Mercedes: Für Wolff «immer noch ein Ankommen»
Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella
Nach dem Rücktritt von Norbert Haug startete Mercedes zu Beginn des Jahres einen Neuanfang. Die Stuttgarter krempelten den Laden um und strukturierten auch die DTM neu. Mit nur noch sechs statt acht Autos. Und Motorsportchef Toto Wolff an der Spitze. Da der Österreicher sich in erster Linie auf das inzwischen wieder sportlich erfolgreichere Formel-1-Geschäft konzentriert, ließ er sich bei zwei Rennen von DTM-Manager Wolfgang Schattling vertreten.
Die Bilanz nach etwas mehr als einem halben Jahr? «Das ist immer noch ein Ankommen. Mich verbindet eine lange Partnerschaft und ich kenne die handelnden Personen auch schon sehr lange. Aber nach sechs oder sieben Monaten zu sagen: ‚Ich bin jetzt voll da‘. Nein, das ist noch nicht», so Wolff. «Der Aufgabenbereich ist sehr umfangreich. Der geht vom Kundensport über die DTM, von der Formel 3 in die Formel 1. Um alles richtig zu machen, bedarf es einfach Zeit.»
Talente erfolgreich
Zeit, die Mercedes vor allem auch seinen Fahrern geben will. Denn in dieser Saison setzen die Stuttgarter in erster Linie auf Talente wie die Rookies Pascal Wehrlein (18) und Daniel Juncadella (22) sowie Robert Wickens (24), Christian Vietoris (24) und Roberto Merhi (22). Und das etwas überraschend sehr erfolgreich, denn Vietoris und Wickens sind als Zweiter und Dritter die ersten Verfolger von DTM-Spitzenreiter Mike Rockenfeller (Audi), wenn auch mit 36 und 37 Punkten Rückstand. Ausgerechnet Routinier Gary Paffett hatte sich beim letzten Rennen auf dem Nürburgring nach einer völlig verpatzten Strategie aus dem Titelrennen verabschiedet.
Das Experiment ist insgesamt aber gelungen, auch wenn Merhi beispielsweise ein «Nerverl» sei, wie Wolff erklärte. «Wir haben uns aber vorgenommen, die Jungs zu unterstützen. Von daher würde ich sagen, ist das Experiment uneingeschränkt gelungen», sagte Wolff. Und das Wichtigste: «Die Früchte werden sich meiner Meinung nach erst in den nächsten Jahren zeigen.»
Und die Rookies selbst? Sind von ihrem Chef begeistert. «Super», finden Wehrlein und Juncadella Wolffs Talentförderung. «Mir macht es viel Spaß und ich fühle mich sehr wohl. Ich denke, dass er es sehr gut macht», so Wehrlein zu SPEEDWEEK.com. Der 18-Jährige fährt eine starke erste Saison, die bislang nur drei Punkte sind auf jeden Fall noch ausbaufähig. «Anfangs haben viele in der DTM gesagt, dass Mercedes mit fünf jungen Fahrern in der DTM keine Chance hat. Aber wir haben das Gegenteil bewiesen. Und das auch dank Toto Wolff», sagte Juncadella, der bereits 20 Punkte auf dem Konto hat.
Doch nicht nur Wolff ist für das gelungene Experiment verantwortlich. Sondern auch jemand, der in dieser Saison eigentlich noch selbst fahren sollte. Ralf Schumacher entschied sich aber um und stieg beim Mücke-Team als eine Art Teamchef ein und kümmert sich auch um die Belange der Jungspunde. «Er hat unheimlich viel Erfahrung, die er an die jungen Fahrer weitergeben kann und sie hören auch auf ihn. Er ist glaubwürdig. Er hat sich sehr gut eingefügt. Mir persönlich macht die Zusammenarbeit sehr viel Spaß», sagte Wolff.