Rossi in die DTM? Für Mercedes «ein Gespräch wert»
Valentino Rossi
Die Aussage verfehlte ihre Wirkung nicht. «Ich würde gern eine Vierrad-Meisterschaft bestreiten, sobald meine Zweiradlaufbahn vorbei ist. Es könnte zum Beispiel die DTM sein. Oder eine Sportwagen-Rennserie», sagte der neunmalige Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi jüngst. Rossi in die DTM? Noch sind es nur zarte Gedankenspiele, doch die Vergangenheit lehrt uns, dass solche Dinge gerne eine gewisse Eigendynamik entwickeln. Immer angefangen mit einer ersten «Bewerbung» in Form einer Interessensbekundung. Der erste Schritt ist also getan. Wie sehen denn die drei Hersteller BMW, Mercedes und Audi die mögliche Personalie Rossi? SPEEDWEEK.com hat sich umgehört.
Toto Wolff redet nicht lange um den heißen Brei herum. «Valentino Rossi ist ein Superstar auf zwei Rädern. Er besitzt mit Sicherheit genügend Talent, um auch in der DTM Erfolg zu haben. Wir haben noch nicht mit ihm gesprochen. Aber wenn sich die Gelegenheit mal ergibt, ist es auf jeden Fall ein Gespräch wert», sagte der Mercedes-Motorsportchef, der im Winter bereits den ehemaligen F1-Fahrer Robert Kubica testete. Der Pole versucht sich aber nun erst einmal im Rallye-Auto. Eine zukünftige Verpflichtung für die DTM hat Wolff aber nicht ausgeschlossen. So auch bei Rossi. Würde Mercedes den Italiener also testen? «Mit großer Sicherheit», stellte Wolff klar.
Fehlende Erfahrung
Audi hat in der DTM eine etwas andere Philosophie. Ein großer Name alleine reicht nicht, um ein Cockpit bei den Ingolstädtern zu bekommen. Stattdessen versucht Audi, junge Fahrer zu integrieren und aufzubauen. Aber: «Grundsätzlich würde so ein Name der DTM gut tun. Man muss sich dann aber auch sehr genau anaschauen, was man da für eine Performance erwarten kann. Was er auf dem Motorrad leistet, müssen wir nicht reden. Ob er das aber auch in einem Auto und vor allem in der DTM rüber bringen kann, ist die Frage», sagte DTM-Leiter Dieter Gass und stellte klar: «Blind würde ich ihn nicht unbedingt verpflichten. Das ist zwar interessant, aber nicht ohne sich das vorher anzuschauen.» Die fehlende Erfahrung sei derzeit Rossis Manko, so Gass.
Das können die Hersteller mit Testfahrten schnell ändern, auch wenn Rossi bereits erste Erfahrungen sammeln konnte: Er hat einen DTM-Mercedes getestet, ist einen F1-Ferrari gefahren, hat etliche Rallyes bestritten und Sportwagenrennen. «Ich erwarte nicht, dass ich ähnlich erfolgreich sein würde wie mit den Motorrädern. Aber es könnte Spaß machen», erklärte Rossi. Der 105-fache GP-Sieger will nach der Karriere auf dem Motorrad weniger reisen, weniger testen und ein konkurrenzfähiges Auto haben. Dinge, die er in der DTM vorfinden würde.
Die Leistung zählt
BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt hat vor der Saison bereits einen dieser großen Namen verpflichtet. Timo Glock bewies jüngst in Spielberg, dass auch ehemalige F1-Fahrer in der DTM vorne mitfahren können. Doch Marquardt sieht die Möglichkeit eines Rossi-Einstiegs nicht unbedingt beim Titelverteidiger. «Der Herr Rossi ist mit seiner Vergangenheit nicht unbedingt der Erste, der sich bei BMW anbietet. Da sind unsere Kollegen aus Ingolstadt etwas näher dran. Grundsätzlich gilt für uns aber: Die Leistung ist die, die zählt», sagte der 46-Jährige.
Und da hat BMW derzeit in der Tat wenig Nachholbedarf. In der Herstellerwertung haben die Münchner bereits jetzt einen komfortablen Vorsprung, in der Fahrerwertung führt wieder Bruno Spengler und in der Teamwertung belegt BMW gleich die ersten drei Plätze. Und in Marco Wittmann ist ein vielversprechender Rookie sensationell aus den Startlöchern gekommen. «Und einen von denen zu verdrängen, da muss einer richtig gut sein. Wir haben generell immer wieder Fahrer auf dem Schirm, man muss vorbereitet sein. Aber im Moment ist da überhaupt kein Handlungsbedarf», sagte Marquardt.