Nach Ausstieg von Sponsor KTM: Keine Hard-Enduro-WM
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Weltmeister Manuel Lettenbichler am Erzberg
Nachdem sich KTM infolge der massiven finanziellen Probleme als Hauptsponsor der Hard-Enduro-WM im Dezember vergangenen Jahres zurückgezogen hat, prüfte das Team um Winni Kerschhaggl mit anderen potenziellen Partnern die Möglichkeiten der Weiterführung der Serie. Nach einem selbst gesetzten Ultimatum verkündete Kerschhaggl am 28. Februar per Pressemitteilung, dass die wenige verbliebene Zeit zwischen dem Rückzug der Mattighofener und dem Start der bereits geplanten 2025er-Saison nicht ausreichte, um eine belastbare Finanzierung zu sichern.
Wichtig zu wissen ist zunächst einmal, dass alle acht Rennen im Kalender der Hard-Enduro-WM eigenständige Veranstaltungen sind, die auch ohne die WM stattfinden werden. Die Auswirkungen der Absage Kerschhaggls für die etablierten Rennen wie die Red-Bull-Veranstaltungen Erzbergrodeo und Romaniacs oder auch das GetzenRodeo in Deutschland werden überschaubar sein. Das sind Termine, die bei der Elite und auch dem weiteren Fahrerfeld durch das jeweilige Prestige fest im Kalender stehen. Ob aber Veranstaltungen wie das Valleys in Wales, mit dem die WM im Mai gestartet wäre, die internationalen Fahrer in gleicher Anzahl anziehen wird, bleibt abzuwarten.
Die Krise bei KTM hinterlässt in der Branche eine breite Schneise der Verwüstung. Angefangen bei den Mitarbeitern über die Zulieferer bis hin zum Sport, den Veranstaltern und den Kunden sind die Auswirkungen massiv. Andere Hersteller, die von der Situation theoretisch profitieren könnten, sehen sich beträchtlichen vertrieblichen Herausforderungen gegenüber, denn die orangen Motorräder, die traditionell einen hervorragenden Ruf genießen, sind derzeit günstig zu haben. Somit sind auch dort die Budgets aktuell nicht in der Form verfügbar, dass man sich als Hersteller in einer WM kurzfristig engagieren möchte.
Es ist davon auszugehen, dass die FIM nach Kerschhaggls Absage versuchen wird, die WM in irgendeiner Form doch noch durchzuführen und einen Weltmeister zu ermitteln. Die Frage ist, mit welchen Rennen und auf welcher Grundlage das innerhalb der verbleibenden Zeit funktionieren kann.
Gerade in den sozialen Medien wird die aktuelle Situation und die Zukunft des Sports heiß diskutiert. 2012 gab es mit den «Kings of Extreme Enduro» schon einmal eine private Initiative, die in Ermangelung einer offiziellen Weltmeisterschaft den Teilnehmern, also den Fahrern der wichtigsten Hard-Enduro-Events, mit einer simplen Punktvergabe und einer daraus resultierenden Rangliste eine wertvolle Sichtbarkeit gab. Eine Sichtbarkeit, die für die Fahrer bedeutend ist, um ihre Leistung messbar und vergleichbar zu machen und sie ihren bestehenden oder potenziellen Sponsoren entsprechend öffentlichkeitswirksam nachweisen zu können. Denn Hard-Enduro ist ein kostenintensiver Sport, der nur von wenigen an der Spitze professionell und mit dem Back-up von Werksteams betrieben wird.