Formel 1: Der erste Crash des Jahres

IndyCar-Skandal: Piloten müssen auch Vorbilder sein

Von Mathias Brunner
Simon Pagenaud (hinten) gegen Lando Norris

Simon Pagenaud (hinten) gegen Lando Norris

​Beim virtuellen IndyCar-Rennen von Indianapolis hat 2016er Meister Simon Pagenaud den jungen Lando Norris absichtlich auflaufen lassen. Norris regt sich auf: «Wir müssen doch auch Vorbilder sein.»

Auch wenn die IndyCars nur virtuell fahren, hat der Sport einen handfesten Skandal, denn die Aktion von Simon Pagenaud gibt noch immer viel zu reden. Der IndyCar-Champion von 2016 und Indy-500-Sieger von 2019 hat beim virtuellen Rennen auf dem Brickyard in voller Absicht den McLaren-Fahrer Lando Norris abgeräumt – hochnotpeinlich! Der 35jährige Franzose war beim Sim-Rennen in Indianapolis im Rahmen der «IndyCar iRacing Challenge» genervt von Gastfahrer Norris und einem Überholmanöver des Briten gegen Graham Rahal, das Rahal in Pagenaud drängte und Simon in die Aussenmauer.

Pagenaud steuerte die Box an und sagte: «Lass uns Norris aus dem Rennen nehmen!» Was der Franzose dann prompt in die Tat umsetzte – er verlangsamte nach einem Boxenstopp in der vierten Kurve und liess den heranschiessenden Norris auflaufen. Lando blieb auf seinem Twitch-Kanal zunächst recht gelassen und meinte, Pagenaud habe ihn wohl einbremsen, nicht aus dem Rennen nehmen wollen. Doch als der 14fache IndyCar-Laufsieger Pagenaud später von einem einfachen Zwischenfall faselte, zischte Norris: «Natürlich wolltest du mich aus dem Rennen nehmen!»

Nun legt Norris nach. Er bezeichnet Pagenaud als selbstsüchtig und findet: «Wenn dich einer in voller Absicht aus einem Rennen reisst, dann ist das für mich kein Spiel mehr. Diese ganzen Online-Rennen haben überdies inzwischen ein Niveau erreicht, das über ein wenige Gamen hinausgeht.»

Rückendeckung erhält Norris von McLaren-CEO. Der Kalifornier sagt: «Das war jetzt nicht unbedingt das, was man von einem IndyCar-Champion erwarten würde.»

Norris weiter: «Mir ist schon klar, dass das alles virtuell ist und ein wenig hemdsärmelig, aber in den vergangenen Wochen ist daraus mehr geworden. Von Profi-Rennfahrern erwarte ich halt auch auf der simulierten Bahn professionelles Verhalten. Auch wenn es hin und wieder als Ausrede benutzt wird, das sei doch alles nur Spiel, ist die Wahrheit – wir Racer nehmen diese Rennen ernst», so der WM-Elfte von 2019 bei ESPN. «Meine Ingenieure und ich beispielsweise haben sehr viel Zeit darin investiert, beim IndyCar-Rennen eine gute Figur zu machen. Wenn dann einer auf alles pfeift und nur für sich selber schaut, dann finde ich das schon sehr enttäuschend.»

Es geht für Norris auch um die Vorbildfunktion. «Ich finde, einige sollten die Spiele auch deshalb etwas ernster nehmen, weil wir im Fernsehen sind und weil wir für Rennställe mit Sponsoren antreten. Immerhin sehen sich Tausende Menschen unsere Rennen an.»

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