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Was bringt uns das neue Jahr 2024 in der FIA WEC?

Kolumne von Oliver Müller
Toyota GR010 Hybrid vor Ferrari 499P

Toyota GR010 Hybrid vor Ferrari 499P

SPEEDWEEK.com schaut voraus auf die Saison 2024 in der Sportwagen-WM (FIA WEC). 19 Hypercars von neun Herstellern kämpfen um die Gesamtsiege. Neun Marken treten auch in der LMGT3-Klasse an. Ist somit alles gut?

Ganz klar: Die FIA WEC befindet sich gerade in einer Hochphase. Das Feld der WM ist richtig voll und die Hersteller stehen Schlange. In der gesamten Sportwagen-Welt gab es das in dieser Form in den letzten Jahrzehnten nicht. Die Serien-Orga kann sich also über mächtig Einnahmen freuen. Auch der sportliche Ausgang der jeweiligen Rennen wird folglich sehr ungewiss sein. Das war zuletzt in der Saison 2016 der Fall, als mit Audi, Porsche und Toyota drei Hersteller spannend um die Siege kämpften - (mit Abstrichen dann vielleicht noch 2017 beim Duell Porsche gegen Toyota). Danach hatte Toyota jahrelang die WEC allein am Leben gehalten. Das ist den Japanern hoch anzurechnen, machte aber beim Zuschauen nicht sonderlich viel Spaß.

Seit Einführung der Hypercars 2021 geht es nun wieder bergauf. 2023 war schon ein Schritt, als es wieder eine zweistellige Anzahl an Fahrzeugen in der Top-Klasse gab. 2024 wird diesbezüglich nun als das Highlight überhaupt in die Geschichte eingehen. Toyota, Peugeot und Ferrari treten mit ihren LMH-Hypercars gegen die LMDh von Cadillac, Porsche, BMW, Lamborghini und Alpine an. Dazu kommt der private LMH von Isotta Fraschini als zusätzliches Schmankerl. Das klingt zunächst mal richtig Klasse.

Das Problem an der ganzen Sache ist, dass aber nur jeweils ein Auto pro Rennen gewinnen kann. Somit gibt es stets acht Verlierer. Nachdem die Sportabteilungen der Hersteller die Budgets für die Entwicklung der Rennwagen von ihren Vorständen freigegeben bekommen haben, wollen diese jetzt natürlich auch Ergebnisse sehen - sonst sind die Programme auch schnell wieder beendet. Über die Balance of Performance (BoP) soll es diesbezüglich einen Ausgleich geben, um alle Autos auf ein Niveau zu bringen. Wie gut das 2024 klappt, ist die große Herausforderung für die WEC-Technikabteilung. Davon abgesehen, sind die Rennen mit BoP natürlich extrem künstlich und setzen den sportlichen Wert herab. Aber darüber zu schimpfen, heben wir uns mal für einen anderen Text auf.

Grundsätzlich wird das volle und abwechslungsreiche Feld natürlich für richtig gefüllte Tribünen bei den WEC-Rennen sorgen. Das Herstellergeld wird auch einiges an Abwechslung, Ablenkung und Kurzweil neben der Rennstrecke bringen, sodass der Besuch eines WEC-Laufs sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert bringen kann - auch für ein breiteres Publikum.

Der WEC-Terminplan besteht auch wieder aus acht Rennen. Diese sind zeitlich gut über das Jahr verteilt, sodass die WEC mit einer gewissen Regelmäßigkeit verfolgt werden kann. Mit Katar steht zu Saisonbeginn gleich ein Neuling im Kalender. Auch das dort angewandte Format mit einem Rennen über 1812 Kilometer ist neu. Ob sich beides bewährt, muss sich erst noch herausstellen. Aber eigentlich ist das auch egal, denn Katar wird (aus anderen Gründen) so schnell nicht aus mehr aus dem Kalender fliegen.

Auch Imola ist neu mit dabei - zunächst nur für ein Jahr, da in Monza umgebaut wird. Doch warten wir einfach mal ab, welche italienische Strecke 2025 im Kalender steht. Mit Spa-Francorchamps und Le Mans folgen dann die beiden großen WEC-Klassiker. Danach gibt es mit Interlagos und Austin zwei Rückkehrer, die sicherlich auch interessant anzuschauen sind - wobei Austin aber auch schnell wieder verschwinden könnte. Das Heimspiel von Toyota in Fuji ist seit Jahren ein Glanzlicht und auch das Finale in Bahrain hat mittlerweile eine gewisse Tradition.

Somit ist der WEC-Spielplan eigentlich recht rund aufgesetzt. Die ganze Welt wird bereist, was einer WM würdig ist. Tatsächlich fehlen aber die Klassiker wie Monza (aus beschriebenem Grund), Silverstone und Nürburgring. Doch das Träumen von einer romantischen Sportwagen-Vergangenheit, ist heute immer seltener gefragt. Somit nehmen wir es halt wie es ist.

Erstmals ist die WEC 2024 nur noch eine Zweiklassengesellschaft. Die LMP2 wurden (außerhalb von Le Mans) komplett aussortiert. Das schafft natürlich viel Übersicht, da nur noch zwei Rennen im Rennen verfolgt werden müssen. Dennoch boten die LMP2 mit dem brachialen Gibson-V8 stets jede Menge Spektakel.

Dazu übernehmen die GT3 von den GTE den GT-Slot am Ende des Feldes. Die GT3-Fahrzeuge sind aus anderen Serien weitläufig bekannt, was zu einer gewissen Vergleichbarkeit führt - und neue Teams, die mit den GTE nichts anfangen konnten/wollten, auf die WEC-Spielwiese bringt. Auf der anderen Seite büßt die WM somit aber auch etwas an Exklusivität ein und geht mehr in Richtung Mainstream-Motorsport.

Wie dem auch sei: Das Feld ist voll (die Serienhüter mussten sogar Bewerbungen ablehnen). 19 Hypercars von acht Marken fighten um die große Krone und 18 GT3 von neun Herstellern balgen sich in der LMGT3-Klasse um den GT-Titel. Von allem Geschimpfe abgesehen, wird das tolle Unterhaltung und spannendes Racing bringen. Und das ist doch zu einem gewissen Grad irgendwie auch der Grund, warum sich ein Zuschauer in seiner Freizeit mit einer Rennserie beschäftigt. Somit steht eine klasse Saison bevor, auf die wir uns freuen können.

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