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Porsche: Was kommt nach dem perfekten Sturm?

Von Oliver Runschke
Was kann der neue Porsche 911 RSR nach dem Le-Mans-Sieg in der zweiten Saisonhälfte der Sportwagen-WM?

Die 24h von Le Mans waren für Porsche so etwas wie der vielbesagte perfekte Sturm: Für das Porsche AG Team Manthey lief im Rennen jedes noch so kleine Detail perfekt. Die neue low-downforce-Aerodynamik für Le Mans passte auf den Punkt, die Boxenstopps gingen flott über die Bühne, der zuvor zickigen Hinterachse brachte Porsche gerade noch rechtzeitig Manieren bei, die Fahrer erlaubten sich nicht einen Schnitzer und bei seinem erst dritten Renneinsatz machten die beiden 991 RSR auch technisch keine Mucken. Das Ersatzlager mussten die Mechaniker während der 24h nur ein Mal betreten werden – ein Rücklicht an der Startnummer 91 war defekt. Dazu konnte Porsche erstmals in der 50-jährigen Geschichte des Elfers in Le Mans Dreifachstints mit einem Reifensatz fahren. «Hätte mir jemand vor einem halben Jahr erklärt, das wir mit dem RSR jemals Dreifachstints fahren können, hätte ich ihn komplett für verrückt erklärt», wunderte sich nicht zuletzt Porsche-Werksfahrer Marc Lieb nach dem Le-Mans-Sieg.

 Porsche planmässig nur noch mit zwei Fahrern pro RSR

Doch Le Mans war gestern, nun kehrt der WEC-Alltag mit Rennen über die Sechs-Stunden-Distanz beginnend mit dem vierten Saisonlauf in Interlagos/Brasilien (1. September) zurück. «Le Mans lässt keine Rückschlüsse auf den weiteren WM-Verlauf zu, denn in Le Mans haben wir vor allem von der speziellen Aerodynamik profitiert, die absolut perfekt war», warnt Jörg Bergmeister vor allzu hohen Erwartungen an die zweite Saisonhälfte nach dem Doppelsieg. «Wie schnell wir nun sind, wird sich zeigen.»

Alltag in der FIA WEC heisst auch, dass in den beiden Werks-RSR ab dem Rennen in Brasilien nur noch zwei Fahrer pro Auto antreten. Le-Mans-GT-Sieger Romain Dumas klinkt sich planmässig genauso wie Timo Bernhard aus. Beide Piloten gehören zum LMP1-Kader von Porsche und sitzen zu Beginn der kommenden Woche bei einem dreitägigen Test schon wieder im neuen Porsche-Le-Mans-Prototypen.

Nach den 24h von Le Mans und dem Doppelsieg von Porsche in beiden GT-Klassen liegen Lieb und Richard Lietz vier Punkte vor dem Aston-Martin-Duo Mücke/Turner an der Tabellenspitze. Den Le-Mans-Sieg hat auch die FIA in befürchteter Weise honoriert und nimmt dem 911 RSR nach einer Änderung der Fahrzeugeinstufung Atemluft. Ab dem Rennen in Brasilien muss der Porsche, aber auch der Aston Martin Vantage GTE, mit einem um 0,3 Millimeter reduzierten Luftmengenbegrenzer auskommen. Die FIA hatte Porsche für Le Mans eben diese 0,3 Millimeter zugestanden, bis uf weiteres gilt nun die Einstufung wie in den ersten beiden WEC-Läufen.

Bringt Testprogramm nach Le Mans Porsche auch für 6h-Rennen nach vorn?

Ab dem Rennen in Sao Paulo am kommenden Wochenende kommt am RSR wieder die Aerodynamik zum Einsatz, mit der die RSR schon in Silverstone und Spa unterwegs war, denn das low-downforce-Paket ist per Reglement ausschliesslich für Le Mans zugelassen. In Spa war Porsche zwar schon deutlich flotter als noch in Silverstone, auch wenn das in Belgien kaum jemand mitbekam, als sich die RSR in zwei frühen Safety-Car-Phasen schon einen Rückstand einhandelten.

Im vergangenen Jahr war Porsche in Brasilien hinter Ferrari und Aston Martin über die Renndistanz gesehen nur die dritte Kraft. Die ersten beiden «regulären» WEC-Läufe über sechs Stunden haben gezeigt, dass sich Porsche auch mit dem neuen RSR gegen den 458 Italia und den Vantage GTE ganz schön strecken muss.

Doch Porsche war in der Sommerpause nicht untätig, war viel mit dem RSR unterwegs. Und gerade ein intensives Testprogramm war der Schlüssel zum Le-Mans-Erfolg. «In der Pause nach Le Mans haben wir mit dem 911 RSR getestet und einige neue Erkenntnisse gewonnen, die wir in Sao Paulo hoffentlich erfolgreich umsetzen können», hofft Bergmeister auf ein gutes Abschneiden in Interlagos.

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