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GTE oder GT3: Das sind die Unterschiede der Rennwagen

Von Martina Müller
SPEEDWEEK.com nimmt regelmäßig wichtige Details der Sportwagen-Szene etwas genauer unter die Lupe: Dieses Mal geht es um die beiden großen GT-Klassen. Porsche-Pilot Marvin Dienst vergleicht die Konzepte aus Fahrersicht.

Marvin Dienst gehört zu den besten Nachwuchspiloten Deutschlands. Nach dem souveränen Titel in der deutschen Formel 4 im Jahr 2015, wechselte der Südhesse im Folgejahr in den GT-Sport. Dort bestritt er 2016 das ADAC GT Masters in einem Porsche 911 GT3 R (GT3-Kategorie). Vor der Saison 2017 stand dann der nächste Aufstieg an: Für Dempsey-Proton Racing fährt Dienst in der FIA WEC den Porsche 911 RSR (GTE-Kategorie) und hat bereits beim Saisonauftakt in Silverstone sein enormes Potential aufblitzen lassen. Somit kennt der 20-Jährige die Rennwagen der beiden großen GT-Klassen wahrhaftig aus erster Hand. Für die Leser von SPEEDWEEK.com hat er die Unterschiede dargelegt.

Trotz optischer Ähnlichkeiten sind die Fahrzeuge der GTE- und der GT3-Klasse enorm verschieden. Was sind die markantesten Unterschiede der beiden Modelle?

«Generell sind beide Autos auf der selben Basis aufgebaut. Sie beruhen auf dem Straßenmodell des Porsche 911 GT3. Der RSR (GTE) ist im Vergleich zum R (GT3) aber deutlich weiter entwickelt. Beispielsweise ist das Fahrwerk anders und er hat auch weniger Aerodynamik. Aber durch das verbesserte Setup – vorne sind Doppelquerlenker verbaut – haben wir ein deutlich agileres Fahrzeug, was es gerade in den langsamen Kurven sehr sehr schnell macht und auch in den High-Speed-Kurven einen sehr hohen mechanischen Grip bietet. Das alles macht das Auto anspruchsvoller und eben auch schneller. Zusätzlich ist der GTE auch noch einmal ein paar Kilo leichter.»

Bedeutet dies, dass der anspruchsvollere GTE folglich auch schwieriger zu fahren ist?

«Genau. In gewissen Situationen reagiert er einfach direkter. Der Fahrer bekommt mehr Feedback von dem, was das Auto effektiv macht. Aber mit dem Mehr an Feedback ist der Grad zwischen 'auf der Strecke bleiben im Kiesbett stecken' eben auch wesentlich geringer. Man kann sich nicht mehr einfach hineinsetzen und das Auto verzeiht einem als Fahrer soviel, wie es der GT3-Rennwagen macht. Die größte Herausforderung für einen Gentleman-Fahrer wäre sicherlich, dass der GTE kein ABS hat. Sprich: Mit dem GTE fährst Du ein schnelleres Fahrzeug mit weniger Regelsystemen. Somit wird natürlich der Fahrer mehr gefordert und der Grad zwischen Fehlern, die vom Fahrzeug verziehen werden, ist viel geringer.»

Du hast ja das ABS schon angesprochen, welches im GTE nicht mehr vorhanden ist. Gibt es darüber hinaus noch weitere technische Unterschiede?

«Da fällt mir als erstes die Luftzuführung für den 4.0L-Boxermotor ein. Während der GT3 über eine Hutze unter dem Heckflügel die Luft ansaugt, liegt beim GTE die Ansaugung rechts und links über dem hinteren Kotflügel. Das nimmt dem Piloten auch etwas die Sicht nach hinten. Aber deswegen haben wir im GTE-Porsche eine permanente Rückfahrkamera.»

Ist das Cockpit in der GTE-Variante professioneller aufgebaut?

«Das Cockpit ist nicht grundlegend anders als in der GT3-Version. Im GTE sind ein paar mehr Knöpfe belegt, die aber auch gebraucht werden. Ein Beispiel ist der Kill-Button. Dieser wird dafür benötigt, dass beim Fahrerwechsel nicht das ganze System runter und wieder hoch gefahren werden muss. Bedeutet: Über den Kill-Button wird nur der Motor abgestellt und das Fahrzeug kann im Gang stehen gelassen werden. Der Pilot steigt einfach aus und der nächste Fahrer kann das Fahrzeug direkt wieder starten.
Außerdem sind im GTE keine Schaltknöpfe mehr verbaut, sondern LED-beleuchtete Knöpfe und Tastaturen. Das ist für Nachtfahrten, wie beispielsweise bei den 24 Stunden von Le Mans, sehr geeignet. Darüber hinaus gibt es eine Klimaanlage im Fahrzeug, da die Temperatur im Cockpit nicht über 35°C steigen darf.»

Und welches der beiden Versionen macht Dir als Fahrer mehr Spaß?

«Ganz klar der RSR. Ich komme aus dem Formelsport und bin es gewohnt, ohne Regelwerkzeuge zu fahren. Der GTE ist einfach sehr fordernd und das gibt einem das gewisse Feeling. Ich habe sehr viel Spaß in diesem Auto, da man sehr auf sich selbst gestellt ist. Es ist wie eine Symbiose, die der Fahrer mit dem Fahrzeug haben muss, um es gut auf der Strecke zu bewegen. Der GT3 ist natürlich auch schön zu fahren, aber hier ist alles ein wenig sanfter.»

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