Massa, Montoya und Co.: Silly Season in der DTM
Felipe Massa in einem Tourenwagen? Juan Pablo Montoya zu BMW? Mattias Ekström verlässt Audi? Mike Rockenfeller fährt nur noch Sportwagen? Die Silly Season hält langsam aber sicher auch Einzug in die DTM. Zahlreiche Gerüchte, manchmal mit mehr, oft aber auch mit weniger Wahrheitsgehalt kursieren auf der Zielgeraden der Saison durch das Fahrerlager.
So galt zuletzt Formel-1-Pilot Massa als Kandidat für einen Tourenwagen, falls es mit dem Cockpit in der Motorsport-Königsklasse nichts werden sollte. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte die Möglichkeit, dass der Brasilianer seine Karriere in der DTM fortsetzen könnte, grundsätzlich für gut befunden. «Wir haben zur Kenntnis genommen, was Felipe Massa in einer Pressekonferenz gesagt hat. Dass Toto das gut findet, ist logisch. Wenn ein Toppilot sagt, er habe Interesse an unserer Serie, spricht das für die DTM», sagte DTM-Manager Wolfgang Schattling.
Dass nahezu jeder potentielle neue Fahrer mit den Stuttgartern in Verbindung gebracht wird, ist ebenfalls logisch. Schließlich denkt Mercedes laut darüber nach, in der kommenden Saison die Flotte wieder auf acht Autos aufzurüsten. Zwei Cockpits wären dann also mindestens frei. Deshalb werden auch sportlich unzufriedene Piloten der Konkurrenz zwangsläufig mit Mercedes in Verbindung gebracht.
Stühlerücken bei Audi?
Zum einen Edoardo Mortara, der in dieser Saison bei Audi enttäuschte, sein Potenzial aber unbestritten ist. Oder auch Mattias Ekström, der gegenüber SPEEDWEEK.COM zuletzt kein Bekenntnis zu seinem derzeitigen Arbeitgeber abgeben wollte. Sein Vertrag bei den Ingolstädtern läuft am Ende des Jahres aus. Auch die Zukunft von Champion Mike Rockenfeller ist offen, zumindest was die Serie angeht. Der 29-Jährige bleibt bei Audi, liebäugelt aber mit einer Rückkehr in den Sportwagen. Auch mit Timo Scheider befindet sich Audi in Gesprächen.
Dass Mercedes die beiden Talente Maximilian Buhk und Maximilian Götz jüngst mit einem DTM-Test belohnte, hat auch (noch) nicht viel zu sagen. «Es ist noch zu früh zu sagen, dass sie DTM-Aspiranten sind. Wir dürfen nicht vergessen, wo sie herkommen. Maximilian Buhk kam direkt aus der GT. Und dass er sofort so schnell im DTM-Auto war, zeigt sein Talent. Maximilian Götz hat mehr Erfahrung, er hat auch sehr gut ausgesehen. Sie haben ihr Talent unter Beweis stellen können», sagte Schattling.
Für Audi sind die Ex-Piloten aus der Formel 1 ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite sind sie natürlich eine Bereicherung für die DTM, auf der anderen Seite für die Ingolstädter aber keine Option. Audi findet die Fahrer auf einem anderen Weg. «Wir haben regelmäßig unsere Fahrersichtungen, aus denen wir unsere Piloten rekrutieren. Und der letzte war zum Beispiel Adrien Tambay«, so Gass. Der Franzose fährt inzwischen in seiner zweiten Saison für die Ingolstädter.
Montoya zum Beispiel sei ein ehemaliger Formel-1-Fahrer, der mit Sicherheit einen guten Namen habe. «Aber eben nicht mit Audi, weil wir im Gegensatz zu den anderen beiden Herstellern keine Formel-1-Fahrer haben, mit denen man eine Markenbindung darstellen könnte. Deshalb ist es nicht so attraktiv für uns wie für andere.»
Müller mit Chancen
Dafür hat Audi einen anderen Piloten weiter auf dem Zettel. Nico Müller absolvierte zuletzt einen Test in Spielberg und hinterließ einen guten Eindruck. Müller hatte 2012 am Young-Driver-Test teilgenommen. An jenem Test, aus dem Tambay als Stammfahrer hervorgegangen ist.
«Das war damals schon sehr knapp zwischen den beiden. Und wir haben damals schon gesagt, dass wir ihn im Auge behalten wollen. Das war für uns der nächste Schritt, ihn in ein aktuelle Auto zu setzen.» Nach einem möglichen LMP-Test «werden wir weitersehen, wie wir uns personell für das nächste Jahr aufstellen», so Gass.
Der einzige Ex-F1-Pilot, der in der DTM unterwegs ist, ist Timo Glock bei BMW. Die Münchner halten sich zu Fahrergerüchten grundsätzlich bedeckt. Ob nun Massa oder Montoya, die Antwort ist meist ähnlich. «Wenn solche Leute an der DTM interessiert sind, ist das positiv und ein Lob für die DTM. Wenn Hockenheim vorbei ist schauen wir, was alles noch passieren und BMW auf die Beine oder die Straße stellen kann. Wir machen uns natürlich ganz viele Gedanken. Aber die machen wir uns intern», sagte Motorsportdirektor Jens Marquardt, der allerdings auch betonte, in Augusto Farfus bereits einen tollen Brasilianer im Fahrerkader zu haben.
Was das Thema Montoya angeht, so hatte sich das mit der Unterschrift des Kolumbianers unter einen IndyCar-Vertrag bei Penske nach den ersten Gerüchten vorerst erledigt. Dafür scheint aber ein Engagement Montoyas als Zugpferd der neuen US-DTM ab 2015 möglich. «Wir haben immer gesagt, dass wir sehr daran interessiert sind, das DTM-Reglement zu verbreiten und auszubauen. Deshalb finden wir es sehr positiv, wie sich die Bemühungen in Japan und den USA entwickelt haben», so Marquardt.