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Rückblick auf das gemeinsame Event von IMSA und WEC

Kolumne von Oliver Müller
Auf der historischen Rennstrecke in Sebring traten die amerikanische IMSA-Serie und die Sportwagen-WM (FIA WEC) diesmal als Doppelveranstaltung auf. Das ist beim sogenannten Super-Sebring alles hängen geblieben.

Tatsächlich war die Skepsis sehr groß, als die FIA WEC vor vielen Monaten verkündete, im Rahmenprogramm der 12 Stunden von Sebring antreten zu wollen. Zunächst sollte für die WM ein eigenes 12-Stunden-Rennen direkt im Anschluss an den IMSA-Klassiker ausgerichtet werden. Nach vielen anderen Varianten gab es schließlich ein 8-Stunden-Rennen, welches für Freitag (und somit am Vortag der 12h) angesetzt war.

Der Doppelauftritt mit zwei großen Serien brachte auch viele logistische Herausforderungen mit sich. So musste auf der Gegengerade beispielsweise eine WEC-Pit-Lane installiert werden. Zwar beschwerten sich einige Teams über ausufernden Kosten (und da waren die horrenden Hotel-Gebühren nur ein kleiner Teil), doch insgesamt zeigte sich der WEC-Paddock recht zufrieden mit dem Sebring-Gastspiel. Racing an historischer Stätte zieht einfach noch immer.

Auch den Fans wurde viel geboten, konnten sie den WEC-Teams beispielsweise in den extra aufgestellten Zelten bei der Arbeit zuschauen. Das ist bei den anderen WEC-Auftritten in dieser Form nicht möglich, da die Fahrzeuge in den Boxen versteckt sind. Insgesamt wundert es also nicht, das WEC-Boss Gérard Neveu 2020 mit seiner WM gerne wieder nach Florida kommen möchte. Verhandlungen dafür sind im Hintergrund gerade am Laufen.

Dadurch, dass auch zusätzlich noch zwei IMSA-Rahmenserien vor Ort Gas gegeben hatten, ergab sich die weltweit einzigartige Vergleichsmöglichkeit der einzelnen Sportwagen-Klassen in Bezug auf die Performance. Und da bis auf drei LMP2 zudem auch alle Fahrzeuge mit Michelin-Reifen unterwegs waren, konnte bei der Betrachtung auch diese (sonst für Unklarheit sorgende) Variable eliminiert werden. Eine adäquate Gegenüberstellung der dargebotenen Zeiten ist somit durchaus valide.

Das sind die jeweiligen Bestzeiten der einzelnen Kategorien
 Klasse
Zeit
LMP1H  1:40,124
LMP1 1:41,919
DPi 1:45,865
LMP2 1:46,923
P2 IMSA 1:49,728
GTLM 1:55,899
GTE PRO 1:57,257
LMP3 1:57,805
GTE AM 1:58,411
GT3 1:59,917 
GT4 2:10,265
TCR 2:13,751 

 

Wenn IMSA und WEC am gleichen Rennplatz antreten, stellt sich natürlich die Frage, welche Serie ein besseres Rennen geboten hat. Hier gehen die anzusetzenden Kriterien von Betrachter zu Betrachter natürlich weit auseinander - jedem gefällt eben etwas Anderes. Fakt ist jedoch, dass mit Toyota (in der WEC) und Cadillac (in der IMSA) zwei Marken das Geschehen an der Spitze des Feldes bestimmten. Da aber nur zwei Toyota im Gegensatz zu sechs Cadillac starteten, wirkte das WEC-Rennen definitiv ein wenig langweiliger.
Dazu kam, dass die DPi-Konkurrenz teilweise auf Augenhöhe mit den Cadillac fuhr, die privaten LMP1 sich im Vergleich zu den Toyota dagegen in einer ganz weit entfernten Liga befanden. Etliche Safety-Car-Phasen ließen das IMSA-Feld zudem immer wieder zusammenrücken, was enge Rad-an-Rad-Duelle ermöglichte. All das machte das amerikanische Rennen um einiges unterhaltsamer und bekömmlicher als den WM-Lauf. Aber wie gesagt, hier muss jeder seine ganz persönliche Einwertung finden.

Ein starkes Wochenende bot diesmal auch wieder Porsche. Der schwäbische Sportwagen-Bauer konnte in Sebring so richtig jubeln. Nach den WEC-Siegen in der GTE Pro für Richard Lietz und Gianmaria Bruni sowie in der GTE Am für Christian Ried, Matt Campbell und Julien Andlauer (Dempsey-Proton Racing) konnte das Werksteam mit Patrick Pilet, Nick Tandy und Frederic Makowiecki auch in der GTLM-Klasse der IMSA triumphieren. Drei Siege und drei Pole-Positions – das ist im engen GT-Wettbewerb absolut bemerkenswert.

Ein gebrauchtes Wochenende erlebte dagegen Ferrari. Dem 488 GTE Evo fehlte es vor allem am Top-Speed, der sogar nicht einmal an die Werte der Aston Martin aus der Am-Klasse heran reichte. Auch in der Beschleunigungsphase büßten die italienischen Boliden mächtig ein. Somit war an Überholmanöver nur selten zu denken. Das amerikanische Risi Team (IMSA Serie) hatte die BoP-Probleme bereits kommen sehen und entschied vor dem Wochenende sogar, auf eine Reise nach Sebring zu verzichten. Hier sollten die Regelhüter nochmals genau in die Daten schauen.

Nach dem Sebring-Wochenende kehrt die FIA WEC nun zurück nach Europa. Bei den 6 Stunden von Spa-Francorchamps (4. Mai) können dann bereits die ersten Vorentscheidungen in Bezug auf die Titelvergabe fallen. Saisonfinale ist schließlich am 16./17. Juni bei den 24 Stunden von Le Mans.

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