM aber zumindest über einen Rücktritt nach. An seine Formel-1-Erfolge konnte auch er nicht anknüpfen.
Di Resta: Sprungbrett DTM
Von der DTM zur Formel 1 und zurück ging es für Bernd Schneider. Die DTM-Legende fuhr nach einem kurzen DTM-Gastspiel zwischen 1988 und 1990 für Zakspeed und Arrows nur neun Formel-1-GP, kehrte in den Tourenwagen zurück und wurde bei 43 Siegen in 235 Rennen insgesamt fünfmal DTM-Champion. Dass es andersrum funktioniert, bewies jüngst Paul di Resta. Der Brite fuhr von 2007 bis 2010 in der DTM und angelte sich durch gute Leistungen ein Cockpit in der Formel 1. Dabei war sein Engagement in der DTM mehr eine Notlösung als ein lang gehegter Traum. Di Resta hat die Chance allerdings genutzt. «Ich habe nie aufgehört daran zu denken, eines Tages Formel 1 zu fahren», sagte di Resta. «Aber ich wusste, es war unverzichtbar, mich in den Köpfen zu halten, daher musste ich gewinnen.» Das tat er in der DTM schließlich 2010, als er bereits parallel Testfahrer für Force India war.
Die DTM profitiert natürlich von prominenten Namen wie Schumacher, Coulthard und Co., auch wenn der Name oftmals größer war als die Leistungen im Auto. Fahrer wie Glock sorgen nun für weitere Strahl- und Anziehungskraft. Denn der nächste Kandidat steht schon in den Startlöchern: Der Pole Robert Kubica, dessen Formel-1-Karriere nach einem schweren Rallye-Unfall Anfang 2011 ein abruptes Ende nahm, testete vergangene Woche in Valencia für Mercedes und kann sich ein Engagement in der DTM zumindest vorstellen. Was für eine Tourenwagen-Karriere schon mal die beste Voraussetzung ist.