Jacques Villeneuve: «V6-Turbo bringt uns nichts»
Jacques Villeneuve: «Es ist eine faszinierende Technik, die bei den Motoren zum Einsatz kommt, aber das ist etwas für Ingenieure»
Wer Jacques Villeneuve kennt, weiss: Der Kanadier ist immer für eine gute Schlagzeile zu haben. Denn der Weltmeister von 1997 redet nicht um den heissen Brei herum, wenn es um die Formel 1 geht. So auch bei seinem Auftritt auf der Hauptbühne der Autosport International Show. Villeneuve, der als TV-Experte immer noch regelmässig im Fahrerlager anzutreffen ist, schimpfte gleich los.
Der 45-Jährige beschwerte sich über die GP-Stars von heute und ätze mit Verweis auf die guten, alten Zeiten, in denen sein Vater Gilles Villeneuve noch auf der Strecke unterwegs war: «Damals gab es keine wiederholten Spurwechsel auf der Geraden, kein Fahrer versuchte, einen Gegner auf der Innenseite auszubremsen. Alles lief sauber und respektvoll ab. Heute glauben die Fahrer doch, sie seien in einem Video-Game. Es gibt keinen Respekt, dieses Wort kennen sie gar nicht!»
Der elffache GP-Sieger ist überzeugt, dass die verbesserte Sicherheit in der Formel 1 dazu geführt hat, dass die Fahrer keinen Respekt mehr im Zweikampf haben. «Alles ist in Ordnung, man kann sich ja nicht verletzen», erklärte er trocken.
Deutliche Worte findet Villeneuve auch, wenn es um die DRS-Überholhilfe geht. Dass die GP-Piloten mit Hilfe des flachgestellten Heckflügels an ihren Gegnern vorbeiziehen dürfen, habe die Überholmanöver abgewertet, ist er überzeugt: «Die Fans beschwerten sich die ganze Zeit, es gäbe zu wenig Überholmanöver. Und was hat die Formel 1 gemacht? Sie sagte sich: Okay, lasst uns das DRS einführen, dann haben wir einhundert Überholmanöver pro Rennen. Doch nennt mir ein Manöver, das seit der Einführung von DRS wirklich in Erinnerung geblieben ist. Es gibt keines. Denn mit dem DRS ist es kein Risiko mehr, es geht nur noch darum, einen Knopf zu drücken.»
«Nun sehen wir Autos, die an Gegnern vorbeiziehen, aber das ist kein echtes Racing. Es gibt unzählige Überholmanöver, aber es ist trotzdem langweilig. Es hat seinen Zweck also verfehlt. In den Motorrad-Rennen dauert es manchmal zehn Runden, bis ein Fahrer am Gegner vorbeikommt. Aber in dieser Zeit sieht man die ganze Arbeit, die er ins Manöver steckt», fügt der 162-fache GP-Pilot an.
Und Villeneuve nutzt auch die Chance, gegen die komplizierten V6-Turbo-Hybrid-Antriebseinheiten zu wettern, die seit 2014 in der Formel 1 eingesetzt werden. «Es ist eine faszinierende Technik, die bei den Motoren zum Einsatz kommt, aber das ist etwas für Ingenieure. Das hat in der Formel 1 nichts zu suchen, denn es bringt auch überhaupt nichts. Man sollte diese Technik wieder verbannen, ich würde sie auch nicht in meinem Auto haben wollen!»