Porsche Motorsport: Viel Arbeit für den neuen Chef
Porsches neuer oberster Motorsportler: Sportchef Dr. Frank-Steffen Walliser
Der neue Porsche-Motorsportchef Dr. Frank-Steffen Walliser kann sich über mangelnde Arbeit in seinem Job in den kommenden Wochen kaum beklagen. Die Werks-GT-Programm mit dem 911 RSR in der Sportwagen-WM FIA WEC und der United SportsCar Championship müssen sortiert und geordnet werden, Vorbereitungen und Entscheidungen für das neue GTE-Reglement ab 2016 wollen getroffen werden, der neue 911 GT3 R auf Basis der Baureihe 991 steht ebenso in der Warteschlange wie der supersportliche Seriensportwagen 991 GT3 RS, Pläne das Motorsportprogramm mit einem Cayman nach unten abzurunden wollen verfolgt werden, dazu muss sich Walliser auch noch um den Porsche 918 Spyder kümmern, den er als Gesamtprojektleiter auf den Weg gebracht hat. «80% meiner Zeit widme ich momentan dem Motorsport, der 918 Spyder nimmt derzeit noch rund 20% meiner Zeit in Anspruch, mit abnehmender Tendenz, da die Kundenfahrzeug ja ausgeliefert werden», sagt Walliser im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Anfang Oktober hat Walliser die Leitung der Porsche Motorsportabteilung von Hartmut Kristen übernommen, der zehn Jahre Sportchef von Porsche war und nun in eine Beraterrolle für den Vorstand gewechselt ist. Walliser verantwortet den gesamten Motorsport und die in seinem Bereich angesiedelten Serienfahrzeuge. Mit dem von Fritz Enzinger geleiteten LMP1-Programm hat er allerdings nichts zu tun.
Eine der ersten Entscheidungen von Walliser in seinem Job war eine Personalentscheidung. Er baute den Fahrerkader für die WEC um, holte Richard Lietz in die WM und setzte ihn mit Jörg Bergmeister auf ein Auto. Dafür zog er Marco Holzer ab, der sich vorerst mit der Rolle des Test- und Entwicklungsfahrers begnügen muss. «Ich habe diese Entscheidung gemeinsam mit Hartmut Kristen getroffen, mit dem ich in den vergangenen Monaten sehr intensiv zusammengearbeitet habe. Solche Entscheidungen fällt man nicht nach einem Rennen, das entwickelt sich über einen längeren Zeittraum. Ich habe ein ganz klares Ziel: Ich möchte am Saisonende Weltmeister sein.»
Das wird für Walliser und das Porsche Team Manthey in der FIA WEC aber keine einfache Aufgabe: Der Fahrer-WM-Titel ist dem Ferrari-Duo Vilander/Bruni kaum mehr zu nehmen, knapp 50 Punkte liegen die AF-Corse-Piloten vorn. In der Markenwertung sieht es etwas besser aus, dort liegt Porsche allerdings auch 29 Punkte hinter Ferrari bei drei noch ausstehenden Rennen.
Walliser war bereits zu Zeiten des RS Spyder-LMP2-Programms im Motorsport tätig und verantwortete die Motorsport Strategie. Als er die Projektleitung für den 918 Spyder übernahm, riss der Kontakt mit den Motorsportlern nie ab, denn das Projekt war bei Porsche innerhalb der Motorsportabteilung angesiedelt. Mit Serienfahrzeugen hat Walliser auch weiterhin zu tun, denn die sportlichen Modellvarianten des Porsche 911, der GT3 und der für 2015 erwartete neue GT3 RS entstehen in der Motorsportabteilung. «Für mich war es Bedingung, dass diese Modelle auch weiterhin in der Motorsportabteilung bleiben, sonst hätte ich diesen Job nicht angetreten», sagt Walliser deutlich.
Ein Projekt, das ein sportliches Serienfahrzeug und den Motorsport verbindet, ist ein möglicher Einstiegsrenner auf Basis des Cayman. Porsche Motorsport beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit den Gedanken eines Rennfahrzeuges unterhalb des Markenpokal-Modells 911 GT3 Cup, der nun die Eintrittkarte in den Porsche Motorsport ist. Der 911 GT3 Cup ist mit einem Preis von jenseits 180.000 Euro allerdings nicht nur mittlerweile sehr teuer, sondern wird auch technisch immer aufwendiger. So stellte sich die Frage nach einem Cayman GT4, Porsche würde der etwas vor sich hin dümpelnden GT4-Klasse neues Leben einhauchen.
Kein Geheimnis ist das bereits seit Monaten auf der Nordschleifen Prototypen eines Cayman GT4 unterwegs sind, die analog zum Serien-911-GT3 das strassenzugelassene Topmodell der Mittelmotor-Baureihe stellen würden. «Wir beschäftigen uns mit dem Thema ein Einstiegsmodell unterhalb des 911 GT3 Cup anzubieten, wir haben nach so einem Modell aus Märkten wie den USA oder Asien eine sehr hohe Nachfrage. Wir arbeiten an so einem Modell, allerdings derzeit nicht mit höchster Priorität.»