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6h Portimão: Rückblick auf den zweiten WEC-Saisonlauf

Kolumne von Oliver Müller
Klares Bild in der WEC: Die Toyota GR010 Hybrid liegen vor allen anderen Hypercars

Klares Bild in der WEC: Die Toyota GR010 Hybrid liegen vor allen anderen Hypercars

SPEEDWEEK.com schaut zurück auf das zweite Rennen der FIA WEC in Portimão. Toyota konnte erneut siegen und geht als klarer Favorit in die nächsten Rennen. Das ist in Portimão noch so alles aufgefallen.

Die FIA WEC erlebte in Portimão einen unterhaltsamen zweiten Saisonlauf 2023 - wenn auch nicht an der Spitze des Feldes. Denn dort deklassiert Toyota aktuell die gesamte Konkurrenz. Der Sieg ging mit Rundenvorsprung an den GR010 Hybrid von Sébastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley. Das ist alles andere als verwunderlich. Denn die Japaner sind seit über zehn Jahren durchgängig in der WM aktiv und bestreiten mit dem aktuellen GR010 Hybrid die dritte Saison. Das Auto ist ausgereift und funktioniert in allen Lagen. Daran wird die Konkurrenz noch sehr zu knabbern haben.

Stand jetzt soll die BoP (Balance of Performance) für die beiden anstehenden Rennen in Spa-Francorchamps und in Le Mans nicht geändert werden. Somit ist Toyota auch dort der ganz große Favorit und kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Da nach Le Mans dann auch bereits schon vier von sieben WM-Rennen absolviert sein werden, könnte Toyota auch im Gesamtklassement bereits entscheidend vorne liegen. Aber erst einmal abwarten, die Rennen müssen noch gefahren werden.

Denn auch Toyota ist nicht gefeit vor Problemen mit der Technik. Das hat das Rennen in Portimão klar aufgezeigt. Hier war jedoch ein FIA-Teil betroffen. Der obligatorische Drehmoment-Sensor lieferte keine Echtzeit-Daten mehr an den Weltverband. Somit konnte nicht überprüft werden, ob am GR010 Hybrid von Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López die BoP eingehalten wird. Das Bauteil ist direkt im Antriebsstrang verbaut. Als Folge musste in der Garage hinten links das komplette Auto auseinander gebaut werden, was in gut elf Minuten gelang.

Natürlich ist es immer unglücklich, wenn ein technischer Schaden nicht vom Hersteller selbst ausgeht, sondern von einem bereitgestellten Bauteil. Doch so sind eben die Regeln. Toyota muss sicherstellen, dass die Daten an die FIA geliefert werden - und das konnte man eben nicht. Hin zum nächsten Rennen wird es nun noch einiges an Gesprächsbedarf hinter den Kulissen geben, da auch Peugeot ein ähnliches Problem hatte.

Wenn wir gerade bei Peugeot sind. Die Franzosen haben nach dem desaströsen Auftritt in Sebring etwas an Wiedergutmachung betrieben. Die 9X8 konnten zwar nicht dauerhaft mit Porsche und Cadillac mithalten, kamen den beiden LMDh-Herstellern aber sehr nah. Auch die technischen Probleme scheint man nun so langsam in den Griff zu bekommen - auch wenn ein Auto aus der Boxengasse starten musste, da noch schnell die Servolenkung getauscht werden musste. Für Spa-Francorchamps muss nun aber ein weiterer Schritt kommen. Denn danach steht das ganz große Highlight an: Die 24 Le Mans, die gleichzeitig das Peugeot-Heimspiel sind. Schon jetzt ist klar, dass Peugeot in Le Mans kaum eine Chance auf den Sieg haben dürfte. Doch zumindest annähernd sollten die beiden 9X8 mit bei der Musik sein, um vor großem Heimpublikum nicht zur Enttäuschung zu avancieren.

Ferrari ist weiterhin die zweite Kraft in der WEC. Die Italiener befinden sich irgendwo zwischen Toyota und Porsche/Cadillac. Wenn der 499P funktioniert, dann sind Podiumsplätze eigentlich garantiert. Siege sind derzeit aber nur möglich, wenn Toyota strauchelt. Ohne das Sensor-Problem hätte es in Portimão sicherlich den nächsten Toyota-Doppelsieg gegeben. Doch auch Ferrari kämpfte mit der Technik. Das Brake-by-Wire-System spielte bei einem 499P nicht mehr mit. Somit musste das Hybridsystem teilweise abgeschaltet werden. Glücklicherweise funktionieren die heutigen Hypercars auch ohne die extra Elektropower. Doch der 499P hatte somit logischerweise einen höheren Spritverbrauch und musste stets früher zum Stopp. Auch die Bremse wurde dadurch überlastet, was einen Ausritt von Alessandro Pier Guidi in der Schlussphase erklärt. Gut für Ferrari ist, dass das Problem nun bekannt ist. Hin bis Le Mans wird hier sicherlich eine adäquate Lösung gefunden.

Näher dran an der Spitze waren auch Cadillac und Porsche. Wobei die Schwaben die Amerikaner in Bezug auf den Speed überholt hatten. Hier spielte aber auch eine Rolle, dass Cadillac noch nie zuvor zum Testen in Portimão unterwegs war. Insgesamt zeigt die Formkurve bei beiden LMDh-Herstellern aber nach oben. Das erste Podium für Porsche belegt den Aufwärtstrend auch im Ergebnis. Aber hier gilt das Gleiche wie bei Ferrari. Toyota ist komplett außer Reichweite - und das dürfte sich so schnell nicht ändern.

Auch die beiden privaten Hypercars hatten eine gute Performance geboten. Der Glickenhaus 007 ist in Bezug auf die Rundenzeit nicht sonderlich weit von der Gruppe um Porsche, Cadillac und Peugeot entfernt. Mehr wird über die Saison aber nicht drin sein. Denn die Werke haben einfach die größeren Ressourcen, um ihre Fahrzeuge noch besser zu machen. Bleibt zu hoffen, dass Glickenhaus nicht die Lust an der WEC verliert. Der Vanwall Vandervell 680 war zwar das langsamste Hypercar - insbesondere in den Händen von Jacques Villeneuve. Doch insgesamt war man ebenfalls nicht sonderlich weit von der Konkurrenz entfernt. Das sah zu LMP1-Zeiten noch anders aus, als die Privaten komplett chancenlos waren. Nun ist es zumindest möglich, die Werksteams zu ärgern, sobald bei denen einmal nicht alles glatt läuft.

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