DTM in Ungarn: die Tops und Flops
Marco Wittmann mit Miguel Molina und Bruno Spengler
Tops:
Timo Glock vs. Edoardo Mortara: Da war Musik drin. Harte Duelle auf der Strecke, Lackaustausch, nicht zitierbare Schimpfereien über Bordfunk und verbale Scharmützel im Anschluss: Das wollen wir sehen. Auch wenn es teilweise über das Legale hinausging, tut einer Serie, in der sich manchmal zu viele Leute zu lieb haben, ein bisschen Action, auf und abseits der Strecke, ganz gut. Timo Glock, der sowieso immer das sagt, was er denkt, sprach ein paar ernste Worte mit Mortara (Zum Bericht). Und der Italiener? Hielt nicht nur auf der Strecke, sondern auch danach im verbalen Schlagabtausch dagegen (Zum Interview).
Marco Wittmann: 24 Jahre. 13 DTM-Rennen. Zwei Siege. Ein klarer Anwärter auf den Titel. Der BMW-Mann beeindruckt wie ein Uhrwerk. In Hockenheim? Start-Ziel-Sieg. Ungarn? Start-Ziel-Sieg. Schnell. Souverän. Ungefährdet. Und Wittmann zeigte seine Freude vor allem innerlich. Vollmundige Ankündigungen? Fehlanzeige. «Ich denke von Rennen zu Rennen», sagte er. Ja, fokussiert ist er natürlich auch noch. Alles Eigenschaften, die für einen Titel nötig sind.
Miguel Molina: Auch der Spanier ist fokussiert. Was hat er eigentlich die letzten Jahre in der DTM gemacht, könnten sich einige Beobachter fragen. Nun, bei dem 25-Jährigen passt alles zusammen im Moment. Sein Highlight am vergangenen Wochenende: Dass er nach zuvor zwei von ihm unverschuldeten Disqualifikationen tatsächlich mal von dem Platz aus starten durfte, den er im Qualifying erreicht hatte. Platz drei dort, im Rennen Zweiter: Daumen hoch!
Bruno Spengler: Neun Gegner, vier Optionsreifen und ein BMW - der Kanadier flog nach seinem Boxenstopp nur so durch das Feld. Am Ende landete Spengler als Dritter noch auf dem Podium. Dabei hatte er zwischenzeitlich 50 Sekunden Rückstand zur Spitze. Doch die weichen und drei Sekunden schnelleren Pneus und die Entscheidung, Risiko zu gehen, haben sich ausgezahlt (Zum Bericht).
Pascal Wehrlein: Es war keine einfache Woche für den Mercedes-Youngster. Der Unfall im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag vor dem Rennen in Ungarn hat den 19-Jährige verständlicherweise stark mitgenommen. Es stand aber auch eigentlich nicht zur Debatte, ob er in Budapest nicht an den Start gehen würde. Das tat er dann, als ob nichts passiert wäre. Bester Mercedes-Mann im Qualifying, zweitbester im Rennen: Gut gemeistert!
Flops:
Mercedes: Wie (fast) immer. Oschersleben war die Ausnahme, Ungarn wieder die Regel. Mercedes fährt der Konkurrenz hinterher. Kleine Verbesserungen ja, große Schritte aber? Nein, vorerst nicht. Dass das alles nicht gut für Mercedes im Speziellen und die DTM im Allgemeinen ist, wissen die Stuttgarter selbst. Aber eine Hoffnung gibt es ja…
Homologation: Das neue Unwort in der DTM. Eigentlich sollte die Weiterentwicklung ab dem 2. Juni eingefroren werden. Tja, eigentlich. Wenn da nicht die eklatante Schwäche von Mercedes wäre. Am Mittwoch setzt sich die DTM-Kommission zusammen und entscheidet, wie es weitergeht. Man darf gespannt sein, denn die Verantwortlichen haben im Vorfeld ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht. (Zum Bericht)
Augusto Farfus: Platz sechs im Qualifying: Der Brasilianer war guter Dinge. Doch fast unbemerkt wurde der Vizemeister von 2013 schon während der Anfangsphase nach hinten durchgereicht. An seinem BMW gab es vom Start weg technische Probleme, Farfus war bisweilen fünf Sekunden langsamer als der Rest des Feldes. Bei seinem ersten Stopp wollte er aufgeben, doch Regenwolken zogen auf. Also Risiko. Doch der Regen kam nicht, dafür Farfus wenig später endgültig in die Box.
Gary Paffett: Manchmal kommt eben alles zusammen. Gary Paffett hatte einen tollen Start hingelegt, einige Plätze gutgemacht – und dann war das Rennen doch bereits nach den ersten Kurven beendet. Ausgerechnet sein Teamkollege Christian Vietoris schob BMW-Pilot Joey Hand in Paffetts Boliden, der «ziemlich geschrottet» war, wie Paffett verriet. In seiner ersten Wut schimpfte der Brite dann auch noch fälschlicherweise über Hand, entschuldigte sich aber bei dem US-Amerikaner. Auf eine Entschuldigung von Vietoris wartete er am Sonntag aber noch vergebens.
Timo Scheider: Leidtragender der erwähnten Kollision war auch der Audi-Pilot, der sich dabei und wenig später bei einem Kontakt mit Martin Tomczyk die Aufhängung hinten links beschädigte. Insgesamt neun Runden schaffte es Scheider noch mit seinem Audi, ehe die Aufhängung endgültig brach und er seinen Boliden in die Auslaufzone steuerte. Von dort schaute er sich das restliche Rennen an. Zurück konnte er von der Stelle nämlich nicht mehr.