Ekström: «Es gibt bessere DTM-Fahrer als Wehrlein»
Mattias Ekström
Ein bisschen Psychologie gehört dazu, wenn es am letzten Rennwochenende ums Ganze geht. Und deshalb stichelt Mattias Ekström auch ein wenig in Richtung des Tabellenführers Pascal Wehrlein, der sich in Hockenheim zum jüngsten Champion in der Geschichte der DTM krönen kann.
«Er darf gerne davon träumen, das habe ich als Kind auch gemacht. Aber zweimal null Punkte, das geht schneller, als man denkt. Und ich werde alles geben, bis der letzte Meter gefahren ist», sagte der zweimalige Meister der Bild und schickte hinterher: «Ich finde, es gibt bessere Fahrer als ihn in der DTM, etwa Jamie Green, für mich der Meister der Herzen. Aber der hatte dieses Jahr kein Renn-Glück.»
Wehrleins 37 bzw. 38 Punkte Vorsprung auf die Verfolger Edoardo Mortara und Ekström bei noch zwei ausstehenden Rennen sind vor allem das Ergebnis seiner Konstanz. Bislang konnte Wehrlein nur in zwei von 16 Läufen gar nicht punkten, darunter das Skandalrennen von Spielberg. Ganz im Gegensatz zu Ekström, der in den vergangenen vier Läufen nur einen einzigen Punkt holte.
Wie schätzt der alte Hase die Leistung des 20-Jährigen ein? Wehrlein sei jung, habe Talent und sei sauber gefahren, so Ekström. Daneben habe der Youngster aber auch von der Audi-Dominanz zu Beginn der Saison profitiert, wodurch die Ingolstädter viel Performance-Gewicht zuladen mussten, so der Schwede weiter. Allerdings hatte auch Wehrlein öfter eines der schwersten Autos im Feld.
Die anfangs erwähnten Psycho-Spielchen gab es in dieser Saison zuletzt vor allem zwischen Wehrlein und Ekströms Audi-Teamkollegen Timo Scheider. Beim Funkskandal von Spielberg hatte Scheider neben Robert Wickens auch den auf Platz sechs liegenden Wehrlein von der Strecke gekegelt. Nach den ersten verbalen Scharmützeln unmittelbar danach flammte das Thema zuletzt nochmals auf, als Scheider ein Foto seines Formel-4-Teams postete und Wehrlein mit einem Screenshot der Gesamtwertung antwortete (Wir berichteten).
Ekström war dabei in erster Linie stiller Beobachter. «Manche Diskussionen finde ich lustig, das ist gute Unterhaltung. Bei uns ist der Teamfunk offen. Pascal hört sich da manchmal an wie ein Kleinkind, das seine Süßigkeiten nicht bekommt. Wir lachen im Fahrerkreis darüber. Aber ein bisschen ist das auch Sportpsychologie», sagte er.
Und zum Teil setzt er im Titelkampf auch darauf. Denn man müsse angesichts des Tabellenstandes realistisch sein. «Aber in diesem Fall möchte ich nicht realistisch sein. Wenn man immer realistisch ist, wird das Leben auch langweilig», so Ekström. «Schön wäre es, wenn wir am Samstag auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel kämen und am Sonntag dann immer noch eine Chance hätten, mit unserem Konkurrenten um den Titel zu kämpfen. Für die Unterhaltung wäre das gut.»