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Timo Bernhard: «Habe den Sieg noch nicht realisiert»

Von Martina Müller
SPEEDWEEK.com traf knapp drei Wochen nach den 24 Stunden von Le Mans Porsche-LMP1-Pilot Timo Bernhard. Dieser feierte beim Klassiker an der Sarthe den größten Triumph seiner sowieso schon erfolgreichen Karriere.

Für Timo Bernhard ging Mitte Juni in Le Mans ein (fast) lebenslanger Traum in Erfüllung. Endlich konnte er mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans gewinnen. Seit 1999 gibt er in unterschiedlichsten Modellen des Weissacher Herstellers Gas, kennt die dortigen motorsportlichen Abteilungen in- und auswendig und gilt aktuell als der bedeutendste Pilot im Porsche-Werkskader. Und nun auch der Sieg auf der 'Königin der Langstrecke' in Le Mans. «Um ehrlich zu sein, habe ich das alles noch gar nicht vollständig realisiert», meint Bernhard im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Nach Le Mans ging alles Schlag auf Schlag mit den Terminen. Jetzt steht nächste Woche noch das 6-Stunden-Rennen am Nürburgring an. Und danach brauche ich ein bisschen Urlaub, um all das Erlebte noch einmal richtig durchgehen zu können.»

Gerade die besonderen Umstände des Rennens in Le Mans machen den Sieg von Bernhard und dessen beiden Wagenpartnern Brendon Hartley und Earl Bamber so besonders. Gegen 18:30 Uhr an jenem Samstagabend kam der Porsche 919 Hybrid des Trios außerplanmäßig an die Box. Eine Stunde und fünf Minuten musste die E-Maschine, die die Vorderräder antreibt, ausgetauscht werden. Das Rennen schien damit gelaufen. «Doch nach der ersten Enttäuschung haben wird uns dann schnell wieder selbst motiviert. Für uns Fahrer war trotzdem nie die Luft draußen. Wir sind ja darauf trainiert, das auszublenden. Sobald du ins Auto gehst, bist du voll da. Die Hybrid-Rennwagen sind einfach zu komplex, um das easy zu nehmen. Und das ist auch nicht meine Einstellung – genauso wenig wie die von Earl und Brendon», stellt Bernhard die Motivation des Sieger-Trios klar.

Doch durch den langen Reparatur-Stopp gingen circa 13 Runden verloren. Und von Position 56 war der Weg zurück an die Spitze natürlich sehr lange. «Ich habe zu meinen zwei Jungs gesagt, dass ja noch immer 20 Stunden zu fahren seien. Selbst auf die LMP2 hatten wir acht oder neun Runden Rückstand», erklärt Bernhard die Größe der Aufgabe. «Als das Auto aus der Box raus war und Brendon wieder Zeiten wie vorher gefahren ist, kam bei mir die Hoffnung, dass noch etwas gehen könnte!»

Doch zwischenzeitlich stellten sich Bernhard, Hartley und Bamber sogar noch voll in den Dienst des Teams: «Durch unseren langen Stopp waren wir auch in einer unterschiedlichen Sequenz. Somit wechselten wir früher auf einen anderen Reifen-Typ. Da haben wir dem #1 Porsche natürlich die entsprechenden Infos weitergegeben gegeben», berichtet Bernhard.

Zunächst sollten eigentlich nur die Fahrzeuge der kleinen LMP2-Klasse wieder eingeholt werden, da diese in der WM-Gesamtwertung ebenfalls mitbepunktet werden. Doch als im Laufe des Rennens auch alle anderen LMP1 Probleme bekamen, war urplötzlich auch wieder der Gesamtsieg drin.

Gut eine Stunden vor Rennende überholte Bernhard dann den führenden LMP2 des britischen Jota-Teams (Jackie Chan DC Racing). So wurden die letzten 20 Rennrunden in Führung liegend zur großen (und zwischenzeitlich auch nicht mehr für möglich gehaltenen) Triumph-Fahrt. «Am Ende brachen dann alle Dämme und die Emotionen haben uns eingeholt», beschreibt Bernhard die Zieldurchfahrt.

Und wen er nicht sowieso ständig an den so besonderen Sieg denkt, wird Timo Bernhard beim Blick in die Halle des familieneigenen Team75 Bernhard (unter anderem ADAC GT Masters) an Le Mans 2017 erinnert. «Ein Künstler, der in Le Mans auch immer ausstellt, hat meinen Eltern direkt nach dem Rennen ein Bild von unserem #2 Porsche geschenkt. Das kommt natürlich bei uns in die Werkstatt», strahlt er.

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