DTM und Formel 4: Scheiders Verlobte muss warten
Timo Scheider mit seiner Jessica
Timo Scheider muss lachen, als die Frage nach seinem Privatleben kommt. Unerwartet kommt sie nicht. Schließlich hat der Audi-Pilot bereits im vergangenen Jahr seine Verlobung mit Jessica Hinterseer bekanntgegeben. Geplant war die Hochzeit auch eigentlich schon im vergangenen Jahr, doch bereits 2015 kämpfte sich Scheider durch die Doppelbelastung aus DTM und Formel 4.
Auch 2016 hat er hat Stress. Positiven Stress. Trotzdem setzt der DTM-Pilot Prioritäten. Das muss er auch. Schließlich geht der 37-Jährige in diesem Jahr in seine 16. Saison in der Tourenwagenserie. Gleichzeitig treibt er seine Aktivitäten als Teamchef in der Formel 4 weiter voran, geht mit seiner Mannschaft in die zweite Saison.
Da muss seine Verlobte schon mal zurückstecken. Aus der in diesem Jahr geplanten Hochzeit wird deshalb wohl erst einmal nichts, wie er SPEEDWEEK.com verriet. «Wir sind uns einig: Der Tag soll etwas Besonderes sein und nicht übers Knie gebrochen werden. Alle Anstrengungen, es irgendwie hinzukriegen in diesem Jahr, scheinen wieder zu scheitern», sagte der Audi-Pilot.
Zwar habe er den einen oder anderen Terminvorschlag gemacht. Aber letztendlich solle man es so feiern können, wie man es sich wünsche, so Scheider: «Auch weil man es nur einmal im Leben macht, wenn alles nach Plan läuft.»
Auch aus sportlicher Sicht hat der zweimalige Meister einen Plan, klare Priorität genießt natürlich die DTM. Dort will er das Momentum seines Rennsieges beim Saisonfinale über die sechs Monate lange Winterpause retten, immerhin gilt Audi nach der vergangenen Saison und den Eindrücken von den jüngsten Testfahrten als der Hersteller, den es zu schlagen gilt.
Gleichzeitig lernt sein eigenes Formel-4-Team das Laufen. Scheider hat seine Mannschaft vom Nürburgring an den Bodensee geholt. Die Wege werden für Scheider, der im österreichischen Lochau wohnt, kürzer. Das tägliche Geschäft aber dafür auch umso intensiver, Scheider kann nun noch mehr regeln und organisieren.
Aktuell bezieht das Team Scheider eine neue Werkstatt, zudem schickt er ein drittes Auto an den Start und hat eine neue Mannschaft zusammengestellt,sie punktuell verbessert und personell vergrößert. «Das hat Zeit und Energie gekostet im Winter. Jessica hat dann auch schon mal gesagt: ‚Ich wäre auch noch da’. Es ist aber in meiner DNA drin: Ich denke und rede zu 80 Prozent am Tag über Motorsport. Das kann das Umfeld schon mal nerven», so Scheider, der in der DTM an neun Rennwochenenden fahren und aufgrund von Überschneidungen bei sechs von acht Formel-4-Events als Teamchef vor Ort sein wird. Ende Mai nimmt er zudem noch am 24h-Rennen auf dem Nürburgring teil.
Dort ist der Gesamtsieg das Ziel, in der DTM der dritte Titel. Und in der Formel 4? «Wir sind strukturell und personell gewachsen. Ein Baustein kommt zum anderen. Ziel muss es sein, weiter zu lernen und uns zu verbessern», so Scheider.
Einfach wird das nicht. Zwei ganz neue Fahrer hat Scheider (Julian Hanses und Kenneth Gulbrandsen), der Brasilianer Mauro Auricchio geht in seine zweite Formel-4-Saison. Trotzdem: Dass er Spaß an der Arbeit mit dem Nachwuchs hat, merkt man ihm an. Freude an den Rückschlägen, der Weiterentwicklung, den kleinen und großen Erfolgserlebnissen. Er selbst ist in die neue Rolle hineingewachsen, jongliert mit dem Budget, kennt alle Ausreden seiner Fahrer, hat als Teamchef seine Vorstellungen. Offenbar hat da jemand eine Berufung gefunden. Denn Scheider denkt bereits an die Zukunft. «Ich kann mir durchaus auch eine Zukunft vorstellen, die das Ganze noch ausweitet und vielleicht sogar noch über die Formel 4 hinausgeht», sagte Scheider. Der Nachteil dabei: Seine Jessica muss sich so wohl noch ein wenig gedulden.