John Surtees (83) tot: Die Motorsportwelt trauert
John Surtees ist tot. Der einzige Fahrer, der auf zwei und auf vier Rädern Weltmeister geworden ist, hat für immer die Augen geschlossen, er wurde 83 Jahre alt.
Die Familie lässt mitteilen: «Es erfüllt uns mit grosser Trauer, dass wir den Tod von John Surtees verkünden müssen. John wurde im Februar ins St George’s-Krankenhaus von London eingeliefert, wegen Atembeschwerden. Nach einer kurzen Phase der Intensivbehandlung ist er an diesem Freitagnachmittag friedlich entschlafen. Seine Gattin Jane und seine Töchter Leonara und Edwina waren an seiner Seite.»
«John war ein liebender Ehemann, Vater, Bruder und Freund. Er war einer der wahren Grossen des internationalen Motorsports und hat sich bis ins hohe Alter unermüdlich für die "Henry Surtees Stifting" und die Buckmore-Kartstrecke engagiert.»
«Wir sind in tiefer Trauer über den Verlust dieses unglaublichen, warmherzigen, liebenswürdigen Mannes. Er war für alle ein Vorbild, stets das Beste aus sich herauszuholen, ein wahrer Kämpfer, bis zuletzt.»
«Wir möchten uns bei der ganzen Belegschaft des St George‘s und auch beim East Surrey-Krankenhaus für ihre Hilfe bedanken und ihre Unterstützung in diesen schweren Tagen. Vielen Dank auch für die zahlreichen Botschaften in den letzten Wochen. Details zur Beerdigung werden wir später bekanntgeben.»
John Surtees wurde früh mit dem Motorsport-Virus infiziert. Kein Wunder, schliesslich war der am 11. Februar 1934 in Tatsfield in der Grafschaft Surrey geborene John Sohn des Motorradhändlers und Hobby-Seitenwagenpiloten Vincent Surtees.
Seine ersten Rennkilometer spulte der kleine John denn auch im Seitenwagen des Motorrads seines Vaters ab – und durfte gleich bei der Premiere den Sieg bejubeln. Allerdings wurde das Vater-Sohn-Gespann disqualifiziert, weil John als 14-Jähriger zu jung war.
Sein erstes Motorradrennen bestritt er ein Jahr später auf einer Grasbahn. Damals absolvierte er in der Werkstatt seines Vaters eine Mechaniker-Ausbildung. 1955 holte ihn Norton-Rennchef Joe Craig ins Werksteam und sorgte damit für den Beginn einer grandiosen Motorrad-Karriere.
Als Surtees ein Jahr später zu MV Agusta wechselte, wurde ihm schnell der Spitzname «Figlio del vento» (Sohn des Windes) verpasst. Zu Recht, zwischen 1956 und 1960 holte er insgesamt sieben WM-Titel – drei in der 350-ccm-Klasse und vier in der 500-ccm-Meisterschaft.
Danach wechselte Surtees auf vier Räder und bestritt zwischen 1960 und 1972 insgesamt 111 Grands Prix. Sechs davon beendete er als Sieger, 1964 durfte er in seinem vierten GP-Jahr beim letzten Saisonrennen den WM-Titelgewinn mit Ferrari feiern. Es war das Highlight seiner Automobilsport-Karriere, die ein Jahr später durch einen schweren Unfall auf dem Mosport Circuit in Kanada fast beendet worden wäre.
Doch schon beim Saisonstart 1966 sass Surtees wieder am Steuer, in jenem Jahr sicherte er sich den zweiten Gesamtrang in der WM. Ab 1970 trat er im eigenen Formel-1-Team an, mit dem er allerdings keine grösseren Erfolge mehr feiern konnte. Nur noch in vier Rennen fuhr er in die Punkte, bevor er seine GP-Karriere 1972 beendete.
Auch bei den Sportwagen feierte Surtees grosse Erfolge, so gewann er etwa mit Ferrari auf dem Nürburgring, in Sebring und auf der Highspeed-Strecke von Monza. 1964 durfte er im prestigeträchtigen 24h-Klassiker von Le Mans gemeinsam mit Lorenzo Bandini den dritten Platz feiern.
Nach seiner aktiven Karriere blieb Surtees dem Motorsport treu, er wurde spät nochmals Vater, sein Sohn Henry galt als kommender Star. Doch am 19. Juli 2009 verunglückte der 18-jährige Henry Surtees beim Formel-2-Rennen in Brands Hatch tödlich, als er von einem abgerissenen Rad eines gegnerischen Autos am Kopf getroffen wurde.
John Surtees sagte: «Mein Sohn folgte seinem Herzen von dem Zeitpunkt an, als er zum ersten Mal in einem Kart sass. Die Zukunft schien verlockend, und er blühte in der Welt des Motorsports auf. Er hatte sich selber bewiesen, dass er einer jener war, welche die Spitze erreichen können.»
Nach dem Tod seines Sohnes gründete John Surtees die Henry-Surtees-Stiftung, die sich für Menschen mit Hirnverletzungen einsetzt.