Ferrari möchte auch 2025 mit drei 499P in WEC fahren
Der Ferrari 499P beim Rennen in Interlagos
Ferrari stieg in der Saison 2023 in die Königsklasse der Sportwagen-WM (FIA WEC) ein. Der dort verwendete 499P hat sich seitdem als Erfolgsauto präsentiert. Langstrecken-Motorsport-Chef Antonello Coletta spricht bei SPEEDWEEK.com über das Programm. Im ersten Teil des Interviews ging es um die Siege bei den 24h Le Mans. Der zweite Teil blickt nun auf die grundsätzliche WEC-Saison, in der noch drei Rennen ausstehen. Ferrari liegt derzeit auf Platz drei der Gesamtwertung. Doch der Abstand in der Tabelle zu Porsche und Toyota ist klein. Somit ist im Titelrennen noch alles drin für die Mythos-Marke aus Maranello.
Herr Coletta, im bisherigen Saisonverlauf der FIA WEC war der Ferrari 499P recht wettbewerbsfähig. Zuletzt in Interlagos konnte jedoch kein Podiumsergebnis erzielt werden. Wie blicken Sie zurück auf das Event in Brasilien?
«Ganz klar, Interlagos war sicherlich nicht das beste Rennen der Saison für uns. So wie sich die Konditionen für unser Auto darstellten, war es schlicht unmöglich, mit Porsche oder Toyota zu kämpfen. Somit konnten wir nicht auf das Podium fahren, was uns natürlich nicht zufrieden stellt. Insbesondere im zweiten Teil der Strecke büßten wir viel Zeit ein. Wir hoffen, dass sich die Situation für das nächste Rennen in Austin wieder ändern wird. Die Strecke dort sollte uns im Vergleich zu Interlagos mehr entgegen kommen.»
In der FIA WEC stehen nach Interlagos noch drei weitere Rennen aus. Wie wichtig ist Ferrari nach dem Sieg in Le Mans der WM-Titel und welchen Stellenwert hätte ein potenzieller WM-Titel im Vergleich zu dem Triumph in Le Mans?
«Selbstverständlich sind für Ferrari alle Siege wichtig. Aber es ist auch klar, dass die 24 Stunden von Le Mans einen ganz besonderen Stellenwert besitzen. Doch die WEC-Saison ist noch nicht vorüber. Sollten wir zum Saisonende noch die Chance auf den WM-Titel haben, werden wir alles dafür geben. Le Mans und die WM-Gesamtwertung sind die beiden wichtigsten Ziele, die wir uns vor der Saison gesteckt hatten. Durch den Ausgang des Rennens in Brasilien sind wir in der WM etwas zurückgefallen. Es stehen aber noch drei Rennen aus. In der WEC geht es spannend zu. Ich gehe davon aus, dass die Titelentscheidung erst in der letzten Rennrunde in Bahrain fallen wird. Ferrari hat schon im GT-Sport große Meisterschaften gewonnen - es wäre ein Traum, das auch im Prototypensport mit dem 499P zu erreichen.»
Zwischen den Rennen in Le Mans und Interlagos hat Ferrari ein sogenanntes Joker-Update für den 499P herausgebracht. Wird das Fahrzeug für 2025 über weitere Joker weiterentwickelt?
«Wir sind mit dem 499P sehr zufrieden, stellten jedoch fest, dass wir die Kühlung der Bremsen verbessern mussten. Dafür haben wir nun tatsächlich den ersten Joker angewandt. Das war sehr wichtig in Bezug auf die Zuverlässigkeit. Wir sind weiterhin dabei, Bereiche in unserem Auto auszumachen, welche die Performance erhöhen könnten. Aktuell haben wir jedoch noch nicht entschieden, ob wir für die kommende Saison weitere Joker einsetzen werden oder nicht. Ich kann zurzeit nur bestätigen, dass wir zunächst mit der Konfiguration von Interlagos weitermachen. Bevor wir weitere Joker anmelden, müssen wir komplett überzeugt sein, dass uns diese weiterbringen.»
Für wie lange ist das 499P-Programm in der FIA WEC ausgelegt?
«Als wir 2023 mit dem 499P in die FIA WEC eingestiegen sind, haben wir das Programm für fünf Jahre bestätigt, da die Regeln zunächst bis 2027 ausgelegt waren. Nun wurde das Reglement bis Ende der Saison 2029 verlängert. Somit ist es unsere Ziel, auch bis 2029 weiterzumachen. Der 499P ist grundsätzlich ein sehr wettbewerbsfähiges Rennfahrzeug, das uns viel Freude bereitet. Insofern macht es Sinn, ihn weiter einzusetzen.»
Mit dem markant gelben 499P von AF Corse ist bereits ein Kundenauto im Einsatz. Gibt es bei Ferrari Planungen für weitere Kundenautos?
«Aktuell kann ich bestätigen, dass wir nächstes Jahr mit der gleichen Anzahl an Autos weitermachen möchten – also drei: Die beiden Werksautos und zusätzlich ein privat eingesetzter 499P. Was die Zukunft in den Folgejahren betrifft, müssen wir abwarten.»