Audi: Timo Scheider am Scheideweg
Vorfreude: Timo Scheider
Es gab im vergangenen Jahr einen Zeitpunkt, als die Selbstzweifel kamen. Timo Scheider steckte in der Zwickmühle. Es gab Situationen, da habe er gedacht: «Jetzt bleibe ich einfach zuhause». Der erfolgsverwöhnte zweimalige Champion fuhr nicht nur der Konkurrenz, sondern auch in den eigenen Reihen hinterher. «Wenn du jahrelang deine Leistung bringst und dann nicht mehr ist es schwierig. Denn du verlierst auch in den eigenen Reihen immer mehr Aufmerksamkeit, weil der Fokus sich auf die erfolgreicheren Fahrer richtet», sagte Scheider.
Aber es kam auch ein Zeitpunkt, als sich eine Wende andeutete. Denn nach zwei Dritteln der Saison fand Audi offenbar einige Stellschrauben, an denen man drehen konnte. Prompt lief es etwas besser für den 34-Jährigen, vor allem teamintern. «Das war wichtig um nicht im Winter zuhause mit einem großen Fragezeichen zu sitzen und zu hoffen, dass 2013 besser wird.» Scheider bringt seine Selbstzweifel auf den Punkt. «Es war ein wichtiges Zeichen, dass Timo Scheider noch Rennen fahren kann.» Deshalb wird 2013 richtungsweisend. Seinen letzten Podiumsplatz holte er 2011, vier Mal fiel er 2012 aus, genauso oft wie in den sechs Jahren davor zusammen. Und Rang 14 im Gesamtklassement war, offen gesagt, eine Katastrophe für ihn.
Suche nach Konstanz
2013 wird zudem zur Suche nach der Konstanz. Denn Konstanz ist in einem so engen Feld wie in der DTM ein wichtiger Grundstein, um vorne mitmischen zu können. Auch wenn die Einfrierung des Reglements nach der allgemein schwachen Audi-Performance eher ein Nachteil für den Hersteller ist, ist Scheider optimistisch. Was bleibt ihm auch anderes übrig? «Hoffentlich ist es insgesamt auch so gut, dass man tatsächlich ein Wörtchen um den Titel mitreden kann.»
Dass Audi personell reagierte und in Jamie Green einen Top-Piloten von Mercedes loseisen konnte, sieht Scheider nicht als Kampfansage, sondern als Motivationsspritze. «Ich denke in den eigenen Reihen ist es immer motivationsfördernd», sagte Scheider, der Green nicht als Konkurrenten sieht.
Der Brite soll den Champion von 2008 und 2009 zu besseren Leistungen pushen. «Ich hatte in meiner Karriere in der DTM schon sehr starke Teamkollegen, die es zu schlagen galt. Letztendlich ist es unterm Strich so, dass seine Verpflichtung ein Baustein von vielen ist. Ich schaue auf mich selber, schaue was ich umsetzten muss und viel weniger auf das, was meine Teamkollegen machen. »
Scheider geht aber nicht nur mit sich selbst hart ins Gericht. Auch seinen Arbeitgeber nimmt er in die Verantwortung. «Ich persönlich habe uns einen deutlichen Schritt hinten dran gesehen 2012. So kritisch müssen wir miteinander umgehen, so kritisch bin ich auch mit mir und der Marke Audi. Wir haben nicht alles richtig gemacht im letzten Jahr.» Nun müsse man doppelt so hart arbeiten, jede Entscheidung drei, viermal überdenken, bevor man sie treffe. «Es gibt 2013 einige Aufgaben, und es darf uns kein Fehler mehr passieren.»