Bertl K Racing erstes Opfer der Coronavirus-Pandemie
Herbert «Bertl» Kemmer zieht wegen der Corona-Krise den Stecker
Mit viel Enthusiasmus startete das Team Bertl K Racing in die Langstrecken-WM-Saison 2019/2020. Beim Bol d’Or in Le Castellet holten sich die Österreicher Nico Thöni, Patrick Dangl und Lukas Walchhütter fünf WM-Zähler. Auch beim Acht-Stunden-Rennen in Sepang wurde ihr Einsatz belohnt. Thöni, Walchhütter und der Finne Ville Valtonen, der für den nach einem Trainingssturz verletzten Dangl eingesprungenen war, gab es drei weitere WM-Punkte.
Für das Acht-Stunden-Rennen in Oschersleben hatte sich das Privatteam aus der Steiermark viel vorgenommen, konnte man doch auf Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren zurückgreifen. Doch die für das erste Juni-Wochenende geplante German Speedweek wurde wegen der Coronavirus-Pandemie zum Schutz der Gesundheit aller Beteiligten und unter großem Bedauern der Organisatoren ersatzlos aus dem Rennkalender gestrichen.
Wenn am letzten August-Wochenende in Le Mans der dritte Lauf der Endurance-WM am Programm steht, wird man das Bertl K Racing Team vergeblich in der Nennliste suchen. Auch für den Bol d’Or in Le Castellet hat Teamchef Herbert «Bertl» Kemmer den Start zurückgezogen. «Im Augenblick ist der Rennsport zweitrangig. Jetzt muss das Notwendige unternommen werden, um meine Firma nach der Corona-Krise zu retten», setzt der Motorradhändler Prioritäten.
«Wir sind ein reiner Saisonbetrieb. Die Coronavirus-Pandemie mit den weitreichenden Auswirkungen auf die Wirtschaft ist für uns zum ungünstigsten Zeitpunkt gekommen. Gerade als der Winter vorbei war und die Leute wieder Lust aufs Motorradfahren bekommen haben, wurden die Betriebe von der Regierung aufgefordert zu schließen. Aber was nicht in den ersten Monaten an Reifen oder Zubehör gekauft wird, wird bestenfalls aufs kommende Jahr verschoben.»
«Für uns kommt erschwerend dazu, dass wir von Pirelli eine Mitteilung bekommen haben, worin sie uns mitgeteilt wurde, dass sie sich vorerst aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft zurückziehen. Wir müssten uns für die zwei ausstehenden 24-Stunden-Rennen in Le Mans und Le Castellet um einen neuen Reifenausrüster umsehen und dann natürlich auch ausgiebig testen. Wie soll sich das ein kleines Privatteam wie wir es nun einmal sind, leisten können?»
Kemmer, früher selbst erfolgreicher Rennfahrer, weiß, dass seine Entscheidung, dieses Jahr an keinem Rennen mehr teilzunehmen, hart für seine gesamte Mannschaft ist. «Es tut mir für mein Team leid, aber die Vernunft hat Vorrang. Wir fahren ja nicht um zu gewinnen, für jeden von uns geht es um Emotionen und da weiß ich sowieso nicht, ob der Langstreckenklassiker in Le Mans - falls es tatsächlich stattfinden kann - ohne Zuseher ein Erlebnis ist.»