Rückblick: Das ist bei den 6h Monza noch aufgefallen
Volles Haus und große Fahne: Die WEC in Monza war ein Motorsport-Fest
Das 6-Stunden-Rennen von Monza beschloss die europäische WEC-Saison 2023 – und wie schon zuvor in Portimão, Spa-Francorchamps und natürlich beim Mega-Klassiker in Le Mans war die Hütte richtig voll. Über 65.000 Zuschauer kamen über das Wochenende in den königlichen Park und feierten die WEC. Sicherlich hat der Le-Mans-Sieg von Ferrari im letzten Monat hier noch einen zusätzlichen Boost gebracht. Mit riesiger Ferrari-Fahne der Fans bei der Siegerehrung fühlte man sich an die Formel 1 erinnert. Ganz klar: Der Motorsport und die FIA WEC leben – und das ist einfach nur schön zu sehen.
An der Spitze des Feldes gab es über weite Stecken einen Dreikampf von drei Hypercars, die von drei unterschiedlichen Marken stammen. Am Ende siegte der Toyota GR010 Hybrid von Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López. Eine große Rolle spielte dabei die optimale Reifennutzung des japanischen Wagens. Denn der Toyota konnte den Rennspeed stets etwas länger halten als Ferrari und Peugeot. Somit gab es letztendlich kein Vorbeikommen am verdienten Toyota-Triumph. Die Japaner haben nun vier von fünf Saisonrennen gewonnen. Lediglich in Le Mans siegte Ferrari.
Mit dem 9X8 von Paul di Resta, Mikkel Jensen und Jean-Eric Vergne fuhr Peugeot erstmals in der WEC-Geschichte auf das Podium. Das ist auf jeden Fall ein großer Erfolg für die Franzosen. Denn hinter den Kulissen wurden extrem viele Anstrengungen unternommen, um mit dem schwierigen 9X8 endlich auf Spur zu kommen. Noch im ersten Saisondrittel waren die Peugeot nicht nur langsam, sondern auch unzuverlässig. Jetzt darf sich das Peugeot-Lager auch einmal freuen.
Aufgrund unterschiedlicher Boxenstopp-Rhythmen haben fast alle Hypercars das Rennen in Monza einmal angeführt. Das ist auf dem Papier (und auf den ersten Blick) natürlich klasse. Es darf jedoch nicht der Fakt vergessen werden, dass in der Hypercar-Klasse die Balance of Performance (BoP) regiert. Alle Fahrzeuge wurden vor dem Event (über Stellschrauben wie Gewicht oder Motorleistung) künstlich auf ein Rundenzeiten-Niveau getrimmt. Somit ist die Vielfalt an der Spitze nicht sonderlich verwunderlich. Oder anders herum ausgedrückt: Hätte eine Marke dominiert, so wäre die BoP falsch gewesen.
Richtig beeindruckt hat das Team Proton Competition. Die Schwaben gaben das Debüt in der Hypercar-Klasse und lagen ebenfalls mal vorne. Die Truppe rund um die Familie Ried hatte ihren Porsche 963 erst einige Tage vor dem Rennwochenende in Empfang genommen - und somit noch gar keine Erfahrung mit dem technisch komplizierten Gefährt. Doch schon in den Trainingssitzungen war man auf einem ähnlichen Niveau wie die Werkswagen.
Das beweist zwei Dinge: Erstens ist der Porsche ein super Kundenauto, mit dem man sofort mit bei der Musik sein kann. Zweitens: Auch Privatteams können in der WEC mit um Rennsiege fahren, denn auch der zweite private Porsche 963 vom Hertz Team Jota konnte (wie schon in Le Mans) glänzen. Das gibt potenziellen WEC-Einsteigern natürlich Hoffnung, dass sich ein Einsatz in der Hypercar-Klasse lohnen könnte - was wiederum den Serienorganisatoren gefallen wird.
Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Denn noch immer stimmt die Zuverlässigkeit des 963 nicht. Zwar absolvierten die beiden Werks-963 ein technisch einwandfreies Rennen - aber beide Privatwagen hatten Probleme. Insbesondere die Einheitsteile im Bereich des Hybridsystems sind noch nicht komplett standfest. Damit schlägt sich Porsche bereits die gesamte Saison 2023 herum. Verwunderlich ist dabei aber auch, dass hauptsächlich Porsche diesbezüglich betroffen ist. Auch Cadillac, BMW und Acura (die beiden Letztgenannten nur in der IMSA) sind mit LMDh-Boliden im Wettbewerb unterwegs, werden aktuell aber kaum noch von Problemen an der Einheitstechnik geplagt.
Die FIA WEC geht nun in eine Sommerpause. Erst in rund zwei Monaten (vom 8. bis 10. September 2023) steht der sechste Saisonlauf auf der Agenda. Schauplatz ist dann die Strecke in Fuji/Japan, die gleichzeitig auch das Heimspiel von Toyota darstellt. Nach dem Sieg der Japaner in Monza, brennt Ferrari nun natürlich auf die Revanche der Revanche – und möchte den zweiten Saisonsieg feiern, nachdem Toyota bereits in Le Mans geschlagen wurde.