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Porsche: War Le Mans-Sieg nur eine Eintagsfliege?

Kolumne von Oliver Runschke
Hexenkessel GTE-Pro-Klasse

Hexenkessel GTE-Pro-Klasse

Beim WEC-Lauf in Brasilien spielte Porsche mit dem 911 RSR in der GTE-Pro-Klasse nur die dritte Geige.

Der vierte Lauf der Sportwagen-WM in Sao Paulo war in der GTE-Pro-Klasse ein Abziehbild der 24h von Le Mans: Ein beinharter Kampf mit Sekundenabständen über die gesamte Renndistanz. Doch anders als in Frankreich kämpfte nun in Brasilien nicht Porsche mit Aston Martin um den Sieg, sondern Ferrari. Die beiden Werks 911 RSR von Manthey, die in Le Mans einen Doppelsieg in der GTE-Pro-Klasse landeten, spielten in Brasilien an der Spitze der Klasse keine Rolle. Zwar landeten Jörg Bergmeister und Patrick Pilet mit zwei Runden Rückstand auf die Sieger Bruni/Fischella (Ferrari) auf dem Podium, doch das erste Podiums von Porsche bei einem WEC-Lauf über die Sechs-Stunden-Distanz lag an den Ausfällen oder technischen Problemen der Konkurrenz und nicht am Speed des Porsche. Die RSR, die in Le Mans mit einem low-downforce-Aeropaket glänzten, lagen in Interlagos wie schon bei den ersten beiden WEC-Läufen hinter Ferrari und Aston Martin zurück.

Für Le Mans hatte Porsche grössere Luftmengenbegrenzer zugestanden bekommen, doch in Brasilien mussten die Elfer und auch Aston Martin wieder mit den kleineren Luftmengenbegrenzer starten. Während Aston Martin seit dem Saisonstart bis nach Brasilien das schnellste GT-Auto stellt und der kleinere Restriktor die Briten scheinbar herzlich wenig stört, war der Porsche, der nach Le Mans wieder im in der Aerodynamik-Konfiguration der ersten beiden WEC-Läufe starten musste, in Brasilien nur dritte Kraft.

Analysiert man den Schnitt aus den 50 schnellsten Rennrunden in Sao Paulo, liegen Ferrari (#51, Bruni/Fischella, 1:34,454 Min.) und Aston Martin (#97 Mücke/Turner, 1:34,453 Min.) erschreckend dicht zusammen und sind nur um eine Tausendstelsekunde (!) getrennt. Der schnellste Porsche 911 RSR von Lieb/Lietz (#92) war mit einer durchschnittlichen Rundenzeit von 1:34,828 Min. bereits 0,375 Sekunden langsamer als Ferrari und Aston Martin. Im GTE-Kosmos, bei dem das Rennen am Sonntag nach 6h um 1,401 Sekunden entschieden wurde, ist das fast eine andere Galaxie.

Neben mangelnden Speed kam dann bei beiden Werks-Porsche noch eine gehörige Portion Pech dazu: Marc Lieb geriet in der Startphase mit Kamui Kobayashi (Ferrari) aneinander und musste mit gebrochener Felge nach sechs Runden an die Box schleichen. Später im Rennverlauf erlitt auch Richard Lietz einen Reifenschaden. Jörg Bergmeister verlor erst Zeit, nachdem ein Aston Martin den Langenfelder umdrehte. Beim Fahrerwechsel auf Patrick Pilet steuerte der Franzose auf seiner Out-Lap gleich nochmals wieder die Box an, weil ein Reifendrucksensor Alarm schlug.

Fahrer klagen über mangelnden Topspeed

Porsche Motorsportchef Hartmut Kristen konnte sich nicht übermässig über den Podiumsplatz freuen: «Unter diesen Umständen sind der dritte und vierte Platz ganz gut, aber eben nicht das, was wir uns erhofft hatten. Wir müssen jetzt auch die Performance genau analysieren, um zu sehen, wie es ab dem nächsten Rennen in Austin weitergehen kann.»

Was Kristen damit meinen dürfte, aber nicht unbedingt aussprechen mag: Man hätte bei Porsche mindesten gerne den Luftmengenbegrenzer zurück, den die RSR in Le Mans gefahren sind. Denn die Manthey-Fahrer beschweren sich über mangelnden Topspeed. In Sao Paulo fehlten auf Aston Martin und Ferrari mindestens 4 km/h. Lag der RSR in Le Mans noch hinter Ferrari, aber vor Aston Martin, sind mit dem wieder kleineren Restriktor nun geradeaus alle schneller als der RSR. Selbst der letztjährige GT3 RSR aus der GTE-Am-Klasse liegt vor dem 991 und schon der 997 in seiner letztjährigen Ausbaustufe gilt als andere als ein Topspeedkünstler. Einziger Trost derzeit bei Porsche: Der RSR ist weiterhin extrem zuverlässig. Doch das sind die Gegner auch.

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