6h Silverstone: Porsche mit der Le-Mans-Aerodynamik
Porsche bereits mit der Le-Mans-Aerodynamik in Monza unterwegs
Bei Gesprächen im Paddock des Vorsaison-Tests (Prologue genannt) in Monza deutete es sich bereits an: Porsche wird den Auftakt der FIA WEC in Silverstone mit der Aerodynamik fahren, die eigentlich auf die so spezielle Hochgeschwindigkeitsstrecke in Le Mans ausgelegt ist. Das haben die Weissacher am Montag nun bestätigt. «Das Reglement erlaubt in diesem Jahr zur Kosteneinsparung nur noch zwei Aero-Kits pro Saison. Wir haben unsere Ressourcen so eingeteilt, dass wir bis zum dritten WM-Lauf den Fokus auf die Entwicklung und Erprobung der Le-Mans-Aerodynamik legen», erklärt Teamchef Andreas Seidl, der in Monza noch meinte, dass bis kommenden Donnerstag (technische Abnahme) gewartet werden müsse, um zu sehen mit welchem Aero-Paket der Porsche 919 Hybrid in Silverstone antreten würde.
Konkurrent Toyota wird beim Saisonauftakt dagegen mit der Hi-Downforce-Variante des TS050 Hybrid auflaufen und ist somit auch in der Favoritenrolle für das 6-Stunden-Rennen am kommenden Sonntag (16. April). Grund dafür: Auf dem 5,901 Kilometer langen Kurs in Northamptonshire ist ordentlich Abtrieb gefragt. Weiterer Nachteil: Durch das Weniger an Downforce werden die beiden Porsche etwas mehr über den Asphalt rutschen, was sich auf jeden Fall auch auf den Reifenverschleiß auswirken wird. Gerade 2017 ist dies jedoch ein entscheidender Faktor, da die zur Verfügungen stehenden Reifensätze für Qualifikation und Rennen von sechs auf vier reduziert wurden. Auch Seidl ist sich der Umstände bewusst: «Das bedeutet wenig Abtrieb zugunsten eines geringen Luftwiderstands und wird sich in England negativ auswirken.»
Durch das Verwenden der Le-Mans-Aero hat Porsche jedoch nun mehr Zeit, um das eigene Hi-Downforce-Kit entsprechend zu entwickeln. Dieses wird dann erst zum vierten Saisonlauf auf dem Nürburgring (16. Juli) benötigt. «Nach dem 24-Stunden-Rennen im Juni werden wir den 919 für die weiteren WM-Läufe konsequent auf mehr Abtrieb umrüsten», stellt Seidl klar. Zwischen Silverstone und Le Mans liegt noch das 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps. Doch die Ardennen-Achterbahn ist von ihrem Streckenlayout her eigentlich ein Zwitter. Das bedeutet, dass hier beide Aero-Pakete funktionieren.
Letztendlich ist Porsche somit nur beim Rennen in Zentralengland aerodynamisch im Nachteil. Doch hier haben die Schwaben sicherlich bewusst abgewogen. Da in der LMP1-Klasse mit den beiden Toyota und dem privaten CLM nur noch drei Wettbewerber am Start sind, werden auch mit einer nicht passenden Aero-Variante gute Meisterschaftspunkte eingefahren werden können.
Die Problematik der Karosserie-Pakete hatte sich über den Winter verschärft, da ab 2017 nur noch zwei unterschiedliche Pakete homologiert werden dürfen. Letztes Jahr waren es noch derer drei. So hatte Porsche 2016 in Silverstone eine modifizierte 2015er Karosserie genutzt, bevor für Spa-Francorchamps dann auf die Le-Mans-Aero umgeschwenkt und ab dem Nürburgring das Hi-Downforce-Paket auf die 919 Hybrid geschraubt wurde.