Ross Brawn kritisiert Ferrari: Brauchen Schutzschild
Ross Brawn zu Ferrari-Zeiten mit Michael Schumacher
Zuletzt hatte sich Luca Baldisserri, einst Renningenieur von Michael Schumacher in der goldenen Ära des Rennstalls (fünf WM-Titel in Folge von Schumi 2000–2004), zu seinem ehemaligen Arbeitgeber geäußert.
«Weder Marchionne (Ferrari-Präsident, die Red.) noch Arrivabene (Teamchef) haben Rennerfahrung, die Führungsspitze von Ferrari hat diese Kultur verloren. Das ist doch nicht mehr ein Team, das ist eine Gruppe von Menschen, die verschreckt sind. Da herrscht ein Klima des Terrors, die Jungs erfinden und entscheiden nichts aus Angst, sie könnten in Unehren entlassen werden.»
Auch das einstige Superhirn von Schumacher, Ross Brawn, kritisiert die Scuderia. Seit seinem Weggang, 2006 gemeinsam mit Schumacher, konnte Ferrari durch Kimi Räikkönen 2007 nur noch einen Titel holen.
Unter Fernando Alonso ging der Traditionsrennstall leer aus, auch unter Sebastian Vettel geht es eher seitwärts denn aufwärts.
«Sie müssen sich stabilisieren und progressiv arbeiten. Sie müssen versuchen, den Druck, den Ferrari von Medien und Fans bekommt, etwas herauszunehmen. Jemand muss das Schutzschild sein, um das von den Leuten fernzuhalten, damit sie einen guten Job machen können und nicht über die Konsequenzen nachdenken», sagte Brawn in einem Interview mit der BBC.
Brawn arbeitete damals unter dem Ex-Präsidenten Luca di Montezemolo. Inzwischen hat Sergio Marchionne das Sagen. Seine Rolle beurteilt Brawn ebenfalls kritisch. «Das tolle an Luca war, dass er immer wissen wollte, was los war. Er war sehr leidenschaftlich, aber gleichzeitig hielt er sich immer raus, denn er vertraute uns», so Brawn.
Für Brawn ist bei Ferrari ein Vakuum entstanden. «Wenn es keine Struktur gibt, die der Führungsebene das Gefühl gibt, dass das Team richtig geführt wird, dann haben die Leute die Tendenz, sich selbst einzubringen», sagte Brawn.
Marchionne mische sich deutlich mehr ein als di Montezemolo. «Ich denke, es wäre besser, wenn Sergio das nicht machen würde. Aber ich glaube, dass er es tut, weil er keine Alternative sieht», so Brawn.
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