Paddy Lowe (Mercedes): Was Nico Rosberg stark macht
WM-Feier bei Mercedes nach dem dritten Titel
Seit der Sommerpause erleben wir einen Nico Rosberg in Bestform: Vier Siege in fünf Rennen (Belgien, Italien, Singapur, Japan), fünf Mal auf dem Siegerpodest (Rang 3 in Malaysia), WM-Führung gegen Lewis Hamilton auf 313:280 ausgebaut. Immer wieder wird dem inzwischen 23fachen GP-Sieger die Frage gestellt: Was hat sich geändert? Nico stellt dann jeweils auf Stehsatz um: «Gar nichts. Ich mache nichts anders als früher.»
Aber so ganz stimmt das nicht. Einige Urteile der FIA-Rennkommissare sprechen für sich: Auf dem Red Bull Ring rumpelte Rosberg in den angreifenden Hamilton – Zehnsekundenstrafe, zwei Strafpunkte, Verwarnung. In Hockenheim gab es eine Fünfsekundenstrafe wegen beinharten Manövers gegen Verstappen. In Malaysia eine Zehnsekundenstrafe wegen der Attacke auf Kimi Räikkönen. Abgesehen davon wurde Rosberg in England um einen Platz auf Rang 3 versetzt, wegen eines damals verbotenen Funkspruchs.
Das ist nicht mehr der gleiche Rosberg wie 2014 oder 2015. Wenn Lewis Hamilton in Texas nochmals versuchen wird, Nico von der Bahn zu drängen, wird Rosberg knallhart dagegenhalten. Hamilton hat mehr zu verlieren als Nico.
Das ist ein Rosberg, der konsequent seine Chancen sucht, wie auch Paddy Lowe nach dem Japan-GP festhält, der 54jährige Technikchef der dreifachen Formel-1-Champions von Mercedes-Benz.
«Rosberg war schon immer ein sehr starker Fahrer», sagt der Engländer. «Wir haben schon in den vergangenen zwei Saisons gesehen, dass er seine Leistung im Abschlusstraining auf den Punkt bringen kann. Aber in diesem Jahr hat er in Sachen Rennhandwerk einen weiteren Schritt getan. Er ist im Zweikampf stärker geworden. Bei einigen seiner Manöver ist es nicht nach Wunsch gelaufen siehe Strafen, aber unter dem Strich ist er ein besserer Pilot geworden.»
Das grösste Problem von Rosberg bleibt Hamilton. Niemand zweifelt daran, dass Nico den WM-Titel 2016 verdient. Rosberg hat neun Grands Prix gewonnen, wenn er damit kein würdiger Weltmeister ist, womit dann?
Für Lowe ist der Ritterschlag das Duell mit Lewis Hamilton: «Es ist unheimlich schwer, Hamilton zu besiegen. Für uns als Team ist es prima, zwei solche Fahrer zu haben. Weil die beiden sich ständig anstacheln. Aber für sie selber ist es ein hartes Stück Arbeit, sich gegen den anderen immer wieder einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten.»
Beim kommenden USA-GP in Austin will Lewis Hamilton das Ruder in der WM nochmals herumwerfen – in Texas hat er drei der vier bisherigen Rennen gewinnen können. Und Hamilton zeigt keine Anzeichen, dass er aufgibt. Nico Rosberg: «In Japan hat Lewis mehr denn je mit den Ingenieuren gearbeitet. Ich weiss, dass er nichts unversucht lassen wird. Ein Hamilton gibt nicht auf.»
Für Teamchef Toto Wolff steht fest: «Das ist noch nicht vorbei. Klar hat Nico die bessere Ausgangslage, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass die Entscheidung erst beim Finale von Abu Dhabi fällt.»
Rennlegende Alain Prost weiss: «Rosberg wird nun diese Führung von 33 Punkten zu managen beginnen, und das kann eine psychologisch problematische Aufgabe sein. Vor allem dann, wenn der Verfolger Lewis Hamilton heisst.Aber das kann sich nochmals drehen – ein Ausfall von Rosberg, und Hamilton ist wieder voll im Spiel.»
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