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Für Show: Noch drei WEC-Rennen und dreimal andere BoP

Kolumne von Oliver Müller
Ohne Heckflügel: Der Peugeot 9X8

Ohne Heckflügel: Der Peugeot 9X8

Die Regelhüter der FIA WEC haben nun beschlossen, dass es bei allen drei ausstehenden Saisonläufen andere Einstufungen über die Balance of Performance geben soll. Das macht das Renngeschehen mega künstlich.

Die FIA WEC ist die Krone im Langstreckensport und die Hypercar-Klasse deren Juwel. Fahrzeuge von sieben Marken kämpfen um die Laufsiege. Mittlerweile hat aber auch dort bekanntlich die Balance of Performance (BoP) Einzug gehalten. Das bedeutet: Die jeweiligen Fahrzeuge werden von den Regelhütern über Stellschrauben wie Gewicht oder Motorleistung gehandicapt, damit sie auf ein Rundenzeiten-Niveau kommen. Das bringt natürlich einen spannenden Rennverlauf - ist aber auch komplett künstlich. Denn nicht das beste Auto gewinnt - sondern jenes, das gerade eine gute Einstufung erwischt hat bzw. deren Vertreter politisch gut im Hintergrund diskutieren können.

Vom Prinzip kann man sich das Ganze auch so vorstellen, als ob im Fußball der Tabellenführer beispielsweise nur mit zehn Spielern auftreten und Tore nur mit dem linken Fuß schießen darf. Somit ist der Ausgang beim Spiel gegen den Tabellenletzten natürlich unvorhersehbar und spannend.

Die WEC hatte vor der Saison ein BoP-System vorgestellt, welches faktenbasiert die Prüfstand-, Telemetrie- und Windkanaldaten der einzelnen Fahrzeuge berücksichtigt, sodass während der Saison nur eine BoP-Änderung vorgesehen wäre. Dies sollte vermeiden, dass die Hersteller in den Rennen ihr wahres Leistungsvermögen verschleiern (sogenanntes Sandbagging) - und es einigermaßen echtes Racing gäbe. Doch dieses System wurde bereits vor Le Mans über den Haufen geworfen.

Tatsächlich gab es schon in der ersten Saisonhälfte zwei unterschiedliche BoP-Tabellen - eine für den Saisonauftakt in Sebring und eine für die Rennen in Portimão, Spa-Francorchamps und Le Mans. Dies wurde wegen der so speziellen Charakteristik von Sebring begründet. Toyota hatte mit dem besten Auto die ersten drei Rennen gewonnen. Dann entschieden die Regelhüter (entgegen der Absprache), wenige Tage vor Le Mans nochmals ordentlich an der BoP-Schraube zu drehen. Das Ergebnis ist bekannt. Der Sieg ging an Ferrari.

Nun gab es die ursprünglich (vor Saisonbeginn) angekündigte Post-Le-Mans-BoP-Anpassung. Doch tatsächlich gibt es keine Tabelle für die letzten drei Saisonläufe (Monza, Fuji, Bahrain) - sondern für jedes Rennen eine eigene BoP. Somit ist der Hypercar-Sport auf GT-Niveau angekommen. Denn für sieben Saisonrennen 2023 existieren nun sechs verschiedene BoPs.

Im GT-Sport mag dies anders zu bewerten sein, denn die GT-Fahrzeuge sind vom Grundkonzept her teilweise komplett unterschiedlich. Die Hypercars begannen bei der Entwicklung aber bei einem leeren weißen Blatt Papier. Somit hätte jeder Hersteller die Möglichkeit gehabt, ein besseres Auto zu bauen.

In den drei ausstehenden Rennen wird es an der Spitze des Feldes somit eng zugehen. Wir verzichten an dieser Stelle mal absichtlich auf die genaue Aufschlüsselung wie die sieben Autos beim welchen Rennen wie kastriert bzw. wie bevorzugt werden. Gelegenheitszuschauer werden dieses Spektakel natürlich klasse finden und die Pressemitteilungen werden von packendem Racing sprechen. Motorsport-Kenner werden aber womöglich einen anderen Blick haben.

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