6h Silverstone: Knapper Triumph für Toyota-Trio
Beim Saisonstart der FIA WEC im 'Home of British Motor Racing' in Silverstone konnte Toyota jubeln. Das Piloten-Trio Sébastien Buemi/Anthony Davidson/Kazuki Nakajima hatte am Ende eines actiongefüllten 6-Stunden-Rennens 6,173 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Porsche von Timo Bernhard/Earl Bamber/Brendon Hartley. «Wir hatten in den Trainings und auch in der Qualifikation das schnellste Auto. Somit wäre es eine Schande gewesen, wenn wird das Rennen nicht gewonnen hätten», freute sich Buemi über den Sieg und den Gewinn der so traditionsreichen Tourist Trophy, die der am längsten ausgegebene Preis im Motorsport ist.
Wie bereits vermutet, konnte Toyota die Mega-Pace aus der Qualifikation im Rennen nicht gehen, da das auf kinetischer Energie basierende Hybridsystem des TS050 auf dem 5,901 Kilometer langen Kurs in Northamptonshire nicht immer voll geladen werden konnte. Somit fehlte immer ein wenig der Zusatz-Elekro-Power und es entwickelten sich spannende Fights zwischen den beiden Porsche und den Toyota um die Positionen. Gerade als sich die beiden 919 in Richtung Spitze gearbeitet hatten, setzte zu Rennmitte jedoch ein kurzer Regenschauer ein. Dieser hatte dann für den Ausgang des Rennens entscheidenden Einfluss, da beide Porsche während diese Phase im Rennen auf Intermediates wechselten. Eine zu vorsichtige Strategie, die beim Wechsel zurück auf Slicks wenige Runden später doppelt Zeit kostete.
Brendon Hartley übernahm kurz vor Rennende zwar nochmals kurzzeitig die Spitze, da Porsche entschied, beim letzten Boxenstopp keinen Reifenwechsel durchzuführen. Doch Buemi im Toyota holte sich schnell wieder die Spitzenposition zurück und fuhr zum Sieg. «Auf neueren Reifen war uns bewusst, dass wir in der Schlussphase einen Vorteil haben. Zum Glück hatte wir Brendon beim Überholmanöver genug Raum gelassen», strahlte Buemi. Der zweite LMP1-Porsche von Neel Jani/André Lotterer/Nick Tandy holte mit 46,956 Sekunden Rückstand den dritten Rang.
Ein Rennen zum Vergessen erlebte der zweite Toyota TS050 Hybrid von Mike Conway/Kamui Kobayashi/José María López. Während der von Pole-Position aus gestartete Conway das Rennen zunächst noch anführte, hatte Kobayashi schon zu Beginn seines Stints mächtig Zeit verloren. Grund dafür war ein gebrochener Stabilisator. Zwar wurde versucht, dem Problem mit dem Verwenden eines anderen hinteren Bodyworks (mit weniger Downforce) noch etwas entgegen zu wirken, doch eine ausgetauschte Haube repariert halt kein kaputtes Teil im Bereich der Achse. Und mit schlechtem Handling gingen pro Runde immer wieder einige Sekunden verloren. Während des angesprochenen Regenschauers hatte Kobayashi den Wagen zu allem Überfluss auch noch in den Kies gehauen. Doch als López gerade seinen ersten Renneinsatz in der FIA WEC begonnen hatte, waren alle Siegeschancen passé. Der Argentinier crashte im Bereich Copse heftig in die Reifenstapel und demolierte den TS050 nachhaltig. Über eine Stunden gingen durch die Bergung und Reparaturen letztendlich verloren. Gemäß Informationen aus dem Toyota-Lager soll es sich um einen Fahrfehler gehandelt haben. López überfuhr eine feucht-nasse Linie und verlor dabei die Kontrolle über das Fahrzeug.
Ford vor Ferrari und Porsche in der GTE
Andy Priaulx/Harry Tincknell/Luis Felipe Derani sicherten sich den Klassensieg in der GTE-Pro-Kategorie. Aufgrund einer offenen Fahrertür musste der Ford GT des Trios schon nach einer halben Stunden unplanmäßig die Box anlaufen, was den Wagen das ganze Rennen über in einem anderen Strategiefenster fahren ließ. Dennoch reichte es zu einem lockeren Triumph mit über 15 Sekunden Vorsprung.
Über weite Strecken hatte der andere Ford um Olivier Pla/Stefan Mücke/Billy Johnson das Rennen angeführt. Doch unerklärliche Vibrationen bremsten das Trio in ihrem Vorwärtsdrang ein, sodass letztendlich nur Platz vier heraus sprang. «Auch während der Safety-Car-Phase nach dem Toyota-Unfall verloren wir viel Zeit. Insgesamt ist das Ergebnis eine Enttäuschung, da wir auf jeden Fall den Sieg drin gehabt hätten», war Stefan Mücke am Abend etwas angefressen.
Hinter den amerikanischen Turbo-Renner kam der Ferrari 488 GTE von James Calado/Alessandro Pier Guidi auf Klassenrang zwei vor dem Porsche 911 RSR von Richard Lietz/Frédéric Makowiecki.
Ein Drama gab es für den zweiten Porsche von Michael Christensen/Kévin Estre. Kurz nach Rennhalbzeit stoppte der Franzose den 911 RSR auf der Strecke, nachdem sich ein Feuer im Bereich des Mittelmotors entzündet hatte und das vorzeitige Aus bedeutete.
In der LMP2-Klasse triumphierten der Oreca 07 von Ho-Pin Tung/Oliver Jarvis/Thomas Laurent (Jackie Chan DC Racing). Die GTE Am ging an Weng Sun Mok/Keita Sawa/Matthew Griffin im Ferrari 488 GTE von Clearwater Racing.
Hier das vorläufige Ergebnis aus Silverstone
Schon am 6. Mai steht mit den 6 Stunden vom Spa-Francorchamps der zweite Saisonlauf die FIA WEC an.