Webber: «Will länger bei Porsche und der WEC bleiben»
Mark Webber mit Porsche-Legende Klaus Bischoff
In Bahrain kam Formel-1-Aussteiger Mark Webber mit seinen Kollegen Brendon Hartley und Timo Bernhard zum dritten Mal in der Debütsaison des 919 Hybrid auf Rang drei. Seine bisher positiven Erfahrungen im neuen Umfeld lassen ihn seine bisherigen Zukunftspläne ändern, wie er selbst bestätigt.
Wie sehen Deine Erfahrungen zum Ende der ersten Saison in der Langstrecken-WM aus?
Ich war zuerst einmal vom Porsche 919 und dessen Leistungspotenzial sehr beeindruckt. Du musst eine konstante Fahrweise erreichen und versuchen, alle Parameter des Hybridsystems im korrekten Fenster zu halten. Ganz ehrlich: In der ersten Jahreshälfte war es für mich schwierig, mich anzupassen – auch an die Teamarbeit oder die Nachtstunden in Le Mans. Es ist eine Umstellung um Mitternacht oder vier Uhr früh Rennen zu fahren. Seit dem Rennen in Fuji (Oktober) hatte ich aber eine großartige Zeit. Die Kameradschaft im Team ist sensationell. Es ist für mich großartig, zu diesem Karrierezeitpunkt noch viel für ein junges Team beitragen zu können. Und dabei will ich meine eigenen Vorgaben erfüllen, auf dem höchsten Niveau mit größtem Kampfgeist meine Leistung zu bringen. In der Formel 1 hast du 85 Prozent deiner Arbeit außerhalb des Cockpits aufgewendet, hier ist es ganz anders. Da zählt das Fahren noch am meisten.
Du hattest bereits Erfahrung im Höhepunkt Le Mans, wie siehst Du den Klassiker jetzt?
Das ist einfach sehr, sehr speziell. Ein gesamter Tag nur Rennfahren, mit unglaublichen Emotionen, jeder wird hundemüde, und ich war wirklich überrascht, welches Gefühls-Auf- und Ab es innerhalb des Teams auslösen kann.
Porsche kam zuletzt dem ersten Sieg nahe. Hattest Du den für diese Saison schon erwartet?
Ich glaube nicht. Damit war vor Saisonstart kaum zu rechnen. Wir haben es doch mit einem völlig neu aufgebauten Team zu tun, das menschlich und technisch zu sich finden, die Stärken und Schwächen jedes einzelnen ausloten musste. Der Vorteil war, dass wir mit einem neuen, frischen Ansatz ans Werk gingen. Einiges ist uns sensationell gelungen, zum Beispiel Le Mans als Gesamtoperation. Wir machten dort wirklich gute Figur. Spezielle Rennsituationen wie Boxenstopp, Safety-Car-Phasen usw. haben wir schnell gelernt. Aber wir lernen immer noch mit jedem Rennen dazu. Und das ist völlig normal. In Summe würde ich sagen: Wir haben Porsche wieder ins Blickfeld gebracht, und die Gegner wissen, dass wir da sind.
Hat die heurige positive Erfahrung Deinen persönlichen Zeitplan zum Karriereende verändert? Kannst Du Dir vorstellen, länger aktiv zu bleiben als vielleicht bisher geplant?
Ja, absolut. Ich dachte, ich würde hier nur noch eine beschränkte Zeit verbringen, aber jetzt denke ich, es wird länger sein.
Kannst Du Dir vorstellen, nach der aktiven Laufbahn weiter für Porsche tätig zu sein, als Markenbotschafter oder Entwickler wie zum Beispiel Walter Röhrl?
Eine solche Entscheidung liegt komplett bei Porsche und auch Porsche Australien. Ich bin stolz, jetzt Teil von Porsche zu sein und ja, Sebastian (Vettel) und ich haben uns schon 2010 privat 911er GT2 gekauft... Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu einigen Vorständen, auch Dr. (Wolfgang) Porsche (Aufsichtsrats-Vorsitzender, Anm.) hat mich großartig aufgenommen. Ja, das könnte ich mir vorstellen, Porsche verbunden zu bleiben. Allerdings: Ich spreche nicht besonders viele Sprachen, da bin ich wohl etwas im Nachteil. Aber nach dem Ausstieg aus dem Cockpit weiter für Porsche zu arbeiten ist für mich sicher eine Option für die Zukunft.
Tauschst Du Dich im WEC-Fahrerlager mit alten F1-Kollegen aus?
Klar, ständig, mit Alex (Wurz), mit Anthony (Davidson) oder Stéphane (Sarrazin), gegen den ich schon Formel 3000 fuhr! Wir sind eine große Familie mit toller Kameradschaft.