24h Spa: Kampf Audi gegen BMW: Ausgeglichen, oder?
Ein US-Kollege schlupft am Samstagmorgen durch den Pressesaal in Spa: «Es sieht ja mal wieder bei einem 24-Stunden-Rennen alles nach einem Sieg von euren deutschen Autos aus». Damit hat der Kollege recht, alles andere als ein Sieg von BMW und vor allem Audi in Belgien erscheint recht unwahrscheinlich. Mit der Favoritenrolle wollen aber weder Audi noch BMW irgend etwas zu tun haben. «Wir haben alles gezeigt, was wir können und keine Reserven mehr. Beim Vortesttest hatten wir noch Problem, zum Glück haben wir das inzwischen in den Griff bekommen. Bisher sieht es so aus, als liegen wir mit BMW auf Augenhöhe. Wir wissen aber nicht, welche Reserven BMW noch hat», sagt Vorjahressieger Markus Winkelhock, der im #1 Audi von WRT mit René Rast und Laurens Vanthoor startet.
BMW-Werksfahrer Lucas Luhr, der für die BMW-Speerspitze MarcVDS startet, kann über so eine Aussage bestenfalls milde lächeln. «Im Training sah es noch so aus, als liegen wir gleichauf zu Audi, im Rennen wird es sicherlich auch eng. Ich erwarte aber die gleiche Situation, die wir am Nürburgring erlebt haben. Immer wenn wir Audi zu Nahe kommen, haben sie Reserven, um sich wieder frei zu fahren.»
Audi strauchelte nach Angaben der Fahrer bisher mit den Reifen von Pirelli. Der neue R8 wurde auf Gummi von Michelin entwickelt, am Nürburgring waren die Werksautos mit Entwicklungsreifen der Franzosen unterwegs. In Belgien wird nun ein Allerweltsgummi von Pirelli auf die R8 geschnallt, das gesamte Feld nutzt einen identischen Reifentyp.
Audi hat zudem einen numerischen Vorteil. Vier-Werks R8 treten gegen zwei MarcVDS-BMW an, dazu kommt noch der Ravaglia-Z4 mit dem starken, aber in Spa komplett unerfahrenen Trio Glock/Spengler/Zanardi.
«Schon im vergangenen Jahr hätten wir gegen Audi gewonnen, doch durch einige kleinere Probleme haben wir den Sieg am Ende knapp verloren», erinnert sich Dirk Werner, der im #45 MarcVDS-BMW gemeinsam mit Maxime Martin und Augusto Farfus eines der stärksten Fahrertrios im Feld bildet. «Es sieht danach aus, als wenn es mit Audi wieder ein sehr enges Rennen gibt. Da wird auch die gute Boxenarbeit entscheiden. Wer da immer ein paar Sekunden schneller ist, kann am Ende einen Vorteil haben.»
Bei Regen sieht sich keine der Marken im Vorteil. «Einen Vorteil haben wir dann nicht», ist Audi-Star René Rast überzeugt. Auch Werner sieht bei Nässe keinen Vorteil für die Z4: «Das Rennen wird ohnehin schon ein Eiertanz. Regen bringt keinen Vorteil, sondern ist für alle nur eine Unwägbarkeit mehr.»
Neben Audi und BMW hat sich bisher niemand für den Gesamtsieg aufgedrängt. Mercedes ist solide, aber mehr als ein Podium liegt bestenfalls nicht drin. Die Worte Lamborghini oder McLaren und 24h-Stunden-Rennen ließen bisher nur schwer in einen Satz bringen. Die im Qualifying starken McLaren werden bestenfalls bis zur Abenddämmerung ein Feuerwerk abbrennen.
Bentley ist über die Distanz ein Kandidat für einen Podiumsplatz. «In der aktuellen Einstufung haben wir aber keine Chance gegen Audi und BMW. Wir können nur darauf setzen, über die Distanz ein gutes Auto zu haben. Allerdings macht uns der vorhergesagte Regen in der Startphase Sorgen, denn der Bentley ist kein Auto für Regen», sagt ein Bentley-Ingenieur. «Alles andere als ein Sieg von Audi wäre eine Überraschung. Sie haben ein neues Auto, davon gleich vier, eine gute Einstufung und Top-Fahrer. BMW muss über die Grenzen des Autos gehen, um mit dem neuen Audi mitzuhalten und daran werden die Z4 zerbrechen.»