8h Bahrain: Schon wieder eine neue BoP für Hypercars
Der Porsche 963 vom Hertz Team Jota
Die FIA WEC ist die Krone im Langstreckensport und die Hypercar-Klasse deren Juwel. Fahrzeuge von sieben Marken kämpfen um die Laufsiege. Mittlerweile hat aber auch dort bekanntlich die Balance of Performance (BoP) Einzug gehalten. Das bedeutet: Die jeweiligen Fahrzeuge werden von den Regelhütern über Stellschrauben wie Gewicht oder Motorleistung gehandicapt, damit sie auf ein Rundenzeiten-Niveau kommen. Das bringt natürlich einen spannenden Rennverlauf - ist aber auch komplett künstlich. Denn nicht das beste Auto gewinnt - sondern jenes, das gerade eine gute Einstufung erwischt hat bzw. deren Vertreter politisch gut im Hintergrund diskutieren können.
Vom Prinzip kann man sich das Ganze auch so vorstellen, als ob im Fußball der Tabellenführer beispielsweise nur mit zehn Spielern auftreten und Tore nur mit dem linken Fuß schießen darf. Somit ist der Ausgang beim Spiel gegen den Tabellenletzten natürlich unvorhersehbar und spannend.
Die WEC hatte vor der Saison ein BoP-System vorgestellt, welches faktenbasiert die Prüfstand-, Telemetrie- und Windkanaldaten der einzelnen Fahrzeuge berücksichtigt, sodass während der Saison nur eine BoP-Änderung vorgesehen wäre. Dies sollte vermeiden, dass die Hersteller in den Rennen ihr wahres Leistungsvermögen verschleiern (sogenanntes Sandbagging) - und es einigermaßen echtes Racing gäbe. Doch dieses System wurde bereits vor Le Mans über den Haufen geworfen.
Tatsächlich gab es schon in der ersten Saisonhälfte zwei unterschiedliche BoP-Tabellen - eine für den Saisonauftakt in Sebring und eine für die Rennen in Portimão, Spa-Francorchamps und Le Mans. Dies wurde wegen der so speziellen Charakteristik von Sebring begründet. Toyota hatte mit dem besten Auto die ersten drei Rennen gewonnen. Dann entschieden die Regelhüter (entgegen der Absprache), wenige Tage vor Le Mans nochmals ordentlich an der BoP-Schraube zu drehen. Das Ergebnis ist bekannt. Der Sieg ging an Ferrari.
Dann gab es die ursprünglich (vor Saisonbeginn) angekündigte Post-Le-Mans-BoP-Anpassung. Doch tatsächlich wurde keine Tabelle für die letzten drei Saisonläufe (Monza, Fuji, Bahrain) erstellt - sondern für jedes Rennen eine eigene BoP. Doch damit nicht genug: Kurz vor dem Saisonfinale in Bahrain (2. bis 4. November 2023) wurde die im Sommer speziell für Bahrain erdachte BoP nochmals angepasst.
So dürfen Porsche und Cadillac jeweils sieben Kilogramm an Gewicht ausladen. Der 963 wiegt dann 1046 kg - der V-Series.R 1030 kg. Außerdem bekommen beide ein Megajoule weniger Energie pro Stint zugesprochen. Sowohl der Porsche als auch der Cadillac wurden nach LMDh-Regeln gebaut. Man kann also von einer Art Plattform-BoP sprechen, da beide gleich angepasst wurden. Insgesamt gibt es 2023 nun sieben verschiedene BoPs - nicht schlecht für sieben Rennen.