Porsche LMP1: Der frühe Vogel
Heute Morgen in Weissach: Eine neue Ära Porsche-Motorsport beginnt
Porsche ist früh dran: Als erster Hersteller präsentierten die Weissacher heute einen LMP1 nach neuem 2014er Reglement der Öffentlichkeit. Ein ganzes Jahr, bevor Porsche bei den 24h von Le Mans im Juni 2014 erstmals seit 1998 wieder um den Gesamtsieg kämpfen will. Im vergangenen Dezember hatte Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz angekündigt, dass der LMP1 zur Jahresmitte rollt: Nun hat die Sportabteilung um Projektleiter Fritz Enzinger geliefert, und das sogar recht pünktlich – ein komplettes Jahr Vorbereitungszeit ist ein ziemlicher Luxus. Als Peugeot (2007) und Toyota (2012) erstmals ihre LMP1 nach Le Mans schickten, lagen zwischen Roll-Out und Präsentation weniger als sechs Monate. Bei Porsches letzten Le-Mans-Prototypen, dem RS Spyder, lagen zwischen dem Roll-Out in Weissach am 8. Juni 2005 und dem ersten Renneinsatz in Laguna Seca am 15. Oktober 2005 gerade einmal vier Monate.
Die Vorstellung des Porsche LMP1 erfolgt nun aber in Salami-Taktik: Während wir nun, Tarnfolie sei Dank, ungefähr wissen, wie der neue LMP1 aussieht, verheimlicht Porsche noch den Namen und die Details zur Technik. Das war bereits beim RS Spyder so, allerdings wurde der Name veröffentlicht, bevor das Auto erstmals gezeigt wurde.
Verheimlichen klappt bei dem LMP1 bisher ohnehin sehr gut: Selbst Insider wunderten sich in den vergangenen Monaten, wie wenig über den neuen Prototypen nach aussen drang. Porsche hat für das LMP1-Projekt in Weissach eine komplett autarke Struktur geschaffen, die von der Motorsportabteilung abgekapselt ist, und die hat bisher ziemlich gut dicht gehalten.
Optisch wirkt der Porsche auf den ersten Blick etwas wie ein heiss gewaschener Audi R18. Eine gewisse Ähnlichkeit in der Front, und nur davon veröffentlichte Porsche bisher Bilder, ist zwischen den Konzernbrüdern ist nicht abzustreiten. Nach SPEEDWEEK.com-Informationen wird der Porsche aber nicht wie der Audi ein verkappter Allradler, bei der über den Hybridantrieb die Vorderachse angetrieben wird, sondern wie der Toyota über Heckantrieb verfügen. Es ist ohnehin ungewiss, ob im kommenden Jahr noch ein Hersteller dazu über geht, die Vorderachse anzutreiben. Denn das neue Reglement erlaubt abhängig von der Grösse des Hybridsystems vier bis acht Mal soviel Energie wie bisher zu speichern. Damit könnte die Vorderachse schlicht überlastet sein und die Gesamteffizienz des Hybridantriebes leiden.
Der Porsche, der in aktuellen Version sicherlich noch keinen Schönheitspreis gewinnt, ist der erste Blick auf einen LMP1 nach dem neuen Reglement. An diesen Anblick sollten wir uns gewöhnen: Die neuen LMP1 sind durch fünf Zentimeter schmalere Vorderreifen im kommenden Jahr zehn Zentimeter schmaler als bisher und genau 190 cm breit. Dass das Cockpit etwas mehr nach Kanzel auszieht, ist ebenso dem neuen Reglement geschuldet wie die Form die Frontflügels, die exakt definiert ist.
Interessant dürfte ein Blick auf das Heck sein, was Porsche wohlweislich noch nicht präsentiert hat. Das Heck wird ultra-kompakt und flach ausfallen, denn dort muss nur noch ein sehr kompakter und kleinvolumiger Vier- oder Sechszylindermotor untergebracht werden.
Sobald sich die beiden für das LMP1-Projekt bisher bestätigten Fahrer Timo Bernhard und Romain Dumas nach den 24h von Le Mans in 10 Tagen wieder ausgeschlafen haben, wird Porsche mit dem LMP1 über die Rennstrecken in Europa tingeln und das Testprogramm starten.
SPEEDWEEK Prognose: Ein Wiedersehen mit dem LMP1 dürfte es Mitte September auf der IAA geben. Porsche dürfte sich nicht entgehen lassen den LMP1 dann einem internationalen Publikum zu präsentieren und dem Kind dann auch endlich einen Namen geben.