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Martin Tomczyk: Kein Konkurrenzdenken bei BMW

Von Andreas Reiners
Glücklich bei BMW: Martin Tomczyk

Glücklich bei BMW: Martin Tomczyk

BMW-Pilot Martin Tomczyk im SPEEDWEEK.de-Interview über Windeln wechseln, Einparken und sein erstes Jahr bei BMW.

Herr Tomczyk, leiden Sie schon unter Schlafmangel?

Ja. Das ist doch ganz normal. Das gehört ja auch dazu. Das ist im Gesamtpaket enthalten.

Wie ist das Windelnwechseln im Hause Tomczyk geregelt?

Derjenige, der gerade da ist, macht es.

Haben Sie sich darauf vorbereiten können?

Mein Bruder hat drei Kinder; da hat man dann schon öfter mal zugeschaut und es auch selbst mal machen können. Deshalb bin ich nicht ganz hilflos in die Aktion gegangen.

Waren Sie bei der Geburt dabei?

Selbstverständlich. Das war für mich ein Muss.

Angeblich haben Sie Ihrer Frau gleich zwei Heiratsanträge gemacht. Hält doppelt besser?

Der eine war schon ein bisschen verjährt. Und dann habe ich im Urlaub direkt die Chance genutzt und einen nachgelegt. Danach haben wir innerhalb von zwei Monaten den Umzug nach Deutschland vollzogen, geheiratet und jetzt das Baby bekommen. Da merkt man, dass wir beide aus dem Rennsport kommen.

Was planen Sie privat noch für die Zukunft?

Jetzt haben wir erst einmal alles für unser Familienglück, wie wir es uns vorgestellt haben. Der Umzug nach Rosenheim war wichtig für uns und unser Kind. Dass wir als Familie einen Standort haben. In Rosenheim werden wir momentan so unser Familienglück genießen.

Ihre Frau ist auch Rennfahrerin. Wer kann denn besser einparken?

Ich! Aber bei der grundsätzlichen Frage, ob Mann oder Frau, da halte ich mich schön und sauber zurück.

Sie haben einige recht ungewöhnliche Hobbys. Ein Ausgleich zum Motorsport?

Ich bin der Typ, der immer gerne alles ausprobieren möchte. Und da sind manchmal nicht immer die normalsten Sachen dabei. Aber ich bin schon einer, der die Risiken zuvor sehr gut abwägen kann und dementsprechend auch mit ein bisschen Kopf an die Sachen herangeht.
 
Sie geben als Hobby auch Poker an. Sind Sie von Natur aus ein Zocker?

Nein, nicht wirklich. Beim Pokern muss man zwar ein bisschen zocken können, aber man muss auch ein bisschen Grips haben, um gewinnen zu können. Nicht immer nur ‹Geh aufs Ganze›, sondern auch mitdenken. Es gibt wirklich die, die nur zocken und gewinnen und es gibt die, die einfach mit ein bisschen Kopf dabei sind.

Haben Sie sich mit ihrem Wechsel zu BMW nach Ihrem Titelgewinn vielleicht ein bisschen verzockt?

Nein. Ich fühle mich extrem wohl bei BMW. Wir haben alle drei Meisterschaften geholt. Das zeugt doch davon, dass BMW bestens vorbereitet war, dass sie eine perfekte Mannschaft haben, dass die Teams perfekt zusammen arbeiten und dass meine Teamkollegen auch perfekt in das Gesamtpaket passen. Meine persönlichen Leistungen waren bis zur zweiten Saisonhälfte sehr gut; ich war nur drei Punkte hinter Bruno Spengler. Die zweite Saisonhälfte war leider geprägt davon, dass ich nicht mehr ins Ziel gekommen bin. Aber das gehört zum Motorsport dazu. Man kann nicht immer ganz  vorne dabei sein. Dass ich konkurrenzfähig war mit meinem Auto und mit meinem Team, das stand ja außer Frage.

Was ist genau schiefgelaufen?

Da waren verschiedene Kollisionen mit dabei. Und in der DTM ist es schnell so, dass du Rennen nicht mehr zu Ende fahren kannst, weil das Auto so lädiert ist, dass es nicht mehr schnell genug ist, um ganz vorne mit dabei zu sein. Außerdem war meine Qualifying-Performance nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, weil hier und da das Set-up nicht gepasst hat oder weil ich vielleicht einen kleinen Fehler drin gehabt habe. Das summiert sich. Und wenn es anfängt, hört es irgendwie nicht auf.

Ihr Teamkollege Bruno Spengler ist Champion geworden. Was überwiegt am Ende mehr: Die Freude über die erfolgreiche BMW-Rückkehr oder die Enttäuschung über das eigene Abschneiden?

Bruno, dem ganzen Team und mir war es wichtig, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben. Wir haben sehr stark und eng zusammengearbeitet. Ein Konkurrenzdenken zwischen den Fahrern hat es eigentlich während der ganzen Saison nie gegeben. Wir haben uns wirklich für jeden einzelnen über die Resultate für BMW gefreut. Und am Ende der Saison habe ich mich wahnsinnig für Bruno gefreut. Ich weiß, wie knapp er immer an den Meisterschaften dran war. Dass BMW alle drei Meisterschaften geholt hat im ersten Jahr: Da kann sich jeder ein Stück von dem Kuchen gönnen, weil wir wirklich alle zusammengearbeitet haben und so erfolgreich waren.

Das ist ja eigentlich recht ungewöhnlich, wenn man das mal mit der Formel 1 vergleicht, dass man das dem Teamkollegen so sehr gönnt. Ist das typisch DTM?

Letztendlich sind wir alle angestellt bei dem Hersteller. Da ist natürlich das oberste Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen. Als Rennfahrer bist du auf eine Art Egoist und möchtest natürlich auch derjenige sein, der um die Meisterschaft fährt und den Titel gewinnt. Aber du musst auch ein bisschen Teamplayer sein. Wenn du am Ende der Saison zusammen ganz oben stehst, hast du sicherlich auch dein Teil dazu beigetragen.

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