Sauber ohne Monisha Kaltenborn: Kandidat Colin Kolles
Noch immer liegt von Sauber keine offizielle Stellungnahme vor, wonach sich der Schweizer Rennstalls von Teamchefin und Geschäftsleiterin Monisha Kaltenborn getrennt habe.
Team-Manager Beat Zehnder sagte SPEEDWEEK.com in Baku lediglich: «Jörg Zander als Technischer Direktor und ich als Team-Manager sind mit dem Einsatz des Rennstalls hier in Baku betraut. Für alles Weitere sind die Team-Besitzer zuständig.»
Im Juli 2016 war bekannt geworden: Der Sauber-Rennstall – seit 1993 Schweizer Aushängeschild in der Formel 1 – wird dem Grand-Prix-Sport erhalten bleiben. Die Schweizer Investment-Gesellschaft Longbow Finance S.A. hatte 100 Prozent der Sauber Holding AG übernommen. Damit war das Formel-1-Unternehmen gerettet.
Sauber ist nach Ferrari, McLaren und Williams das viertälteste GP-Team.
Tetra Laval steht hinter jener Finanzgesellschaft Longbow, die Sauber übernommen hat. Tetra Laval ist dank des Getränkekartonsystems Tetra Pak zu einer Weltfirma geworden: Die Firma mit Sitz in Pully (Westschweiz) beschäftigt fast 23.500 Mitarbeiter und setzte 2014 13,5 Milliarden Euro um. Tetra Laval wurde von Ruben Rausing gegründet, weltweit zum Erfolg geführt von seinen Söhnen Hans und Gad Rausing, heute ist die Firma in Besitz von Kirsten und Finn Rausing. Am Ruder steht CEO Denis Jönsson, und dessen Freude am Motorsport war der Grund, wieso vor Jahren auf den jungen Marcus Ericsson gesetzt wurde.
Seither ist es zwischen Pascal Picci, Präsident & CEO von Longbow Finance S.A., und Monisha Kaltenborn offenbar zu Spannungen gekommen, was die Führung des Rennstalls angeht, und das hat mit Ericsson zu tun. Monisha Kaltenborn wollte Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson wohl strikte gleich behandeln, naheliegend, dass schwedische Investoren ihre Karten lieber auf den schwedischen Piloten setzen.
Picci soll auch ungehalten darüber sein, dass Fortschritte auf sich warten lassen, das Team liegt derzeit auf dem zweitletzten WM-Rang.
Die Frage ist: Wie geht es ohne Monisha Kaltenborn weiter?
Auf der Kandidatenliste möglicher Sauber-Teamchefs steht offenbar Colin Kolles. Der 49jährige Rumäne hat in den vergangenen Jahren einige Formel-1-Schiffe über Wasser gehalten, die unter einem anderen Kapitän viel früher abgesoffen wären oder den Hafen gar nie verlassen hätten.
Kolles war Retter in der Not bei «MF1 Racing», dem Rennstall des Russen Alexander Shnaider, der von Jordan übernommen worden war. Im Spätsommer 2006 wurde MF1 an Spyker verkauft und erhielt einen neuen Namen, Kolles blieb auf dem Kommandoposten. Das Gleiche passierte 2007: aus Spyker wurde Force India, Kolles blieb und zwar bis September 2009.
Im Jahr darauf brachte Kolles scheinbar aus dem Nichts «HRT» (Hispania Racing Team) an den Start, 2011 verliess er das Team, HRT seuchte sich noch ein Jahr durch, dann war Feierabend. Im Juli 2014 schliesslich wurde bekannt, dass Kolles als Berater für die neuen Besitzer von Caterham tätig sei. Die Trennung von AirAsia-Chef und Caterham-Besitzer Tony Fernandes verlief nicht freundschaftlich.
Seit 2009 ist Kolles auch im Langstreckensport tätig.