Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Eisreifen: Warum sich 600 € pro Stück lohnen sollen

Von Jan Sievers
Weltmeister Dmitrij Koltakov schwört auf uralte Reifen

Weltmeister Dmitrij Koltakov schwört auf uralte Reifen

Während in der Formel 1 immer neue Reifenmischungen entwickelt werden, montieren die Eisspeedway-Weltmeister uralte Schlappen. 25 Jahre und noch älter sind die Pneus der Russen.

P5B ist keine TAN-Nummer und auch keine chemische Formel, es ist die Typenbezeichnung des Reifens, mit dem Dmitry Koltakov Eisspeedway-Weltmeister wurde. Es ist ein Barum-Reifen, produziert in der Tschechoslowakei. Dies ist kein Tippfehler, sondern Tatsache. Das Land, in dem die Fabrik stand, heißt mittlerweile Tschechische Republik, und der Staatskonzern Barum ist privatisiert und heißt Mitas.

Es ist ein profilloser 21-Zoll-Schlappen, in den jeder der 28 mm langen Spikes von Hand reingedreht wird. Er hat jene Zauberformel in sich, die bisher von niemandem kopiert werden konnte und angeblich am besten auf dem Eis arbeitet. Der Anteil an Naturkautschuk soll den Unterschied zu den neuen Gummis von Mitas oder Mefo machen. Besonders bei kalten Außentemperaturen soll der Vorteil gravierend sein, hört man bei den Russen. Ein Eisspeedwayreifen darf nicht zu weich und auch nicht zu steif sein, um bei den extremen Schräglagen in den Kurven die Spikes zu halten und das Bike lenkbar und sicher zu machen.

Auch wenn der Reifen seit mehr als 20 Jahren nicht mehr produziert wird, gibt es nach wie vor Restbestände an fabrikneuen P5B. Da das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt, wird der Reifen, der damals 60 D-Mark gekostet hat, mittlerweile für 600 Euro gehandelt. Nur der blanke Reifen versteht sich. Die Spikes müssen allesamt noch eingebaut werden.

«Ich glaube, das ist auch ein Vorteil der Russen, dass sie immer wieder irgendwo welche ausgraben», sagte Eisspeedway-Legende Per-Olof Serenius. «Die sind einfach ein bisschen besser, aber es ist schwer noch welche zu finden. Diejenigen, die welche haben, verkaufen sie eigentlich nicht. Ich habe von Nikolai Krasnikov vor ein paar Jahren einen gekauft und hatte den direkten Vergleich zu den aktuellen Reifen. Es ist ein Unterschied, aber man muss vorsichtig beim Montieren sein, da der Draht im Reifen leicht reißt.»

Günther Bauer sieht das anders. Für den Bayer ist es wie in den 1990er-Jahren: Im Speedway-Sport war es damals so, wurde ein Fahrer auf einem Jawa-Motor Weltmeister, mussten alle Jawa fahren. Wenn der Weltmeister des darauffolgenden Jahres GM fuhr, taugte der Jawa nichts mehr. «Es mag sein, dass er ein bisschen besser ist, jedoch macht er keinen Preisunterschied von über 500 Euro aus», hielt Bauer fest. «Alle russischen Weltmeister sind mit dem uralten Barum gefahren, deswegen müssen ihn alle haben. Sollte einer von ihnen mit einem Mitas den Titel holen, nehmen den alle.»

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