Pascal Vasselon: «Wir haben unsere Schlüsse gezogen»
Ganz klar, für die beiden LMP1-Hersteller Porsche und Toyota liefen die 24 Stunden von Le Mans – zumindest technisch gesehen – nicht nach Plan. Alle fünf Hybrid-Rennwagen hatten beim Langstrecken-Klassiker an der französischen Sarthe (mehr oder weniger große) Probleme mit der Haltbarkeit. Zwar hatte Porsche das Rennen gegen die Streitmacht der 25 LMP2-Fahrzeuge am Ende doch gewonnen, dennoch lässt sich ein kleiner Beigeschmack nicht wegwischen. Arg gebeutelt kehrte Toyota aus Frankreich zurück in seine Werkshallen nach Köln-Marsdorf. Der japanische Hersteller hatte in diesem Jahr das absolut schnellste Auto in Le Mans, was die Traumbestzeit von Kamui Kobayashi aus der Qualifikation imposant belegt, doch wieder es wurde nichts mit dem Sieg in Le Mans.
«Wir haben neue Varianten kennengelernt, aufgrund welcher man Fahrzeuge zurückziehen muss», blickt der Technische Direktor Pascal Vasselon noch einmal auf das Highlight der FIA WEC zurück. Alle drei Toyota TS050 Hybrid waren schon in der Nacht aus der Entscheidung um den Sieg raus. Ein Wagen hatte Probleme mit der Kupplung, einer mit dem Hybrid-System und der Dritte wurde durch die Folgen eines Crashs mit einem LMP2 aus dem Rennen gerissen.
Doch bei den internationalen Spezialisten von TMG (Toyota Motorsport GmbH) wurde inzwischen eine intensive Aufarbeitung der Ereignisse von Le Mans betrieben. «Die Umstände haben Schwachstellen in unseren Fahrzeugen und unserer Operation aufgezeigt. Diese sind wir nun angegangen, ohne dabei über Glück oder Pech zu sprechen», erklärt Vasselon die interne Herangehensweise.
Der Prozess sei nun abgeschlossen. «Wir schalten unseren Fokus nun auf die nächsten Rennen in der Meisterschaft. Wir wollen Le Mans jetzt erst einmal vergessen. Und normalerweise bekommt man über eine Saison genau das, was man verdient. Auch wir sind dazu bestimmt», so der stets aufrichtige Vasselon weiter. Schon am nächsten Wochenende (14. bis 16 Juli) besteht die Möglichkeit der Wiedergutmachung. Dann tritt die Sportwagen-WM zur großen Revanche am Nürburgring an.
Dabei wird dann auch wieder die Aerodynamik-Variante für hohen Abtrieb auf die beiden TS050 Hybrid geschraubt. «Wir haben unser Hi-Downforce-Kit beim Saisonauftakt in Silverstone debütiert. Dieses wurde in Spa-Francorchamps auch auf den Autos #7 und #8 verwendet. Daneben haben wir noch das Low-Downforce-Paket, welches aber nur von der #9 in Spa und von allen drei Autos in Le Mans verwendet wurde. Auf dieser Seite sind wir für die Saison also aussortiert», erklärt Vasselon noch einmal die Aero-Strategie von Toyota.
Bei Konkurrent Porsche differiert die Herangehensweise ein wenig. Denn bislang nutzten die Weissacher beim 919 Hybrid lediglich die Variante mit niedrigem Abtrieb. Das Hi-Downforce-Kit wurde kürzlich in Barcelona erstmals getestet und wird ab dem Nürburgring bei allen WEC-Läufe eingesetzt.
«Alles hängt logischerweise auch davon ab, was Porsche bringen wird. Die haben ihr neues Hi-Downforce-Paket ja bislang noch nicht gezeigt», kann Vasselon jedoch noch keine wirkliche Prognose für das anstehende Deutschland-Gastspiel der WEC auf dem Nürburgring abgeben. Dennoch ist man im Toyota-Lager zuversichtlich, ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu können. «Der Nürburgring hat uns in den letzten beiden Jahren sicherlich nicht gelegen. Da waren wir nicht unbedingt wettbewerbsfähig. Wir haben daraus natürlich auch unsere Schlüsse gezogen und werden sehen, was nächstes Wochenende passiert», so Vasselon weiter.
Neben den beiden Toyota TS050 Hybrid und den beiden Porsche 919 Hybrid fährt auch noch der privat eingesetzte ENSO CLM P1/01-Nismo in der LMP1-Klasse. Insgesamt werden 29 Fahrzeuge am 6-Stunden-Rennen am Nürburgring teilnehmen.