Rookie Marc Geyer: Respekt, Aufwand und Entbehrungen
Marc Geyer, Hans Weber und Markus Jell (v.l.)
«Am Rande eines Werbetermins konnten wir gute Gespräche mit dem 28-jährigen Eisspeedway Neueinsteiger Marc Geyer aus dem hessischen Büdingen führen», meinte Sponsor Klaus Bisl zu SPEEDWEEK.com. «Das Inn Isar Iceracing Team hat sich dazu entschlossen, bereits in seiner ersten Saison einen dritten Fahrer ins Team aufzunehmen. Da die kommende Saison erst die zweite Rennsaison für Marc ist, werden ihn Hans Weber und Markus Jell mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how so gut es geht unterstützen.»
In seiner ersten Eisspeedway-Saison konnte Geyer in der Deutschen Meisterschaft den fünften Platz erreichen. «Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und heißen ihn bei uns herzlich willkommen», so die Teamkollegen Hans Weber und Markus Jell.
Die Vorbereitungen für ein Trainingslager laufen bereits auf
Hochtouren, SPEEDWEEK.com sprach mit Marc Geyer.
Marc, wie hast du dich auf die kommende Saison vorbereitet?
Im Sommer habe ich hauptsächlich gearbeitet, um Geld zu sparen für die nächste Saison, und versucht so viel Sport zu machen, wir es mir zeitlich möglich war. Zehn Kilo Körpergewicht habe ich dadurch gegenüber letztem Winter verloren. Ich habe mir im Frühjahr eine neuere schnellere Maschine gekauft. Durch die zweite Maschine wird ein größerer Bus benötigt. Viel Zeit und Geld ist im Sommer draufgegangen, um einen größeren Sprinter zu kaufen und diesen mit Dämmung, Heizung, Scheinwerfer und vielem mehr herzurichten. Meine Maschine haben wir zudem einmal komplett zerlegt, um jedes Teil auf mögliche Beschädigungen zu überprüfen. Das ist bei jedem Rennsport äußerst wichtig, das Material muss stimmen.
Wann wird es für dich auf der Strecke losgehen?
Ich werde mit meinem Team mit dem neuen Bus vom 8. bis 24. Dezember nach Schweden fahren zum Training. Die erste Woche werden wir wieder auf einem See trainieren und uns dort mit meinem schwedischen Mechaniker und Trainer treffen. Da mein Mechaniker vom MSC Klein-Krotzenburg die nächste Saison auch mal versuchen möchte Eisspeedway zu fahren, wird eine Strecke ohne Bande gebraucht. Für die zweite Woche wurde ich von befreundeten Fahrern aus Finnland eingeladen, in Finnland mit zu trainieren. Ob mir das finanziell möglich ist, kann ich noch nicht abschätzen. Sponsoren sind jederzeit gerne gesehen und jede Hilfe ist sehr willkommen.
Du sprichst das Thema Unterstützung an. Ab dem kommenden Jahr wirst du Teil des neu gegründeten Inn Isar Iceracing Teams sein?
Der Eintritt in das Team Inn Isar Iceracing ist für mich und den Sport auf jeden Fall ein großer Schritt. Alle in dem Team sind hoch motiviert für die nächste Saison. Das ist auch wichtig. Die anderen Fahrer in Europa schlafen nicht, die bereiten sich auch akribisch auf die neue Saison vor. Der Sinn hinter dem Team ist hauptsächlich, sich bei den weiten Wegstecken nach Schweden und Russland zu unterstützen. So habe ich, sollte ich in Inzell nicht starten können, zum Beispiel aber auch Zeit, mich um die Fragen und Fans vom «Eishans» zu kümmern und umgekehrt. Oder wir können auch zu weiten Rennen Fahrgemeinschaften bilden.
Wie kamst du zum Eisspeedway-Sport? Hessen ist nicht gerade eine Hochburg.
Meine Familie ist schon seit 40 Jahren dem Motorsport verbunden. Meine beiden Onkel und mein Papa waren Jahr für Jahr bei den Eisspeedwayrennen in Frankfurt tätig. Seit meinem sechsten Lebensjahr hat mein Papa mich mit nach Inzell genommen. Seit zirka zehn Jahren bin ich Mitglied beim MSC Bad Hersfeld und habe dort etliche Helfereinsätze hinter mir. Den Verein bei den Eisspeedwayrennen in Erfurt zu unterstützen, war für mich Ehrensache. Auch beim Rennen in Dresden war ich dabei und im Fahrerlager und am Vorstart tätig. Jarmo Hirvasoja, Eisspeedway-Weltmeister von 1990, ist zudem der Vater meines Cousins Björn, wodurch Jarmo für mich quasi ein Personal-Trainer ist.
Was hat dich bei deinem Einstieg in die Eisspeedwayszene am meisten überrascht?
Es hat mir und anderen Eisspeedway-Fans gezeigt, dass Eisspeedway zwar ein Sport ist, der auf dem Eis Mann gegen Mann ausgetragen wird. Aber ist man erst mal von dem Eis runter, hält man zusammen und zieht gemeinsam an einem Strang. Das ist für den Sport enorm wichtig. Da die Anzahl Fahrer in den letzten Jahrzehnten rückläufig war, braucht der Sport Neueinsteiger und diese sollen sehen, dass man nicht alle Probleme alleine lösen muss.
Letzte Saison bin ich zweimal als Gast mit meinem Motorrad im Bus der holländischen Konkurrenz mitgefahren, um bei Rennen in der schwedischen Liga zu starten. Die Eisspeedway-Gemeinde ist relativ klein, fast wie eine Familie. Da fühlt man sich überall herzlich aufgenommen: Egal, ob man in Holland, Schweden, Österreich, Tschechien, Finnland oder Russland aus dem Bus steigt, man fühlt sich wie Zuhause.
Was ich in der ersten Saison auf jeden Fall gelernt habe ist, dass ohne mein super Team das alles nicht möglich gewesen wäre und nicht möglich ist. Mein Respekt gegenüber allen anderen Fahrern, die schon fünf, zehn, 20 Jahre und mehr fahren, steigt stetig. So eine lange Zeit mit diesem enormen Aufwand und vielen Entbehrungen, das ist echt erstaunlich und mit höchster Achtung zu schätzen.