Porsche-Pilot Timo Bernhard im Exklusiv-Interview T2
Grosse Freude: Timo Bernhard auf dem Siegerpodest in Le Mans
Der Nürburgring ist für Sie ja ein sehr erfolgreiches Pflaster. Beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife sind Sie mit fünf Gesamtsiegen sogar einer der Rekordhalter. Aber was war Ihr schönstes Erlebnis am Ring abseits der Rennen und Erfolge?
Es gibt einige besondere Momente und einer war sicherlich, als ich schon 1986 meinen Vater zu den VLN-Läufen begleitet habe. Damals fuhr er im Golf1 GTI. Diese Erinnerungen prägen enorm. Aber auch die Menschen, die ich am Nürburgring getroffen habe. Wenn Sie mit Renate und Olaf Manthey bei einem Steak in der Pistenklause im Tiergarten sitzen und Olaf über alte Zeiten redet, dann sind das besondere Momente.
Ihr Vater ist schon seit 40 Jahren im Motorsport aktiv. Sie sind verheiratet und inzwischen Vater des kleinen Paul. Begleitet Ihre Familie Sie zu den Rennen, oder gibt es die strikte Trennung zwischen privat und Beruf?
Wir sind eine sehr, sehr motorsportbegeisterte Familie; das steht fest. Bei den meisten Rennen bin ich alleine, aber meine Familie verfolgt alles ganz genau im Live-Stream oder im TV. Mein Sohn Paul war dieses Jahr in Spa Live dabei und wird auch zum Nürburgring kommen. Sein Lieblingsauto ist natürlich ein Porsche.
Sie leben in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Kaiserslautern. Erzählen Sie mal, wie ist es zuhause bei Ihnen im Dorf? Werden Sie beim Joggen oder beim Bäcker angesprochen?
Ich habe zu Hause ideale Trainingsbedingungen zum Laufen und Radfahren und ich fühle mich sehr wohl in meiner Heimat. Der Ort ist nicht allzu gross und die Leute kennen mich natürlich. Und wissen auch, was ich mache. Viele sind sportbegeistert und verfolgen die Rennen.
Die interessanteste Aussage habe ich zwei Tage nach Le Mans von meiner Nachbarin bekommen: Sie ist 86 Jahre alt, hat mich am Gartenzaun abgefangen und mir ganz viele Fragen zu Le Mans gestellt. Wie zum Beispiel, warum nur zwei Leute die Reifen wechseln dürfen. Zum Schluss sagte sie: «Herr Bernhard, Sie haben mich einen Tag meines Lebens gekostet; ich habe die ganze Nacht ferngesehen, aber es war toll.» Das war für mich der beste Indikator, dass wir mit dem Sport auf dem richtigen Weg sind.
Ganz klar, als Werksfahrer bei Porsche haben Sie für viele Menschen den Traumjob. Doch was ärgert Sie an Ihrem Beruf?
Ärgern direkt kann man nicht sagen. Wenn man so einen Beruf hat, muss man sich im Klaren sein, dass man auch auf viele Sachen verzichten muss. Man ist z.B. ständig unterwegs und hat nicht sehr viel Zeit. Zeit ist mir sehr kostbar und viel wichtiger als Geld.
Und zum Schluss noch eine Frage aus dem Nähkästchen. Welchen Lebenstraum, der Nichts mit Motorsport zu tun hat, wollen Sie sich noch erfüllen?
Einmal Live bei den Olympischen Sommerspielen dabei zu sein… als Zuschauer natürlich.
Der erste Teil des Interviews mit Timo Bernhard kann hier nachgelesen werden.