Formel 1 2017: Wird das Überholen noch schwieriger?
Die Formel-1-Autos werden sich im nächsten Jahr nicht nur optisch von ihren Vorgängern unterscheiden, sie sollen auch deutlich schneller werden. Dafür sorgen umfassende Regeländerungen, welche die Reifen und die Aerodynamik betreffen. Die neue Fahrzeug- und Reifengeneration wird breiter und vor allem in den Kurven schneller, wie die Experten voraussagen.
Auch Renault-Werksfahrer Jolyon Palmer weiss: «Die neue Saison bringt grosse Veränderungen mit sich, denn wir werden 2017 mit einer neuen Fahrzeug-Generation antreten.» Der Brite, der in diesem Jahr seine erste Formel-1-Saison mit den Franzosen bestritten hat, erklärt in seiner Channel-4-Kolumne: «Die neuen Autos sollen spektakulär zu fahren sein, gleichzeitig bedeuten sie eine grössere physische Herausforderung für uns Fahrer. Denn weil sie vor allem in den Kurven schneller sein werden, steigen auch die g-Kräfte, die auf unseren Körper wirken.»
«Deshalb wird das Training in diesem Winter besonders hart ausfallen, denn schon zum ersten Vorsaisontest wollen alle Fahrer in der Lage sein, gleich von Anfang an am Limit zu fahren. Die Rundenzeiten werden durchschnittlich zwischen drei und fünf Sekunden schneller als in diesem Jahr sein. Wie gross der unterschied letztlich wird, hängt auch von Pirelli und deren Strategie ab. Vor allem in den ersten WM-Läufen wird der Reifenausrüster beim Tempo eine Rolle spielen», erzählt der Spross des ehemaligen GP-Piloten Jonathan Palmer.
Der 25-Jährige fügt eilends an: «Dennoch erwarte ich, dass wir vor allem in den Kurven Zeit gewinnen werden.» Und um den Unterschied zu verdeutlichen, erklärt er: «Mit den für 2017 erwarteten Rundenzeiten hätte auch Schlusslicht Manor die Pole in diesem Jahr holen können. Das zeigt, wie gross der Unterschied zu diesem Jahr ist. Deshalb denke ich auch, dass wir auf den meisten Strecken neue Rundenrekorde aufstellen werden.»
Palmer weiss aber auch, das die Aerodynamik der neuen GP-Boliden das Überholen weiter erschweren könnte. Doch obwohl die meisten Experten davon ausgehen, dass die Luftverwirbelungen des Vordermannes die dichte Verfolgungsjagd fast unmöglich machen, kann sich der GP2-Meister von 2014 nicht vorstellen, dass es noch kniffliger sein wird, einem Vordermann zu folgen.
Ganz einfach, weil es schon in diesem Jahr fast unmöglich war, ist Palmer überzeugt: «Ich werde abwarten und schauen, wie die neuen Regeln die Überholmöglichkeiten beeinflussen werden. Aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es noch schwieriger als in diesem Jahr sein kann.»
Als Beispiel nennt der 20-fache GP-Pilot den US-GP in Austin: «Ich folgte meinem Teamkollegen Kevin Magnussen, konnte aber einfach nicht vorbeiziehen. Wenn ich eine grosse Lücke zu ihm entstehen liess, war ich deutlich schneller, doch sobald ich näher ran fuhr, ging nichts mehr.»
Und der WM-Achtzehnte sagt: «Ganz allgemein kann ich mich nicht daran erinnern, ein sauberes Überholmanöver ohne DRS oder klarem Reifen-Vorteil zwischen zwei Teamkollegen in diesem Jahr gesehen zu haben. Die beiden Red Bull Racing-Jungs waren in Malaysia vielleicht noch am dichtesten aneinander dran.»
Palmer betont noch einmal: «Das Überholen scheint wegen des Heckflügels, den wir mittels DRS flachstellen können, und wegen der freien Reifenwahl etwas einfacher geworden zu sein. Doch wenn man nicht über einen grossen PS-Vorteil verfügt oder sehr viel frischere Reifen, beziehungsweise eine deutlich weichere Mischung als der Vordermann drauf hat, ist es beinahe unmöglich, an einem Gegner vorbeizukommen.»